Mauerreste Grafenkelterhaus bei Briedel

Römisches Grafenkelterhaus

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 58,63″ N: 7° 08′ 59,99″ O 50,03295°N: 7,15°O
Koordinate UTM 32.367.510,29 m: 5.543.934,16 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.436,56 m: 5.544.707,99 m
  • Diese Zeichnung verdeutlicht, wie das einstige Grafenkelterhaus in der Weinlage gegenüber von Briedel ausgesehen hat (2020)

    Diese Zeichnung verdeutlicht, wie das einstige Grafenkelterhaus in der Weinlage gegenüber von Briedel ausgesehen hat (2020)

    Copyright-Hinweis:
    Hermann Thur / Ortsgemeinde Briedel
    Fotograf/Urheber:
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  • Informationstafel Grafenkelterhaus in Briedel (2020)

    Informationstafel Grafenkelterhaus in Briedel (2020)

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Die Geschichte des Grafenkelterhauses in der Weinlage „Briedeler Herzchen“ reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Heute sind nur noch Mauerreste zu erkennen. Vermutlich wurde das Kelterhaus auf den Fundamenten eines römischen Vorgängerbaus errichtet. Ihm verdanken die Mauerreste den Namen „Römisches Grafenkelterhaus“.

Lage
Auf der Briedel gegenüberliegenden Moselseite befinden sich die Weinlagen Herzchen, Schäferlay und Weißerberg. Am Fuß des steilen Südhangs, in Richtung Marienburg, liegt die Flur Kelterhausberg in der Weinlage Briedeler Herzchen. Hier finden sich Mauerreste des sogenannten Römischen Grafenkelterhauses, nur ca. 30 Meter von der Mosel entfernt. Dieses Kelterhaus diente dazu, die geernteten Trauben vor Ort zu keltern und zwischenzulagern. Der aufwendige und risikoreiche Transport der frisch geernteten Trauben über die Mosel hinweg zum in der Ortslage Briedel liegenden Kelterhaus wurde entbehrlich. Nach dem Keltern wurde der Most oder der fertige Wein vom Grafenkelterhaus mit Booten zu den Handelsorten entlang der Mosel verschifft. In der Kurfürstlichen Hofkellerei in Zell beispielsweise wurde Most aus der Weinlage zu Wein verarbeitet.

Gebäudereste
Die Mauerreste des Kelterhauses lassen die Größe der Anlage erahnen. Beim Kelterhaus handelte es sich um ein zweigeteiltes Gebäude auf rechteckigem Grundriss. Das Bauwerk war 36 Meter lang und 12 Meter breit. Der nordöstliche Teil diente als unverputzter Kellerraum. In Mauerresten der Nordwand sind noch Ansätze von zwei Lichtschächten zu erkennen. Der südöstliche Hausteil war mit grobem Putz versehen und umfasste offenbar den Kelterraum. Eine Beschreibung aus dem Jahr 1608 verweist auf fünf Keltern. Die Lage dieser Keltern vermutet man an der Ostwand des Gebäudes. Dort sind Reste eines ca. 12 Meter langen und 3 Meter breiten Einbaus zu erkennen. Im östlichen Teil der Südmauer befand sich eine ca. 3 Meter breite Zufahrt.

Geschichte des Grafenkelterhauses
Unter den Mauerresten des Grafenkelterhauses wurden auch Mauern zweier Vorgängerbauten gefunden. Diese stammen aus der Römerzeit und aus dem Mittelalter.

Die römischen Spuren deuten auf einen römischen Hof mit einer Kelter hin. Münzfunde und Terrakottascherben aus der Zeit des frühen 3. bis zur Hälfte des 5. Jahrhunderts konnten in diesen Mauerresten gefunden werden. Auf den römischen Ruinen wurde im 12. Jahrhundert die Grafenkelter errichtet. Dieses Kelterhaus findet erstmals in einem Dokument aus dem Jahr 1271 Erwähnung. Bereits damals wurde die Kelter als sehr alt bezeichnet. Das mittelalterliche und das frühneuzeitliche Kelterhaus befand sich im Besitz der Grafen von Salm. Im Jahr 1601 ging der Besitz an die Hofkammer des Trierer Erzbistums. Die Verwalter wohnten in Briedel, wo sie eine weitere Kelter betrieben.

Häufig wurden ortsfremde Personen auf Lebenszeit mit der Hofverwaltung betraut. Sie waren dafür verantwortlich, die zum Hof gehörigen Weinberge zu beaufsichtigen und Pacht einzuziehen (daher auch die Bezeichnung: „Hofmann“). Der Hofmann sorgte dafür, dass die Weinberge gepflegt und gepflanzt wurden. Darüber hinaus beaufsichtigten die Verwalter das Mähen der Wiesen und Einbringen des Heus aus den Wiesen in den dazugehörigen Ländereien. Zudem mussten die Hofmänner den Wein und die Zinsen in Form von Naturalabgaben in den Fässern der Kellerei lagern. Nicht zuletzt brachten die Verwalter das eingenommene Geld sowie die Naturalabgaben nach Zell in die kurfürstliche Kellnerei.

Im Briedeler Sterberegister steht, dass im Jahr 1731 ein Kind, vermutlich der Sohn des Hofschultheißen in heißen Most gefallen und somit zu Tode gekommen war. Dieser Eintrag liefert einen der seltenen Hinweise auf „gefeuerten Wein“ an der Mosel für diese späte Zeit.

Das Grafenkelterhaus wurde im Jahr 1803 im Zuge der Säkularisierung versteigert. In der Folgezeit verfiel das Gebäude und wurde mit Weinstöcken bepflanzt. Im Jahre 1996 wurde im Rahmen der Flurbereinigung das Gelände wieder der Ortsgemeinde Briedel zugewiesen. Der örtliche Geschichts- und Kulturverein bemüht sich um die Erhaltung der Ruinen.

Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Gemeinde Briedel sind für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts gut belegt. Für den Zeitraum zwischen den Jahren 1751 und 1774 liegen Aufgabenbeschreibungen des Hofmanns vor. Für die Jahre 1784 und 1788 wurden Häuserlisten als Nachweis für die Brandversicherung geführt. In diesen Listen wird das Kelterhaus bei Briedel allerdings nicht geführt, weil es außerhalb des eigentlichen Ortes lag.

(Jan Grendel, Sarah Mihalovic, Luisa Junker, Anna-Maria Zois, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Hermann Thur, 2020)


Quelle
Informationstafel vor den Ruinen des Grafenkelterhauses. Weinlage „Briedeler Herzchen“, 56867 Briedel.

Internet
www.briedeler-geschichte.de: Grafenkelterhaus (abgerufen 01.03.2021)
glossar.wein.plus: Feuerwein (abgerufen 15.04.2021)

Literatur

Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, S. 26ff., S. 217ff, Trier.

Mauerreste Grafenkelterhaus bei Briedel

Schlagwörter
Ort
56867 Briedel
Fachsicht(en)
Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1200

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„Mauerreste Grafenkelterhaus bei Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244458 (Abgerufen: 26. April 2024)
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