Auf der dem Ortskern von Briedel gegenüberliegenden Seite der Mosel ziert diese Weinlage inmitten der Reben in großen, weißen Buchstaben ein Schriftzug „Briedeler Herzchen“ sowie ein rotes Herz. Der Bereich umfasst eine der fünf zu Briedel gehörenden Weinlagen; weitere sind Nonnengarten, Schäferlay, Weißerberg und Schelm.
Lagebezeichnung Die Weinlage „Briedeler Herzchen“ wird erstmals urkundlich im Jahr 1554 erwähnt, befand sich aber auf dem heutigen Flurgrund der Weinlage Nonnengarten. Sie wurde als „zu Doal zu dem Herze“ genannt, in Anlehnung an einen kleinen Pfad, der sich durch die Weinlage vom Eulenturm bis hin zum Martinslay zog. Viele Sprachwissenschaftler ordnen die Namen „Herz- und Hirsch-“ dem keltischen ard (Berg) zu. Hirsch heißt im Mittelhochdeutschen hirz, und so wird wohl die Abwandlung in „Herz“ zustande gekommen sein. Die Lagebezeichnung „Herzchen“ ist auch bei der Anlage des Urkatasters 1832 so hier eingetragen worden. Im Grundbuch ist es eine sehr kleine Einzellage, aber in der besten Qualitätsstufe eingeordnet.
Ende des 19. Jahrhunderts entstanden aus uralten Wurzeln, nämlich den lokalen Flurnamen, Lagebezeichnungen für das Weinetikett. Das Deutsche Weingesetz von 1909 mit der Kennzeichnungspflicht war hier sicherlich maßgebend. 1971 führte das neue Weingesetz nunmehr den Begriff der Einzellage mit entsprechenden Mindestanforderungen ein und löste das alte Weinbezeichnungsrecht auch von den unendlich vielen Grundstücks-Lagenamen ab. Die Weinlagenbezeichnung „Briedeler Herzchen“ wurde dabei auf die andere Moselseite verlegt. Sie umfasst seither 40 % der Briedeler Weinberge und steht für beste Qualität. Auch kulturhistorisch ist die Weinlage des „Briedeler Herzchens“ für den Ort Briedel sehr bedeutend, da hier u.a. Spuren von römischen Kelteranlagen in Form des Kelterhauses vorzufinden sind, auf dessen Grundmauern das spätere Grafenkelterhaus errichtet wurde. Somit zählt Briedel zu den ältesten, urkundlich belegten Weinbaugemeinden entlang der Mosel.
Weinbezeichnung Schon Ende des 19. Jahrhunderts begannen Briedeler Winzer, Ihre Weine unter der Bezeichnung „Herzchen“ zu vermarkten. Der wunderbar zum Weintrinken passende Begriff setzte sich schnell durch und bald wurde er auch von der Gemeinde bei der Fremdenverkehrswerbung eingesetzt. Viele Lieder und Gedichte, vorwiegend in den 1930er Jahren von verschiedenen Komponisten und Textern verfasst, zeugen noch heute von der animierenden Wirkung des Briedeler Herzchen-Weines. Der Begriff hat sich etabliert und Briedel ist ohne Herzchen nicht denkbar. Ob als Bezeichnung „Weinfest des Briedeler Herzchen“ oder als Wanderweg. Gleich drei gastronomische Betriebe trugen die Bezeichnung in ihrem Namen, was naturgemäß des öfteren zu Verwechslungen und Differenzen führte. Auch die „Winzertanzgruppe Briedeler Herzchen“ ist ein weitbekanntes Gütezeichen.
1956 wurde der Begriff „Briedeler Herzchen“ beim Deutschen Patentamt als Warenzeichen eingetragen und die Gemeinde zeichnete besonders gute Weine mit einem Gütesiegel aus. Urheberrechtsstreitigkeiten führten 1966 leider zur Einstellung der Weinsiegelverleihung und der Patentschutz lief aus. Die Weinbezeichnung „Briedeler Herzchen“ stellt heute im allgemeinen Sprachgebrauch der Weintrinker sozusagen den Leitnamen für Briedeler Weine dar. Übrigens soll der Begriff „Herzchen“ einst ähnlich wie die Bezeichnungen „Doktor“ oder „Apotheke“ genutzt worden sein - zumindest wird das so überliefert. Jemand war schwer krank, und nach dem Genuss des Weines ging es ihm spontan besser. Daher sind seit alters her mehrere gute Weinlagen nach diesen Begriffen benannt.
Anblick Die Weinlage kann von vielen Standpunkten der Dorfseite aus begutachtet werden. Einen besonders schönen Anblick dieses Weinanbaugebiets und des Schriftzugs erhält man z.B. von der St. Martinskirche, dem Eulenturm oder dem Aussichtspunkt Martinslay. Über den Weinbergen wurde ein künstlerisch gestaltetes Herz als Fotorahmen aufgestellt, durch den hindurch man einen wunderschönen Blick auf den Ort - und die Urlage neben dem Eulenturm - hat.
(Jan Grendel, Universität Koblenz-Landau, 2015; Hermann Thur, Briedel, 2022 )
Internet www.briedel.de: Gemeinde Briedel. Weinlagen. Thur, Hermann (abgerufen 01.11.2015) www.briedeler-geschichte.de: Chroniken der Gemeinde Briedel. Thur, Hermann (Stand 15.11.2014, abgerufen 01.11.2015)
Literatur
Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, S. 54f., S. 114f., S. 364, Trier.
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