In dem Gebiet zwischen Thunisbrücke, Bracken und Schragen an der Düssel sind verschiedene Hohlwegrelikte aufzufinden. Die Hohlwege nördlich der Thunisbrücke sind Relikte der Strata Coloniensis. Die Strata Coloniensis, auch alte Kölnische Landstraße genannt, ist eine mittelalterliche Fernstraße. Die Fernstraße verband Köln mit der Essener Abtei Werden an der Ruhr und führte weiter auf den Hellweg: „Der östliche Arm führte über Hochdahl-Millrath in das Düsseltal. Zur Querung der Düssel wurde eine Furth genutzt. Vorbei an den Höfen Thunis und Steinökel führte der Weg zum Portherbruch, von dort weiter über die Schöllersheide nach Wülfrath.“ (Kreil 2005) Nach Krumme (1964/65) handelte es sich hierbei um eine von insgesamt fünf verschiedenen Trassen, die sich im Laufe der Zeit ausgebildet haben. Es soll sich bei der Strata Coloniensis um den bedeutendsten Handelsweg im Niederbergischen Hügelland gehandelt haben. Die Straße wird erstmals 1065 in einer Urkunde erwähnt.
Der Hohlweg nördlich von Bracken führte von Bracken vorbei an der Reliefstruktur „Flasche“ nach Schragen. Die heutige Straße verläuft weiter westlich. Bracken ist ein historischer Weiler, der im 13. Jahrhundert dem Düsseldorfer Stift Gerresheim angehörig gewesen sein soll. Eine Mühle ist hier vorhanden. Das Wort Bracken soll von „brechen“ stammen, was ein Hinweis auf einen Jahrhunderte alten Steinbruchbetrieb sein kann. Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts hat es in Bracken und in Schragen jeweils zwei Kalksteinbrüche gegeben. Zusätzlich waren zwei Kalköfen in Bracken vorhanden (Breidbach 1970). Die Reliefstruktur „Flasche“ entstand durch die Auswaschung des Kalkgesteins und war ein schluchtartiger Engpass des Düsseltals. Die heutige unregelmäßige Form ist durch den Kalkabbau bedingt. Eine direkte Zuwegung für den Abtransport des Kalkes war nötig und durch die historische Wegeführung, entlang der heutigen Wald-Wiesen-Grenze, gegeben.
Schragen ist eine Hofschaft, die 1148 erstmals urkundlich erwähnt wurde: Sie war dem Solinger Kloster Gräfrath abgabepflichtig. Bis ins letzte Jahrhundert wurde die Hofanlage als Leinentuchweberei genutzt. Schragen liegt nahe der Strata Coloniensis, der alten Kölnischen Straße. Sie wurde nach Breidbach (1970) auch Kalkstraße genannt. „In dem sonst so stillen Düsseltal ging es jetzt [um 1900] sehr laut zu. Nun erfolgten regelmäßige in den Steinbrüchen die Sprengungen der Kalkfelsen, von allen Seiten hörte man das schrille Pfeifen der Werkslokomotiven und aus den Betriebswerkstätten den schweren Schmiedehammer erklingen.“ (Breidbach 1970)
Südlich der Düssel zeigt sich eine markante Wegetrasse: Ein breiter Weg, der nach Bracken hinunterführt. Stellenweise kann diese Wegeführung nur nach dem Kalkabbau erfolgt sein. Denn die Südkante der Wegetrasse besteht abschnittsweise aus Steinbrüchen. Die Trasse ist in keiner historischen Karte verzeichnet. Es könnte sich um die Trasse einer Schmalspurbahn handeln, die sukzessive mit dem Kalkabbau weiter ins Tal gelegt wurde. Der Kalk wurde direkt vor Ort in Hochdahl in Sinterofenwerken weiterverarbeitet.
Weitergehende Informationen und Kartenmaterial sind in der PDF-Datei in der Mediengalerie zu finden.
(Silke Junick, Biologische Station Haus Bürgel, 2015)
Literatur
Breidbach, Fritz (1970)
Gruiten: die Geschichte eines Dorfes an der Düssel. Gruiten.
Kreil, Helmut (2005)
Die Strata Coloniensis und Mettmann. In: Medamana Nr.4, 52.Jahrgang, S. 98. Mettmann.
Krumme, Erich (1965)
Alte Verbindungsstraßen im Innern des niederbergischen Raumes. In: Romerike Berge. Zeitschrift für Heimatpflege im Bergischen Land 14, S. 29-40. o. O.
Hohlwegrelikte im Neandertal zwischen Thunisbrücke und Bracken
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