Die Werksiedlung Frelenberg war die erste große Siedlungserweiterung in dem kleinen Weiler Frelenberg. Die Aachener Bergmannssiedlungsgesellschaft (ABS) und die Gewerkschaft Carolus Magnus errichteten in den 1920er Jahren in einem nördlichen und einem südlichen Bauabschnitt etwa 215 Wohneinheiten. Beide Bauabschnitte bilden eigene städtebauliche Einheiten. Zu Beginn der 1950er Jahre wurden beide Siedlungsteile geringfügig erweitert. Die Mitarbeiter erreichten das Bergwerk zwischen Übach und Palenberg über Feldwege zu Fuß.

Südliche Werkssiedlung
Die südliche Werkssiedlung wurde zwischen 1921 und 1924, zwischen der heutigen Wolfstraße und Turmstraße und südlich am Gürzelweg anliegend errichtet. Hierbei plante die ABS zunächst 39 Wohneinheiten als verschiedene Typenhäusern, denen sich die Gewerkschaft Carolus Magnus mit 41 Wohneinheiten anschloss. Die Häuser der Gewerkschaft orientierten sich an den Typenhäusern der ABS, wodurch eine einheitliches Siedlungsbild zustande kam.

Errichtet wurden freistehende Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser mit drei bis vier Wohneinheiten und seitlichen oder nach hinten ausgerichteten Nebengebäuden. Die ziegelsichtigen Gebäude verfügen über massive Außenwände und im Inneren über Fachwerkwände, sind unterkellert und besitzen ein ausgebautes und nutzbares Dachgeschoss. Durch die unterschiedliche Anordnung der verschiedenen Haustypen entstand ein diverses Straßenbild.

1950 und 1951 wurde die Siedlung um die südlich an der Feldstraße und östlich der Turmstraße anliegenden Häuser erweitert.

Nach der Schließung der Zeche Carolus Magnus kam es zur Privatisierung der Häuser und es stellte sich eine Individualisierung in der äußeren Gestalt ein. Durch Anbauten, Sanierungen, Renovierungen und farbliche Anstriche und Dachgestaltungen ging ein gewisser Grad der ursprünglich gewollten Einheitlichkeit der Siedlung verloren, allerding blieb die Siedlungsstruktur erhalten. Es fand keine starke Nachverdichtung statt und nur wenige Häuser wurden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Ebenso blieben die Grundstücksparzellen mit ihren großen Gärten erhalten, die den Angestellten einen Ausgleich zur schweren Arbeit im Bergwerk boten.

Nördliche Werkssiedlung
Nördlich des Urweges, zwischen den Straßen In der Eich und der Ackerstraße, errichtete die ABS einem Rechteckraster folgend zwischen 1926 und 1929 die nördliche Werkssiedlung in Frelenberg, unabhängig von der Gewerkschaft Carolus Magnus. Aus diesem Grund unterscheiden sich diese 129 Wohneinheiten von den anderen Werksiedlungen Übach-Palenberg und bildet eine eigene städtebauliche Einheit.

Merkmal der Siedlung sind die hell verputzten Ziegelfassaden und der regelmäßige Firstrichtungswechsel der direkt an der Straße anliegenden zweigeschossigen Gebäude. Die Häuserlücken werden durch seitliche Nebengebäude gefüllt, die so eine geschlossene Straßenfront bilden. Die jeweilige zweigeschossige Doppelhaushälfte wurde durch einen seitlichen Eingang über einen Durchgang zwischen Hauptgebäude und eingeschossigen Nebengebäude erschlossen. Im rückwärtigen Bereich schließt sich jeder Wohneinheit ein eigener Garten an.

1951 wurden weitere Mehrfamilienhäuser an der Ruhrstraße von der Gewerkschaft Carolus Magnus gebaut, die sich in ihrer ziegelsichtigen Architektur von den Häusern der ABS unterscheiden, sich aber den anderen Häusern der Gewerkschaft angleichen.

Auch hier kam es nach der Zechenschließung zu zahlreichen Privatisierungen. Die Straßenfassaden bilden allerdings heute noch ein einheitliches Bild, da diese durch eine Bausatzung und Auflagen geregelt werden. Im rückwärtigen Bereich wird durch Luftbilder und Karten, insbesondere die Katasterkarte, deutlich, dass es zu zahlreichen Anbauten gekommen ist. In diesen Fällen wurde meist das seitliche Nebengebäude ausgebaut und zum Garten hin erweitert. Die Struktur der Werkssiedlung lässt sich heute noch erkennen.

(Robert Gansen, Universität Bonn, 2021)