Der Werkssiedlungsbau der Gewerkschaft Carolus Magnus stand zu Beginn unter dem Einfluss des Siedlungs- und Wohnungsbaus des späten Kaiserreichs und den zu der Zeit im Aachener Steinkohlerevier verbreiteten Tendenzen zu Arbeitervillen, mit ihren zahlreichen Varianten, die mit einer gewisser Repräsentativität bürgerliche Vorstadtvillen als Mehrfamilienhäuser nachahmten. Hinzu kommen Einflüsse der Gartenstadtbewegung, die in die Werkssiedlung Palenberg miteinflossen. Jedes Wohnhaus verfügte über große Gärten, die der Erholung und der Selbstversorgung der Arbeiterfamilien dienten.
Zwischen den Jahren 1911 bis etwa 1922 wurden die Wohnhäuser am Heidberg zunächst einzeln geplant, beantragt und gebaut, trotzdem ist an den Gebäuden eine einheitliche Planung und Kontinuität erkennbar. Die Putzbauten verfügten zum Teil über Schlagläden sowie Erker und die Dächer waren mit Biberschwanz-Deckung versehen. Diese repräsentativen Gebäude wurden als Einfamilienhäuser oder Mehrfamilienhäuser errichtet, bei der jede Wohneinheit einen eigenen Zugang erhielt. Am Fuße der Bergehalde befand sich für die gehobenen Angestellten und deren Familien zusätzlich ein Schwimmbecken und ein Tennisplatz.
Beispiele für die villenartigen und bürgerlichen Wohnhäuser der obersten Leitungsschicht der Gewerkschaft Carolus Magnus sind die ursprüngliche Dienstvilla des Oberingenieurs des Bergwerks Haus Viktor (Heidberg 2) und Haus Brigitta (Heidberg 27). Das Kellergeschoss von Haus Brigitta wurde aus Zementbeton gefertigt. Der Oberbau besteht aus verputzten Ringofensteinen, der durch ein Biberschwanz-Dach abgeschlossen wird.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) beginnt sich der Werkssiedlungsbau der Gewerkschaft großflächigeren Planungen für die tiefergestellten Angestellten hinzuwenden. Ab 1922, nachdem die Wohnhäuser am Heidberg fertiggestellt waren, werden schließlich ganze Straßenzüge in den Werkssiedlungen als Typenhäuser angelegt. Erst durch diese stellt sich eine Einheitlichkeit und ein uniformes Siedlungsbild ein, welches durch unterschiedliche Anordnungen der Typen aufgelockert wird.
Nach der Zechenschließung 1962 erfolgten auch hier Veränderungen. Parzellen wurden geteilt und einige neue Wohngebäude auf den Freiflächen errichtet, welche meist an den Adresszusätzen erkennbar sind. Genauso sind Gebäude, wie die ehemalige Direktorenvilla Villa-Glück (Hausnummer 13) 2020/2021, der Tennisplatz und das Schwimmbecken am Fuße der Halde dem Abriss zum Opfer gefallen.
Ebenso wurden Häuser saniert, modernisiert und erweitert, allerdings blieben an einigen Gebäuden die Häusernamen erhalten. Am ehesten entspricht der südliche Siedlungsteil, am Fuße der Bergehalde, noch dem ursprünglichen villenartigen und bürgerlichen Zustand, auch wenn hier mit der Hausnummer 31a eine Freifläche im Nachhinein gefüllt wurde. Die Struktur des nördlichen Siedlungsteiles entlang des Übaches ist heute nur noch schwer nachvollziehbar.
(Robert Gansen, Universität Bonn, 2021)