Von 1930 bis zur Einstellung ihres Betriebs 2022 querte die Passagierfähre „Rheinnixe“ den Rhein am Stromkilometer 654,5 zwischen dem Bonner Zentrum und Beuel an der „Schäl Sick“ des Flusses. Die Anlegestellen befanden sich linksrheinisch am Brassertufer an der Mündung der Ersten Fährgasse und auf Beueler Seite am Hans-Steger-Ufer (Ende der Steinerstraße). Bereits seit 2016 erinnert ein Denkmal am Beueler Rheinufer an die Bonn-Beueler Rheinfähren und das Wirken der Betreiberfamilie Schmitz.
Zur Geschichte der Fährverbindung Fährrechte werden in Bonn traditionell nach der historischen „Fährgerechtsame“ vergeben, dem vererbbaren Recht zum gewerblichen Betreiben einer Fähre. Die seit 1890 als Unternehmen tätige Beueler Schifferfamilie Schmitz hatte dieses Recht für eine Rheinfähre zwischen Beuel und Bonn inne und betrieb hier ab 1930 ihre Fährschiffe der so genannten „Schmitz-Flotte“. Die drei Vorgängerfähren der „Rheinnixe“ hießen „Beethoven“, „Rheintreue“ und „Rheinperle“. Die Gründung des Unternehmens zur Personenschiffahrt war bereits 1909 durch Josef Schmitz mit dem Schiff „MS Anna“ erfolgt (www.schmitz-bonn.de). Bereits vor dem Bau der ersten Alten Rheinbrücke (1898 eröffnet) bestand eine regelmäßige Fährverbindung über eine seit den 1670er-Jahren betriebene Gierseilfähre (auch Gierponte oder „Fliegende Brücke“ genannt) zwischen der Stadt Bonn und der Gemeinde Vilich (ab 1922 Beuel), jedoch konnte das Verkehrsaufkommen schon damals kaum bewältigt werden (Groten u.a. 2006, S. 159). Ausweislich historischer Karten befanden sich am Rheinufer südlich der Brücke seit um 1900 bis zum Zweiten Weltkrieg zwei Fluss-Badeanstalten unmittelbar nördlich und südlich des linksrheinischen Fähranlegers.
Nach der Zerstörung der damals einzigen Bonner Rheinbrücke zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 durch das deutsche Militär waren Fähren als „schwimmende Brücken“ noch lange Jahre die einzige Möglichkeit, den Fluss zu überqueren. Von der amerikanischen Besatzung wurden nach dem Krieg zunächst vier Personenfähren zugelassen, von denen die „Rheinnixe“ die letzte verbliebene war. Die Fähre brachte jahrzehntelang nicht nur Beueler Schüler zu Bonner Gymnasien - zu Zeiten der Bundeshauptstadt erreichten auch viele in Beuel lebende Politiker mit „Schmitzens Bötchen“ ohne Stau das Bonner Regierungsviertel. Der Fahrpreis für die einfache Fahrt eines Erwachsenen betrug zuletzt 1,50 €, hin und zurück kostete es 2,50 € und die Monatskarte 24 € (Kinder und Schüler entsprechend 0,80 €, 1,20 € bzw. 12 €; Preise 2022 nach rheinnixe.com). „Neben dem regulären Fährbetrieb wurde die Rheinnixe manchmal auch von Schiffsführern der Berufsschifffahrt auf dem Rhein engagiert, um beim Wechsel einzelner Besatzungsmitglieder diese von Bord eines Schiffes aufzunehmen und ans Ufer zu bringen.“ (de.wikipedia.org)
Der Fährbetrieb erfolgte zunächst mit Ausnahme von Weihnachten und Neujahr ganzjährig an allen Wochentagen und ruhte zuletzt von November bis Februar sowie Montags und Dienstag und an den Vormittagen (rheinnixe.com). Die Taktung der Fahrten betrug 15-20 Minuten, eine Überfahrt dauerte zwischen fünf und zehn Minuten. Bei extremem Hoch- oder Niedrigwasser musste der Fährbetrieb unterbrochen werden. Aufgrund des steinigen Ufergeländes war es am Beueler Anleger schwierig festzumachen, ferner musste der Flussuntergrund regelmäßig mit einem schwimmenden Bagger vertieft werden. Die beiden Schiffsanleger waren in Eigenarbeit durch die Familie Schmitz errichtet worden.
Eine kritische Situation erlebte Fährkapitän Günter Schmitz, als er einmal im Winter vier Ruderer aus dem Rhein retten musste: „Sie saßen frierend im Boot, das voll Wasser gelaufen war und unterzugehen drohte. Wir haben die jungen Männer an Bord der Rheinnixe gezogen. Meine Frau hat sie mit warmen Kakao und Decken versorgt. Anschließend haben sie Arbeitskleidung von mir angezogen.“ (ga.de, 2016) Eine Besonderheit der Rheinnixe waren die seit 1988 jährlich im Januar auf der Fähre vollzogenen „Wasserweihen“ der griechisch-orthodoxen Kirche, die seit 2014 gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirchengemeinde Bonn als ökumenische Weihe erfolgten: „Hierzu hielten zwei Geistliche beider Konfessionen genau in der Flussmitte eine Messe und erteilen den Wassersegen, indem das Kreuz zu beiden Seiten der Fähre in den Fluss geworfen und wieder eingeholt wird.“ (de.wikipedia.org)
Das Fährschiff Das letzte Fährschiff, die Personenfähre „Rheinnixe“, wurde bei der Bonn-Dransdorfer MSG Gesellschaft für Stahl- und Metallbau Grönewald GmbH gebaut und dort bei einem Festakt zum 90-jährigen Bestehen des Schmitz'schen Unternehmens durch den damaligen Oberbürgermeister Hans Daniels getauft. Am 19. Mai 1980 wurde das Schiff nach einer Fahrt auf einem Schwertransporter in Rheindorf zu Wasser gelassen. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte mit der Aufnahme des Fährbetriebs am 16. Juni.
Das ca. 50 Tonnen schwere Fährschiff mit einer Gesamt-Tragfähigkeit (Tonnage) von 150 Tonnen ist 25 Meter lang und 5,20 Meter breit, der Tiefgang beträgt lediglich 70 Zentimeter (www.binnenschifferforum.de). Das Schiff kann bis zu 150 Personen befördern und wird von nur einer Person geführt. Diese kann die Fähre mit starken Elektromagneten am Anlieger befestigen und vom Führerstand die Türen betätigen.
Angetrieben wird die Fähre von einem Sechs-Zylinder-Mercedes-Motor OM 401 (V6, 9.570 cm3, 192 PS). Die über 700 Kilogramm schwere Maschine wurde 2015 auf der Lux-Werft in Mondorf-Niederkassel generalüberholt, wobei ein größerer Motorschaden zutage kam und behoben werden musste. Zugleich wurde die Elektrik des Schiffes modernisiert (ga.de, 2015). Während der Dauer der Wartungsarbeiten übernahm unter dem Namen „Rheintreue“ ein Schiff der Kölntourist Personenschiffahrt den Ersatzverkehr. Dieses wurde ursprünglich als „Marijke“ für die Bundesgartenschau 1971 in Köln in der Lux-Werft gebaut.
Das Ende des Fährbetriebes Die unvorhergesehene Instandsetzung des Motors und der Ersatzverkehr 2015 bedeuteten für die Eignerfamilie Schmitz eine zusätzliche finanzielle Belastung, zudem war 2016 ein neuer Anstrich des Schiffs erforderlich. Im Oktober 2016 ging die Fährverbindung schließlich aus dem Familienbetrieb an die Bonner Fähr- und Fahrgastschifffahrt GmbH & Co. KG (BFF) über, die daneben noch das Fahrgastschiff „Moby Dick“ auf dem Rhein unterhält.
Bereits zwischen Juli 2019 und März 2020 wurde der Betrieb der „Rheinnixe“ vorübergehend eingestellt, danach verkehrte die Fähre wieder zu deutlich eingeschränkten Zeiten. Ab Anfang Juli 2022 ruhte der Betrieb erneut, diesesmal aufgrund von extremem Niedrigwasser. Im September verstarb dann unerwartet der Fährführer. Zunächst hoffte man noch, einen Nachfolger für die Saison 2023 zu finden, was jedoch nicht gelang. Dies, sowie gleichzeitig rückläufige Fahrgastzahlen und das immer wieder notwendige kostspielige Ausbaggern von Untiefen an der Fahrrinne, führten letztlich nach geschätzten 900.000 Überquerungen des Rheins zur endgültigen Einstellung des Fährbetriebes zum 25. Oktober 2022 durch die Betreiberfirma BFF (ga.de, 2022). Die weitere Verwendung des nach der Einstellung des Betriebs am Beueler Rheinufer liegenden Fährschiffs „Rheinixe“ ist noch unsicher. Möglich wäre ein Verkauf wie auch ein Weiterbetrieb als Wasserbus oder Wassertaxi - dies eventuell sogar nach einem technisch möglichem Umbau auf umweltfreundlichen Elektrobetrieb. Angehörige der Familie Schmitz sind nach wie vor - in inzwischen vierter Generation - auf dem Bonner Rhein tätig und betreiben die MS „Filia Rheni“ als Schiffseigner (www.schmitz-bonn.de).
Das Denkmal zur Erinnerung an die Fähre An die Rheinfähren zwischen Bonn und Beuel sowie die über Jahrzehnte andauernde Fährtätigkeit der Familie Schmitz erinnert seit Oktober 2016 am Beueler Rheinufer ein vom Schiffer-Verein Beuel 1862 e.V. initiiertes und durch Spenden finanziertes Denkmal (schifferverein-bonn-beuel.de). In Nachbarschaft zu anderen Kleindenkmalen am Beueler Rheinufer wie dem Brückenweibchen, der Nachbildung des Bonner Brückenmännchens oder dem Bootsdenkmal „De Noßschaal“ wurde im Rahmen einer Feier mit über 200 Gästen eine Bronzebuch-Tafel durch den früheren Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch enthüllt. Auf einem von den Bonner Steinmetzmeistern Naundorf & Krautien aus Basaltstein geschaffenen Lesepult liegen zwei in Buchform gegossene, jeweils 90 x 90 Zentimeter große und 60 Kilogramm schwere Bronzetafeln, die von dem Metallbildner Attila József Imre Murányi aus Dannenfels gestaltet wurden und auf der linken Seite die Silhouetten der vier Fähren der „Schmitz-Flotte“ zeigen. Der Text auf der rechten Seite erläutert die historische Fährgerechtsame.
Internet rheinnixe.com: BFF - Bonner Fähr- und Fahrgastschifffahrt GmbH & Co. KG, Personenfähre Rheinnixe Bonn - Beuel (abgerufen 27.10.2022) www.schmitz-bonn.de: Schiffahrt Schmitz GmbH Bonn, Historie „113 Jahre Schiffahrt Schmitz in Bonn am Rhein“ (abgerufen 28.10.2022) www.bonnschiff.de: Bonner Personen Schiffahrt (abgerufen 28.10.2022) www.binnenschifferforum.de: Rheinnixe - Personenfähre (abgerufen 27.10.2022) www.rheinische-anzeigenblaetter.de: Geschichte des Fährbetriebs zwischen Bonn und Beuel - 900.000 Mal über den Rhein (Rheinische Anzeigenblätter vom 04.11.2016, abgerufen 27.10.2022) ga.de: Personenfähre wird generalüberholt - Neuer Motor für die alte Nixe (General-Anzeiger vom 15.12.2015, abgerufen 27.10.2022) ga.de: 50 Jahre auf dem Rhein zu Hause - Uta und Günter Schmitz gehen von Bord der „Rheinnixe“ (General-Anzeiger vom 29.10.2016, abgerufen 27.10.2022) ga.de: Beliebter Fährbetrieb in Bonn wird eingestellt - Die Rheinnixe geht in Rente (General-Anzeiger vom 26.10.2022, abgerufen 27.10.2022) schifferverein-bonn-beuel.de: Schiffer-Verein Beuel 1862 e.V., Bildergalerie „Einrichtung der Bronzebuch-Tafel am Rheinufer“ (abgerufen 27.10.2022) de.wikipedia.org: Rheinnixe (abgerufen 27.10.2022) de.wikipedia.org: Liste der Rheinfähren (abgerufen 27.10.2022)
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