Friesentor in Neustadt-Nord

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 26,39″ N: 6° 56′ 17,96″ O 50,94066°N: 6,93832°O
Koordinate UTM 32.355.154,87 m: 5.645.250,51 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.565.994,91 m: 5.645.465,16 m
  • Friesenstraße und Friesentor bzw. -pforte auf einer Stadtansicht nach Arnold Mercator von 1570/71. Straße und Tor in der heutigen Kölner Neustadt sind als "Die Vriesen straiß und pforts" eingezeichnet.

    Friesenstraße und Friesentor bzw. -pforte auf einer Stadtansicht nach Arnold Mercator von 1570/71. Straße und Tor in der heutigen Kölner Neustadt sind als "Die Vriesen straiß und pforts" eingezeichnet.

    Copyright-Hinweis:
    gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    Arnold Mercator
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Ansicht der Außenseite des im Jahr 1882 abgebrochenen Kölner Friesentors in dem 1884 erschienenen Band "Cölner Thorburgen und Befestigungen: 1180-1882" (Blatt 38).

    Ansicht der Außenseite des im Jahr 1882 abgebrochenen Kölner Friesentors in dem 1884 erschienenen Band "Cölner Thorburgen und Befestigungen: 1180-1882" (Blatt 38).

    Copyright-Hinweis:
    unbekannt / gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Kartenausschnitt "Burgbann von Köln, nebst den Grenzen der Bauerbänke, 1789" aus dem Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (1894).

    Kartenausschnitt "Burgbann von Köln, nebst den Grenzen der Bauerbänke, 1789" aus dem Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (1894).

    Copyright-Hinweis:
    Fabricius, Wilhelm / gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    Wilhelm Fabricius
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Das Friesentor wurde um 1244 im Zuge der dritten mittelalterlichen Kölner Stadterweiterung als eine der ursprünglich zwölf Feldpforten der Stadt neu errichtet. Im Jahr 1882 wurde es vollständig abgebrochen.

Standort
Das Friesentor
Baubeschreibung
Das Ende des Tors, Spuren
Das Friesentor auf historischen Karten
Internet, Literatur

Standort
Bereits von Alters her verlief die heutige Friesenstraße von Köln aus über den Friesenplatz und durch das Löwen- bzw. Friesentor in Richtung der dortigen „Bauerbank“ der Friesenstraße (vgl. dort), eines der fünf genossenschaftlich verwalteten Buirgedinge der Domstadt neben Eigelstein, Schaafenstraße, Severin und Weyerstraße.
Die als Kölner Überlandstraße ausnahmsweise einmal nicht auf einer alten Römerstraße gründende Landstraße (die heutige Venloer Straße bzw. Bundesstraße B 59) führt dann weiter in Richtung Pulheim, Grevenbroich und die niederländische Grenzstadt Venlo.
nach oben

Das Friesentor
Vor der zwischen 1180 und 1259 erfolgten letzten mittelalterlichen Erweiterung von Mauer und Stadt befand sich am nordwestlichen Ein- und Ausgang der alten Kernstadt die wohl schon in karolingischer Zeit entstandene Löwenpforte (porta leonis oder auch Lewenportzen). Dieser Vorgängerbau des späteren Friesentors wird bereits im Jahr 1229 als Frisinporce benannt. Dieser Name, der sich dann für den Neubau verstetigte, geht offenbar auf die lange vor der Errichtung des neuen Tors entstandene Friesenstraße zurück, die Hauptstraße des Stadtquartiers (Signon 2006). Das neu errichtete Stadttor wird dann erstmals 1244 als Porta Frisea benannt, es folgen Namensvarianten wie porta Frisonum (1248 und 1370), Vreysenportze (1359) oder Vresenpforte (1446).
Zu der bis heute unsicheren Herkunft des wohl nur vermeintlich auf den seit der Antike belegten niederländisch-norddeutschen Volksstamm verweisenden Namensbestandteils „Friesen“ bei Tor, Platz und Straße vgl. den Eintrag zum Friesenplatz.

Aus bis heute noch ungeklärten Gründen ordnete der Kölner Rat 1473 die Schließung der Friesenpforte an (Keussen 1910, Bd. 2., S. 244). Eine Kölner Chronik berichtet für das Jahr 1528: „kein Wagenverkehr; die Hauptpforte grösstenteils zugemauert, nur ein kleines Pförtchen geöffnet.“ (Zitat ebd.).
Ähnliche Maßnahmen betrafen im späten 15. und im 16. Jahrhundert auch andere Tore der Domstadt, die vollständig oder unter Belassung einer kleineren Pforte teilweise zugemauert wurden (vgl. etwa das Frankentor). Teils wurden diese dann im 19. Jahrhundert für kurze Zeit wieder geöffnet.
Obgleich die Friesenpfote nicht täglich geöffnet war, soll das steinerne Bollwerk des Tors im Laufe der Zeit noch mehrfach verstärkt worden sein (Wrede 1984), zuletzt nochmals im Jahr 1816 (Signon 2006).
Im Gegensatz zu anderen gut befestigt und damit ausbruchsicher ausgebauten Kölner Toren und Türmen, wurde das Friesentor nicht als Gefängnis genutzt.
nach oben

Baubeschreibung
Die Darstellung des Friesentors in dem auf um 1570/71 datierten Stadtplan des Kartografen Arnold Mercator (1537-1587) lässt ein imposant-wehrhaftes Gebäude mit stadtseitig fünf Geschossen erkennen, die oberen drei davon mit Fensteröffnungen. Darüber befindet sich als oberer Abschluss des Hauptbaus eine mit einem Zinnenkranz versehene Dachplattform.
Das verbliebene Pförtchen des seinerzeit bereits vermauerten Tors ist als kleiner Anbau nördlich auszumachen (vgl. Abb., im Bild rechts). An der stadtäußeren Seite befindet sich zwischen Stadtmauer und Graben ein gemauerter Zwinger, der zur Feldseite hin an einem kleinen Tor endet.
Die vermutlich um die Zeit seines Abbruchs in den frühen 1880ern entstandene Zeichnung des Friesentors in dem Band „Cölner Thorburgen“ zeigt dessen stadtäußere Seite ohne den zuvor markanten Zinnenkranz (vgl. Abb.).

Die ausführliche Beschreibung unter de.wikipedia.org bezeichnet das Friesentor als „asymmetrischen Sechskantzentralbau mit zweistöckigem Rechteckaufbau“ und fährt fort:
„Es wies zur Stadtseite eine ungegliederte, glatte Fassade auf. Der Mittelbau war nicht wie bei anderen Toren der Stadtmauer von halbrunden Flankentürmen oder Eckwarten eingefasst, sondern ein komplexer, rechteckig mit feldseitig abgeschrägten (gebrochenen) Kanten versehener, somit sechskantiger Bau, dessen rechteckiger Aufsatz den Unterbau um ein Stockwerk mit Zinnenplattform überragte, mit dem Unterbau stadt- wie feldseitig abschloss und zwei seitliche zinnenbewehrte Verteidigungsplattformen des Unterbaus einschloss. Das ursprünglich mit Zugbrücke und Fallgatter ausgestattete und seit dem frühen 16. Jahrhundert (zwischen 1505 und 1525) vermauerte Tor hatte seitdem einen kleinen Türdurchgang. Zur Feldseite schloss sich mittig seit 1687 [sic! Vgl. hingegen die Mercator-Darstellung, Verf.] ein Zwinger an, der vor einem kleinen, mit einem Stufengiebel gezierten Tor endete. Dahinter führte ein kleiner Steg über den Graben der Toranlage in unbebautes Feld. Der Wachmannschaft des Tors hatte man vor dem stadtseitigen Tor einen Brunnen errichtet.“
nach oben

Das Ende des Tors, Spuren
Im Zuge der Umgestaltung der vormaligen Areale der mittelalterlichen Stadtmauer und der preußischen Wallanlage zum Ringboulevard der Neustadt unter Stadtbaumeister Hermann Josef Stübben (1845-1936) wurde im Juni 1881 ein entsprechendes Vertragswerk unterzeichnet, in dessen Folge 1882 die vollständige Niederlegung des Friesentors erfolgte.
An seinem ehemaligen Standort sind heute keine Spuren des Tors mehr erhalten.

Beim Bau des 2001 eingeweihten „Ring Karree“ nördlich der Friesenstraße wurde im weiteren Bereich der historischen Befestigungen um das Friesentor eine so genannte „Grabenfangmauer“ gefunden, die einst dazu diente, den Böschungsdruck an der Wehranlage aufzufangen. Das Relikt wurde zum größten Teil in der Tiefgarage des Büro- und Geschäftshochhauses erhalten.
nach oben

Das Friesentor auf historischen Karten
Im bereits angeführten Mercator-Stadtplan von um 1570/71 finden sich Friesenstraße und Friesenpforte als Die Vriesen straiß und pforts eingezeichnet.
Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) lassen das Tor dann als Teil der zweiten Verteidigungslinie der damaligen Festungsanlagen erkennen (vgl. Kartenansicht). Es ist baulich in die Ende des 17. Jahrhunderts abgeschlossene bastionäre Umwallung Kölns integriert. Das Tor mündet an einem außerhalb der Stadt liegenden District Friesenstrass, der offenbar auf das vorab genannte Kölner Buirgeding zurückgeht.
In der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme ist das Friesentor dann analog zu den weiteren „alten“ Stadttoren im Festungsbering mit „X.“ markiert. Entsprechende Zählungen der Kölner Tore bzw. Pforten werden - je nach deren Wertung - uneinheitlich vorgenommen, hier sind es mit „I. - XIV.“ von Süden nach Norden insgesamt 14 Bauten. Dem Friesentor etwa 500 Meter vorgelagert ist bereits das zwischen 1841 und 1846 erbaute Fort VII im Inneren Grüngürtel eingezeichnet.
Die bereits aus der Zeit nach dem Abbruch des Tors stammenden Blätter der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) zeigen das Friesentor dann nicht mehr.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Internet
dat-portal.lvr.de: Dat Portal, Sprache im Rheinland, Suche nach „Freese“ (abgerufen 20.07.2023)
www.stadt-koeln.de: Neustadt-Nord (abgerufen 19.07.2023)
de.wikipedia.org: Friesentor (abgerufen 19.07.2023)
de.wikipedia.org: Friesenplatz (abgerufen 19.07.2023)
nach oben

Literatur

Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) Köln.
Keussen, Hermann (1910)
Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, zweiter Band. (gekrönte Preisschrift, Preis-Schriften der Mevissen-Stiftung.) S. 241-248, Bonn. Online verfügbar: www.ub.uni-koeln.de, Keussen, Topographie, Bd. 2, abgerufen am 13.09.2022
Keussen, Hermann (1910)
Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, erster Band. (gekrönte Preisschrift, Preis-Schriften der Mevissen-Stiftung.) S. 46 u. 67, Bonn. Online verfügbar: www.ub.uni-koeln.de, Keussen, Topographie, Bd. 1, abgerufen am 14.09.2022
Kier, Hiltrud (1978)
Die Kölner Neustadt: Planung, Entstehung, Nutzung. Düsseldorf.
Signon, Helmut (2006)
Alle Straßen führen durch Köln. 3. von Klaus Schmidt überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. S. 146-148, Köln.
Wiethase, Heinrich / Architekten- und Ingenieur-Verein für Niederrhein und Westfalen (Hrsg.) (1884)
Cölner Thorburgen und Befestigungen: 1180-1882. Blatt 38, Lindenhöhe b. Cöln.
Wrede, Adam (1984)
Neuer kölnischer Sprachschatz. Mit Anhang: Altkölnisch, Kölnisch-Ripuarisch (3 Bände, 9. Auflage). Bd. 2, S. 251, Köln.

Friesentor in Neustadt-Nord

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Friesenplatz
Ort
50672 Köln - Neustadt-Nord
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1244, Ende 1882

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Friesentor in Neustadt-Nord”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345582 (Abgerufen: 10. Mai 2024)
Seitenanfang