Zisterzienserinnenkloster Mariengarten

„hortus sanctae Mariae“, „zo sent Marie garden“, heutige Kapelle Maria ad Ortum

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 27,58″ N: 6° 57′ 12,11″ O 50,94099°N: 6,95337°O
Koordinate UTM 32.356.212,66 m: 5.645.257,81 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.051,73 m: 5.645.515,48 m
  • Historische Zeichnung der Klosterkirche Mariengarten / Maria ad Ortum von um 1664/65, Ansicht von Südosten. Aus dem Skizzenbuch des Justus Vinkenboom von 1670.

    Historische Zeichnung der Klosterkirche Mariengarten / Maria ad Ortum von um 1664/65, Ansicht von Südosten. Aus dem Skizzenbuch des Justus Vinkenboom von 1670.

    Copyright-Hinweis:
    Vinkenboom, Justus / gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    Justus Vinkenboom
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  • Ausschnitt aus dem "Plan von Köln nach J. V. Reinhardt 1752" aus der Karte "Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610" (Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz von Wilhelm Fabricius, 1903).

    Ausschnitt aus dem "Plan von Köln nach J. V. Reinhardt 1752" aus der Karte "Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610" (Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz von Wilhelm Fabricius, 1903).

    Copyright-Hinweis:
    Fabricius, Wilhelm / gemeinfrei
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Name / Patrozinium: Kloster Mariengarten / -.
Orden: Zisterzienserinnen.
Gründung: um 1220.
Aufhebung: 1802 (Bönnen / Hirschmann 2006).

Kloster Mariengarten, Zisterzienserinnen, ca. 1220, Mariengartengasse (Hegel 1992, S. 23, Karte Nr. 11 in der Pfarrei St. Kolumba).

Zur Geschichte des Klosters
Die Kapelle Maria ad Ortum
Kloster Mariengarten auf historischen Karten
Internet, Literatur

Zur Geschichte des Klosters
Um das Jahr 1233 konstituierte sich das Zisterzienserinnenkloster Mariengarten (auch Maria ad Ortum und hortus sanctae Mariae, später zo sent Marie garden). Das Areal des Klosters befand sich innerhalb der römischen Stadtmauer zwischen der Margardengasse (die heutige Mariengartengasse) und dem Bereich des in Teilen an der Ecke Tunisstraße / Komödienstraße erhaltenen Lysolphturms der damaligen Nordmauer (urbis murus, später up der burchmure, die heutige Straße Burgmauer).
Ein hiesiger Konvent von Ordensschwestern wird bereits in den Kölner Schreinsbüchern des Jahres 1220 als conventus de Rile genannt, der möglicherweise seinen Ursprung in Riehl hatte. Dieser schloss sich unter dem Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg (um 1185/86-1225, amtierte ab 1216) dem Orden der Zisterzienser an. Der als Gönner dieses Ordens geltende Engelbert ermöglichte den Ordensschwestern eine Um- und Ansiedlung auf erzbischöflichem Grund und Boden in Köln.
Durch die Inkorporation in den Orden unterstand das Kloster dessen Generalkapitel und einem von diesen ernannten Vaterabt. Später war dies der Abt des Zisterzienserklosters Altenkamp am Niederrhein. Eine solche Inkorporation unter ein älteres und höhergestelltes Kloster, welches dann Aufsichts- und Seelsorgefunktionen übernahm, war für den Orden üblich.
Die Zisterzienser waren im Laufe des 12. Jahrhundert zum einflussreichsten Orden der katholischen Kirche aufgestiegen, alleine die Anzahl der Frauenkonvente in Deutschland stieg von 15 im 12. Jahrhundert auf 220 Tochter- bzw. Enkelklöster im Jahre 1250 - „Zahlreich wie die Sterne des Himmels“ kommentierte damals bereits der Kardinal und Chronist Jakob von Vitry (um 1160/1170-1240).
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Wie seinerzeit üblich, entstammte auch in Mariengarten ein hoher Anteil der Ordensfrauen aus den Häusern des örtlichen Adels und der städtischen Patrizier (z.B. dem Verbund der Richerzeche aus dem 12. Jahrhundert), so dass der Konvent durch Schenkungen der Familien rasch zu Besitz und Wohlstand gelangte. Der Andrang in das Kloster war so groß, dass schon im Jahr 1236 einunddreißig Jungfrauen in die Zisterzienserinnen-Neugründung des Klosters Marienborn am Burbacher Bach bei Hürth zu dessen Unterstützung übersiedeln konnten (vgl. dort und Hüsgen 1993).
Anstelle der vorherigen kleineren Klosterkapelle entstand zwischen 1244 und 1260 eine dreischiffige spätromanische Kirche mit halbrundem Chor und typischem Dachreiter (vgl. Abb.). Dieser Kirchenbau wurde von den Grafen von Neuenahr gefördert, die die neue Kirche auch als Begräbnisstätte ihrer Familie wählten. Die gräfliche Gruft befand sich im nördlichem Chorraum der Kirche. Die Neuenahrer unterhielten ganz in der Nähe ihr Gut „Neuenahrer Hof“, das in den 1640ern niedergelegt und zum Karmelitinnenkloster St. Maria in der Kupfergasse umgewandelt wurde.

Im Zuge der Säkularisation während der Zeit der französischen Besetzung (1794-1814/15) wurde das Kloster Mariengarten 1802 aufgehoben und niedergelegt. Das Kirchengebäude wurde im Jahr 1805 abgebrochen.
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Die Kapelle Maria ad Ortum
Die heutige Kapelle Maria ad Ortum wurde 1954/55 zum Gedenken an das Kloster und die Kirche in unmittelbarer Nähe zu deren ehemaligem Standort errichtet. Als Teil des nach Plänen des Architekten Fritz Schaller (1904-2002) erbauten kirchlichen (Kapitel-)Wohnhauses Burgmauer 13 wurde sie mit Eintragung vom 22. Mai 1992 als Baudenkmal geschützt (www.stadt-koeln.de, Nr. 6500 bzw. DE_05315000_A_6500).
Die Kapelle dient heute als Aufbahrungsstätte für verstorbene Mitglieder des Kölner Domkapitels vor deren Bestattung.

Kloster Mariengarten auf historischen Karten
In der die Situation zu Beginn des 17. Jahrhunderts darstellenden Karte „Kirchliche Organisation und Verteilung der Confessionen, Übersicht über die Kölner Kirchen (...) c. 1610“ aus dem Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz ist „S. Mariengarten“ innerhalb der Pfarre von Sankt Columba verzeichnet (Fabricius 1898, vgl. Abb., dort Nr. 43).
In dem der vorgenannten Karte zugrunde liegenden Kölner Stadtplan von Johann Valentin Reinhardt von 1752 ist das Kloster nördlich der Straße „Auf der Ruhr“ und westlich der „Marien Gart. G.[asse]“ mit der Nr. 3 als „B. M. V. in Horto / Marien Garten“ eingezeichnet (= Beata Maria Virgo für „Selige Jungfrau Maria im Garten“). Es grenzt im Norden an „Agnelli / Lämmgen auf der burgmaur“ unter der dortigen Nr. 19, dem 1499 aus vorherigen Beginenkonventen begründeteten Augustinnerinnenkloster „Zum Lämmchen“ (vgl. Hegel 1992, S. 23; Abb. unter www.deutschefotothek.de).
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) findet sich das Klosterareal von Mariengarten eingezeichnet (vgl. Kartensicht, technisch bedingt ca. 150 m nach Norden verschoben); ebenso ist es mit einer Fläche von etwa 6.500 m2 in dem jüngeren Werk der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme gut auszumachen; die hier eingezeichnete Objektgeometrie orientiert sich an diesem Kartenwerk.
Nach der Aufhebung und Niederlegung des Klosters lassen die Preußische Neuaufnahme (1891-1912) wie auch die topographischen Karten TK 1936-1945 den früheren Klosterbezirk noch erahnen, der dann nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs völlig neu überbaut wurde. Heute ist hier vor allem das über der Nord-Süd-Fahrt erbaute WDR-Archivhaus prägend.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2024)

Internet
www.deutschefotothek.de: Stadtplan von Köln mit Gebäudeverzeichnis, ca. 1:6 500, Kupferstich, 1752 (abgerufen 02.04.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Karte der Kölner Denkmäler (abgerufen 02.04.2024)
de.wikipedia.org: St. Maria ad Ortum (abgerufen 28.03.2024)
de.wikipedia.org: Neuenahrer Hof (abgerufen 28.03.2024)
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Literatur

Arntz, Ludwig; Neu, Heinrich; Vogts, Hans / Clemen, Paul (Hrsg.) (1937)
Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 7.3, Ergänzungsband.) Düsseldorf.
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) S. 34, Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) S. 23, Köln.
Hüsgen, Hermann-Josef (1993)
Zisterzienserinnen in Köln. Die Klöster Mariengarten, Seyne und St. Mechtern/St. Apern. (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 19 (zugleich Dissertation Univeristät Bonn 1992).) Köln, Weimar, Wien.

Zisterzienserinnenkloster Mariengarten

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Mariengartenstraße
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1220 bis 1233, Ende 1802 bis 1805

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„Zisterzienserinnenkloster Mariengarten”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-352161 (Abgerufen: 4. Mai 2024)
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