Teiche, Kanäle und Dämme: Die Zisterzienser als Pioniere des Wasserbaus

Klosterlandschaftsweg Altenberg, Station 10

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Odenthal
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 03′ 32,36″ N: 7° 07′ 55,8″ O 51,05899°N: 7,13217°O
Koordinate UTM 32.369.106,07 m: 5.658.044,36 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.579.416,99 m: 5.658.819,17 m
  • Die Dhünn nahe des Klosters Altenberg. Der Fluss entspringt im Bergischen Land und mündet in Leverkusen in die Wupper (2023).

    Die Dhünn nahe des Klosters Altenberg. Der Fluss entspringt im Bergischen Land und mündet in Leverkusen in die Wupper (2023).

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  • Historische Postkarte mit Blick auf den Kahnweiher östlich des Altenberger Doms. Dieser war einst ein beliebtes Ausflugsziel.

    Historische Postkarte mit Blick auf den Kahnweiher östlich des Altenberger Doms. Dieser war einst ein beliebtes Ausflugsziel.

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„… am 23. Mai des Jahres 1324 versammelte Satan oberhalb Altenberg eine ungeheure Wolkenmasse und stürzte ihre Fluten unter Donner, Blitz und Schwefelqualmen in das enge Tal herab. Vernichtend und alles mit sich fortreißend schossen die Wogen gegen das Kloster herunter […]. Zehn Mönche, von den frömmsten die da waren, hatten in den Fluten ihren Tod gefunden, alles Vieh, selbst die zur Mast eingepferchten Hühner und Gänse waren umgekommen und den Fischen die Teiche geöffnet …“
(Montanus: Stiftung der Abtei auf dem Stammschlosse der Grafen von Berg, 1838, Kapitel 6,8: Der Wasserteufel)

Wasserbau
Die Zisterzienserklöster in Europa verfügten über ein hervorragendes wasserbautechnisches System. Das fließende Wasser und die Kontrolle über diese Ressource waren zentrale Grundlagen für das Leben in den Klöstern. Der Wasserbau des Ordens prägte die Landschaft nachhaltig und hatte über Jahrhunderte Bestand. In manchen Klöstern ist er bis heute erhalten, auch in Altenberg gibt es noch deutliche Spuren. Die Mönche des Zisterzienserordens waren sehr geschickt darin, natürliche topografische Gegebenheiten zu nutzen, um ihre Wasserbauprojekte zu realisieren. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Netzes aus Kanälen, Gräben, Stauseen und Teichen sowie Be- und Entwässerungssystemen, wandelten sie vormals unwirtliche Gebiete in fruchtbares Land. Sie leiteten Flüsse um, sammelten und stauten Wasser, das dann zur Bewässerung von Feldern und zum Antrieb von Mühlen genutzt wurde. Darüber hinaus entwickelten sie moderne Techniken zur Trockenlegung sumpfiger Gebiete und zur Ableitung überschüssigen Wassers. Hierdurch gewannen sie fruchtbares Land, und wirkten außerdem der Ausbreitung von Krankheiten entgegen.

Altenberg und das Wasser
Den Standort des Klosters Altenberg wählten die aus dem französischen Mutterkloster Morimond entsandten Zisterziensermönche mit Bedacht. Von Burg Berge aus, wo sie sich zunächst niederließen, suchten die Brüder nach einem geeigneten Standort in der Umgebung. Entscheidend war dabei vor allem die Versorgung mit frischem Wasser, die hier, wo der Pfengstbach in die Dhünnaue fließt, hervorragende Voraussetzungen für die Lebens- und Wirtschaftsweise der Zisterzienser bot. Den Pfengstbach leiteten die Mönche mithilfe eines Dammes um und gewannen so trockenen Baugrund zur Errichtung ihrer Abtei. Reste dieser Dammanlage sind teilweise noch im Gelände sichtbar.

Östlich an die Klosteranlage anschließend, speiste der Pfengstbach ein System aus ursprünglich bis zu sieben Fischteichen, die insbesondere der Versorgung mit Speisefischen galten. Von diesen sind heute noch fünf Teiche östlich des Domes erhalten, sie werden von einem Angelverein genutzt.

Für die Trinkwasserversorgung des Ordens gab es in der Klosteranlage mehrere Brunnen, der Mönch Gaspar Jongelinus berichtet im Jahr 1640 sogar von acht Brunnenanlagen innerhalb der Altenberger Abtei. Diese seien durch Bleiröhren von einer nahegelegenen Quelle gespeist worden. Das frische Quellwasser galt den Mönchen als besonders rein und kam daher auch für liturgische Zwecke, etwa bei der Messe oder bei rituellen Waschungen, zum Einsatz. Die Quelle dieses klaren Wassers befand sich wohl nicht weit entfernt von der Altenberger Abtei. Ihr genauer Standort ist unbekannt, sie wird jedoch am Schmerzberg vermutet.
Innerhalb der Klosteranlage verlief ein angelegter Kanal, der heute nicht mehr zu sehen ist, südlich der Konventsgebäude und brachte Nutzwasser in die Abtei. An diesen Kanal dürften auch die Latrinen am Ende des Dormitoriums angebunden gewesen sein. Eine Brauchwasserentsorgung gab es ebenfalls.
Auch die Klostermühlen intra muros wurden von Wasserkraft angetrieben. Hierfür legten die Ordensbrüder Mühlteiche und einen Mühlkanal an, der das Wasser der Dhünn in die Klosteranlage führte. Heute erinnert hieran der idealisierte Mühlgraben entlang der Auffahrt, der jedoch ansonsten mit dem historischen Vorbild wenig gemein hat. Auch der kleine Teich am Eingang der Klosteranlage wurde in moderner Zeit neu errichtet.

Den Gefahren durch Hochwasser im Bergischen Land wussten die Zisterziensermönche ebenfalls mit Maßnahmen des Wasserbaus zu begegnen: Mithilfe von Kanälen, Dämmen, Gräben und Stauseen leiteten die Brüder das Wasser geschickt um und schützten ihre Klosteranlage dadurch. Nach einem verheerenden Unwetter im 14. Jahrhundert steigerten sie diese Bemühungen noch einmal deutlich.

Kahnweiher
Auch innerhalb der Klostermauern befand sich einst ein großer Teich, angelegt von den Zisterziensermönchen für die Fischzucht und gespeist vom Pfengstbach. Dieser, östlich des Altenberger Doms gelegene Kahnweiher, bestand noch bis in die 1930er Jahre. An seiner Stelle befinden sich heute der Park und der Sportplatz von Haus Altenberg. Bis zu seiner Trockenlegung war der Teich bei Bevölkerung und Besuchenden gleichermaßen beliebt. Für letztere wurden Bootsfahrten auf dem Weiher angeboten und das Gewässer zierte seinerzeit mehrere Ansichtskarten des Altenberger Doms.

(Der Klosterlandschaftsweg Altenberg ist im Rahmen des Projektes „CISTERSCAPES – Europäisches Kulturerbe-Siegel Klosterlandschaft Altenberg“ entstanden, Text: Lisa Kröger, 2023)

Literatur

Zuccalmaglio, Vincenz Jacob von, genannt Montanus (1838)
Das Kloster Altenberg im Dhünthale und das Mönchswesen. Solingen. Online verfügbar: digitale-sammlungen.de, abgerufen am 12.12.2023

Teiche, Kanäle und Dämme: Die Zisterzienser als Pioniere des Wasserbaus

Schlagwörter
Ort
51519 Odenthal
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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„Teiche, Kanäle und Dämme: Die Zisterzienser als Pioniere des Wasserbaus”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345915 (Abgerufen: 18. Mai 2024)
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