Patrozinium: Maria und Potentinus, Felicius, Simplicianus. Orden: Prämonstratenserabtei (Männerkloster, vorher im 10./11. Jahrhundert wohl Benediktinerinnen-Frauenkloster). Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): Eine frühe Gründung im 10. Jahrhundert durch einen Grafen Sigebodo des Ahrgaues ist unwahrscheinlich. Ebenso läßt sich nicht feststellen, ob es sich ursprünglich um ein Mönchs- oder Nonnenkloster gehandelt haben soll und warum es aufgegeben wurde. Seit dem 10./11. Jahrhundert wurde Steinfeld wohl von Benediktinerinnen bewohnt. Gesicherten Boden betritt man erst mit dem Kölner Erzbischof Friedrich I., der an der Wende zum 12. Jahrhundert durch Vermittlung des Grafen Dietrich von Are eine Gruppe regulierter Augustiner-Chorherren aus dem Stift Springiersbach nach Steinfeld berief und 1126 das neue Stift privilegierte, womit es dem Erzbischof direkt unterstellt wurde und die Grafen von Are (später die Grafen von Hochstaden) als Vögte erhielt. Um 1138 schloß sich Steinfeld dem Prämonstratenserorden an. Das Stift war schon im 12. Jahrhundert überdurchschnittlich begütert und wurde seit 1184 von Äbten geleitet, blieb aber besitzrechtlich weiterhin vom Erzbischof abhängig. Sein weit reichendes Beziehungsnetz spiegelt die überregionale Bedeutung des Stiftes wider. Seiner Paternität unterstanden die Prämonstratenserinnenstifte Dünnwald, Meer, Reichenstein, Gartzem, Bedburg, Marienstern und Ellen. Der von Steinfeld ausgehenden Filiation gehörten an die Stifte Strahov und Želiv in Böhmen, Tuam in Irland, Mariengaarde, Dokkum und Marne in Friesland, Börglum in Jütland (Bischofssitz), St. Vinzenz in Breslau, Heiligenberg bei Bremen, Hamborn und Sayn. Der Abt von Steinfeld führte den Titel eines Archidiakons von Schleiden und Reifferscheid und besaß quasibischöfliche Rechte in der Pfarrei Steinfeld. Außer dieser waren folgende Pfarreien inkorporiert bzw. wurden von einem Steinfelder Kanoniker seelsorglich betreut: Keldenich, Schleiden, Krefeld (St. Dionys), Wehr, Bengen, Erp, Fritzdorf, Marmagen, Kall, Nettesheim, Hochkirchen, Immekeppel, Ripsdorf, Zülpich (St. Martin), Sevenich, Weiler, Bergstein und Berghoven. Dem Konvent gehörten bedeutende Persönlichkeiten an, darunter der heilige Mystiker Hermann Josef (ca. 1160 bis nach 1225) (Engels 2006).
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011)
Das Stift Kloster Steinfeld gilt als eines der besterhaltenen Klöster des Rheinlandes und als Ort einer lebendigen, nunmehr 1000-jährigen Kultur und Tradition. 1802 wurde das Kloster aufgehoben. Seit 1923 ist es im Besitz des Salvatorianerordens, der in Steinfeld das Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld (Gymnasium) sowie die private Kunstakademie Kloster Steinfeld und das Franziskus-Jordan-Gästehaus unterhält (de.wikipedia.org)
Abteikirche Die Abteikirche im hochromanischen Stil des 12. Jahrhunderts besteht aus Lang- und Querhaus mit Apsis im Osten und Vorhalle im Westen. Über dem Dach der quadratischen Vierung mit modernem Altar und Ambo erhebt sich der Kirchturm in Form eines vergrößerten Dachreiters. Die Westtürme entsprechen nicht dem durch die Zisterzienser geprägten Baustil des 12. Jahrhunderts; sie sind erst eine Zutat des späten 19. Jahrhunderts. Im Inneren fällt besonders die vegetabile Bemalung der Gewölbe im Stil der Spätgotik und Renaissance ins Auge. An zentraler Stelle befindet sich der Sarkophag des heiligen Hermann Josef. Sein Sarkophag aus dem Jahr 1701 ist unter anderem aus Teilstücken des Urfter „Eifelmarmors“ gearbeitet. Berühmt ist auch die Barockorgel mit ihren 35 Registern und 1965 Pfeifen. An der Nordflanke der Kirche liegt der im Kern romanische Kreuzgang, der um 1500 neugestaltet wurde. Von hier waren der Kapitelsaal, die Küche, der Speisesaal, der Verbindungsflur zur Abtei, der Schlafbereich und das Krankenhaus zu erreichen. Von den Abteigebäuden aus romanischer und gotischer Zeit ist nichts mehr erhalten; die heutigen Gebäude gehen auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück.
Aufgabe des Klosters 2013/14 Die Ordensgemeinschaft der Salvatorianer, die 1923 das damalige Schloss in Kall-Steinfeld in Besitz genommen und 1924 die Schule gegründet sowie in den 1950er und 1960er Jahren die Anbauten für die Schule und das Internat vorgenommen hatte, „wird diese Anlage aufgeben. Der Verkauf der gesamten Anlage ist beschlossen.“ Grund dafür sind „Schwierigkeiten, die Klosterimmobilien dauerhaft instand zu setzen und den nötigen Sanierungsbedarf zu leisten“ (aachener-zeitung.de); gesucht wird derzeit ein Investor, der dies zu leisten imstande ist.
Baudenkmal / Hinweis Die Klosteranlage ist ein eingetragenes Baudenkmal (Kall UDB-Nr. 5 und 15, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland ObjNr. 1843 und 2280 und war Station der Archäologietour Nordeifel 2013. Die „Prämonstratenserabtei Steinfeld“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches „Kloster Steinfeld“ (Regionalplan Köln 280).
(Nachtrag zur Denkmalpflege vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2013)
Internet de.wikipedia.org: Kloster Steinfeld (abgerufen 12.07.2011) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Hermann Josef von Steinfeld (abgerufen 26.09.2013) www.kloster-steinfeld.de: Kloster Steinfeld (abgerufen 10.01.2014) www.aachener-zeitung.de: „Orden wird das Kloster Steinfeld aufgeben“ (Aachener Zeitung vom 27.09.2013, abgerufen 10.01.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 05.08.2024)
Literatur
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
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