Nach der Betrachtung und zur Kenntnisnahme dieser Information wird der ursprüngliche Wert, bzw. die Berechtigung der Zehntscheune, inmitten des alten Ortskernes ihren Standort eingenommen zu haben, deutlich. Sie ist ebenso wie die weiteren Gebäude, welche die vergangenen Jahrhunderte bereits in Briedel stehen, weitestgehend renoviert worden und markiert das Aufeinandertreffen der Balduinstrasse, Auf dem Bach und der Zehntstrasse, für den die Scheune als Namensgeber stand. Einen besonderen Einfluss nimmt die Zehntscheune, als Gabelungspunkt, auf den Verlauf der Balduinstrasse sowie der Zehntstrasse in Richtung Mosel, wobei v.a. die Zehntstrasse durch Objekte wie z.B. das alte Rathaus sowie weitere renovierte, kulturhistorische Fachwerkhäuser, malerisch kleine, verwinkelte Gassen bildet.
Der Zehnte im Allgemeinen ist jüdischen Ursprungs, der im Laufe der Zeit von den Christen übernommen wurde. Der Zehnte der Ernte (Fruchtzehnt) sowie von geschlachtetem Vieh (Blutzehnt) sollte Gott gehören. Mit diesem Zehnt finanzierte man schließlich die Kirchen und Klöster inklusive deren Priester etc. Aufgrund der geringen Machtausübung der ortsansässigen Kirchen wurden oft Vögte (in Briedel die Salmgrafen) vom Bischof beauftragt, den Zehnten einzutreiben. Nicht selten behielten diese allerdings den Großteil des Zehnts bei sich. Im Jahr 1264 verkaufte die Benediktinerabtei St. Trond (oder Sint-Truiden in der belgischen Provinz Limburg) ihre Zehntrechte an das Kloster Himmerod.
Es gab des Öfteren Auseinandersetzungen zwischen den Briedeler Bürgern, die den Zehnt zu zahlen hatten und dem Kloster Himmerod. Es liegen Urkunden vor, in denen von Zahlungsverweigerungen die Rede ist, welche durch androhende Bestrafungen des Bischofs und den Kurfürsten schließlich doch gezahlt wurden. Auch wollten die Briedeler zunächst keinen Zehnt auf Kartoffel zahlen, da diese bei der Vertragsverfassung noch nicht auf den Äckern vorzufinden waren. Letztendlich mussten sie den Zehnt auf diese Ernte doch leisten. Erst durch die Besetzung durch die Franzosen wurde die Zehntregelung außer Kraft gesetzt.
Den Hauptzehnt stellte in Briedel der Wein dar. Dieser wurde jedoch direkt im Keller des Klosters Himmerod gelagert, sodass kein Bedarf an einer imposanten Zehntscheune bestand. Sehr wahrscheinlich war die Zehntscheune Briedels als Sammelstelle für den kleinen Zehnt vorgesehen und ausgelegt. Darunter fallen u.a. Nüsse, Bohnen, Linsen, Äpfel, Heu etc., während der große Zehnt auf die Traubenernte erhoben wurde.
Die Zehntscheune befand sich bis zu ihrer Versteigerung im Jahr 1809 im Besitz des Klosters Himmerod.
(Jan Grendel, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Quelle
Informationstafel an der Hauswand der Zehntscheune, Zehntstrasse 1, 56867 Briedel.
Internet
www.briedel.de: Gemeinde Briedel (abgerufen 01.11.2015)
www.briedel.de: Rundgang durch Briedel (abgerufen 01.11.2015)
www.briedeler-geschichte.de: Die Geschichte Briedels (abgerufen 01.11.2015)