Werkssiedlungen in Übach-Palenberg

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
  • Siedlungstätigkeit der Gewerkschaft Carolus Magnus zwischen 1912-1953 in Übach-Palenberg auf Basis der Deutschen Grundkarte 1954

    Siedlungstätigkeit der Gewerkschaft Carolus Magnus zwischen 1912-1953 in Übach-Palenberg auf Basis der Deutschen Grundkarte 1954

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  • Werkssiedlung Palenberg, Carolus-Magnus-Allee (2021)

    Werkssiedlung Palenberg, Carolus-Magnus-Allee (2021)

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  • Werkssiedlung Palenberg (2021)

    Werkssiedlung Palenberg (2021)

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  • Erlöserkirche am Ende der Carolus-Magnus-Allee mit Werkshäusern, errichtet zwischen 1948-1953 in der Werkssiedlung Palenberg (2021)

    Erlöserkirche am Ende der Carolus-Magnus-Allee mit Werkshäusern, errichtet zwischen 1948-1953 in der Werkssiedlung Palenberg (2021)

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Mit dem starken Bevölkerungswachstum, das 1911 mit der Gründung des Steinkohlenbergwerks Carolus Magnus zwischen Übach und Palenberg einsetzte, begann ebenfalls der Werkssiedlungsbau und der Bau von gesellschaftlichen Einrichtungen, wie Kirchen und Schulen, in den umliegenden Ortschaften.

Die Basis für den Werkssiedlungsbau der Zeche Carolus Magnus geht dabei auf einen Vertrag zwischen dem Eschweiler Bergwerks-Verein und den französischen Zecheneignern zurück. 1910, als diese die Konzession für die Abbaurechte vom Eschweiler Bergwerks-Verein erwarben, wurde neben einem sechsmonatigen Abwerbeverbot von Personal, untypischerweise auch eine Quote für Werkswohnungen festgelegt. Carolus Magnus wurde vertraglich verpflichtet, in den kommenden 15 Jahren für 40% des Personals Werkswohnungen zu errichten. Da der Eschweiler Bergwerks-Verein in Merkstein, einem südlichen Nachbarort von Übach, zur selben Zeit die Grube Adolf erschloss, wurde mit dieser vertraglichen Regelung versucht die Nachfrage und damit die Preise auf dem Wohnungsmarkt in dem ländlichen Gebiet niedrig zu halten.

Bei Nichterreichen dieser Quote wären erhebliche Kosten von 500 Reichsmark pro Arbeiter und Jahr auf die französischen Zecheneigner zugekommen. Dementsprechend setzte der Werkssiedlungsbau der Gewerkschaft Carolus Magnus 1912, schon kurz nach Beginn der Abteufungsarbeiten, ein.

Des Weiteren wurde in Boscheln durch die Aachener Bergmannssiedlungsgesellschaft ab 1921 eine Werkssiedlung der Zeche Carl-Alexander aus dem nahegelegenen Baesweiler errichtet.

Zwischen 1912 und 1953 wurden so 1.455 Wohneinheiten in Palenberg, zwischen 1921 und 1953 314 Wohneinheiten in Marienberg gebaut und in Frelenberg, zusammen mit der 1920 für das gesamte Aachener Bergbaurevier gegründeten Aachener Bergmannsiedlungsgesellschaft mbH, von 1921 bis 1952 weitere 508 Wohneinheiten errichtet, die sich auf verschiedene Haustypen verteilten. In Boscheln errichtete zudem die Aachener Bergmannsiedlungsgesellschaft mbH für die nahegelegene Zeche Carl Alexander aus Baesweiler zwischen 1921 und 1930 eine Werksiedlung, die 1935 erweitert wurde. 1933 konnte etwa 45% der Belegschaft eine zecheneigene Wohnung zur Verfügung gestellt werden. In den 1950er Jahren wuchs dieser Anteil auf etwa 80% an.

Allerdings verringerte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 die Belegschaft der Zeche und die Siedlungstätigkeit ging zurück. Hinzu kamen ebenfalls Einrichtungen von privaten und öffentlichen Bauherren, um die Anforderungen und Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung, allen voran von Arbeitern und ihrer Familien, zu stillen. So wurden beispielsweise Kirchen, Schulen und Kindertagesstätten sowie Freizeiteinrichtungen, wie Sportplätze oder Schwimmbäder, gebaut oder angelegt, und die damit zusammenhängende Vereins- und Sozialstrukturen begannen sich zu erweitern.

Der Werkswohnungsbau wurde 1953 eingestellt, da 80% der Beschäftigten der Gewerkschaft Carolus Magnus in Werkswohnungen untergebracht waren und die Zeche Carolus Magnus nicht die wirtschaftlichen Erwartungen der Zecheneigner erfüllen konnte. So gelang es nicht, an die Vorkriegs-Fördermengen oder an die Produktivität der benachbarten Zechen im Aachener Revier anzuknüpfen, sodass die Zeche schließlich am 30. September 1960 stillgelegt wurde. Die Gewerkschaft Carolus Magnus blieb nach Zechenschließung bestehen und kümmerte sich um den Verkauf, den Abriss und die Vermietung der Werksanlagen sowie um die Vermietung und Verwaltung der früheren Werkssiedlungen, von denen ein großer Anteil im Laufe der Zeit privatisiert wurde.

1990 stammten etwa 40% des gesamten Wohnungsbestandes von Übach-Palenberg aus dem Werksiedlungsbau der Gewerkschaft Carolus Magnus und der Aachener Bergmannsiedlungsgesellschaft. Von den 2011 insgesamt 7.092 Gebäuden mit Wohnraum in Übach-Palenberg wurden 25,9% in einem Zeitraum zwischen 1919 und 1949 errichtet und sind durchaus im Zusammenhang mit dem starken Bevölkerungswachstum im Zuge der Bergwerksansiedlung zu sehen. Die Mehrheit der inzwischen privatisierten Bauten aus dem Werksiedlungsbau ist noch erhalten. Die Gebäude befinden sich in unterschiedlichen Zuständen und haben durch Individualisierungen im Zuge der Privatisierung an Einheitlichkeit eingebüßt.

(Robert Gansen, Universität Bonn, 2021)

Literatur

Breuer, Dieter (Hrsg.) (2005)
Deutscher Rhein - fremder Rosse Tränke?. Symbolische Kämpfe um das Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg. (Düsseldorfer Schriften zur neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Band 70.) Essen.
Buschmann, Walter (1998)
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau.. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes 1.) Berlin.
Esser, Reinhold (1996)
Die Gewerkschaft Carolus Magnus. Alsdorf.
Fehl, Gerhard (Hrsg.) (1988)
Werksiedlungen im Aachener Revier. Dokumentation zur Wanderausstellung, seit 1986. Aachen.
Kahlen, Ludwig (1967)
Übach-Palenberg in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ein Heimatbuch. Übach-Palenberg.
Pohle, Frank; Simons, Herbert (Hrsg.) (2017)
1967-2017 50 Jahre Übach-Palenberg. 1150 Jahre Palenberg : 800 Jahre Frelenberg : 650 Jahre Zweibrüggen : Beiträge zur Heimatgeschichte. Aachen.
Schreiber, Theo / Kreis Heinsberg (Hrsg.) (1997)
Übach-Palenberg im Spiegel amtlicher topographischer Karten. In: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1997, o. O.

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Robert Gansen, „Werkssiedlungen in Übach-Palenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-336839 (Abgerufen: 10. Mai 2024)
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