Patrozinium: Maria, Nebenpatrone Anno und Agilolf. Orden: Kollegiatstift (Männerkloster). Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): Auf der Rückseite des Kölner Domes, dem heutigen Gelände des Domherrenfriedhofs, begann Erzbischof Hermann II. mit der Einrichtung eines Chorherrenstiftes, was Papst Leo IX. 1052 in einer Urkunde beiläufig begrüßte. Sein Nachfolger Anno II. vollendete das Vorhaben und weihte wahrscheinlich 1057 die Kirche ein.
Laut Lampert von Hersfeld war eine Ausstattung für 30 Kanonikate geplant. Die ersten Kanoniker kamen aus Dortmund. Papst Nikolaus II. bestätigte 1059 die Gründung und gewährte ihr seinen Schutz. 1062 setzte Anno dort die Gebeine des um 748 verstorbenen Kölner Bischofs Agilolf bei, ebenso 1063 den Leichnam der polnischen Königin Richeza aus dem Hause der Ezzonen. 1075 erfolgte durch ihn die in Aussicht gestellte Ausstattung; als Motiv gab er an, die Fürbitte der Gottesmutter zur Abwendung der Sündenstrafen, die er und seine Vorgänger verdienten, zu erlangen. Eine Rolle mag auch gespielt haben, dass es in Mainz schon ein Stift Mariengreden gab. Die Liste des Mariengraden überwiesenen Kirchengutes ist überreich: Gut in Bliesheim, Vettweis, Heigenbach, Elfgen, Flamersheim, ferner aus dem Umkreis Aachens Valkenburg, Montzen, Gymnich, Epen und Wijlre, dann Meckenheim, Demeroth, Asselt, Klotten, die Mutterkirche in Dortmund einschließlich des dortigen Dekanates, Brockhausen (bei Soest) und das Landdekanat des Zülpichgaues. Nach dem vernichtenden Brand von 1080 konnten die Gebäude wiederhergestellt und vom Erzbischof Sigewin 1085 erneut eingeweiht werden. Als zusätzliche Dotierung kamen jetzt hinzu die Kirche in Schwelm sowie die Neubruchzehnten im Dekanat Zülpich und in Elfgen. Im 12. Jahrhundert kam es wegen der archidiakonischen Rechte des Bonner Propstes im Zülpicher Dekanat zu Kompetenzstreitigkeiten, mit denen sich Papst Coelestin III. gegen Ende des 12. Jahrhunderts befassen musste. Der Propst von Mariengraden gehörte dem Priorenkolleg an (Engels 2006).
Das Stift war östlich des Kölner Domes, zwischen Dom und Rhein, gelegen. Nach der Aufhebung wurde die Kirche zunächst als Lagerraum genutzt, dann ab 1817 abgerissen, wobei 1827 bei der Abtragung des Domhügels auch die Fundamente verloren gingen. Am Ostchor des Kölner Domes ist als einziger Rest des Kirchenbaus eine Säule mit Kapitell der Säulenhallen erhalten, die sogenannte Domsäule. Das ehemalige Stift ist hier daher nur symbolisch mit einer Geometrie verzeichnet.
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011)
Literatur
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) S. 34, Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) S. 51, Bonn.
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