Direktions-, Verwaltungs- und Dienstgebäude der Bahndirektion Köln, heute Bürogebäude „Neue Direktion Köln“ und Sitz der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA)
Das 1913 bezogene Verwaltungs- und Dienstgebäude der Kölner Eisenbahndirektion befindet sich etwa 200 Meter rheinabwärts der Hohenzollernbrücke neben dem 1996 eröffneten Musical Dome. In den Jahren 2013 bis 2016 wurde der Bau zunächst vollständig entkernt und anschließend als Bürogebäude „Neue Direktion Köln“ neu aufgebaut.
Königliche Eisenbahn, Preußische Staatsbahn, Reichsbahn und Bundesbahn Im Zuge der Neuorganisation der Preußischen Staatseisenbahnen mit zahlreichen bis dahin eigenständigen Eisenbahnunternehmen in privater oder öffentlich Hand wurden zum 1. Januar 1880 zunächst 11 Eisenbahndirektionsbezirke geschaffen, an deren Spitze das 1878 unter Ministerpräsident Otto von Bismarck geschaffene Ministerium der Öffentlichen Arbeiten als „Eisenbahnministerium“ stand, das im Sinne des Reichskanzlers die Schaffung einer deutschen Reichseisenbahn betreiben sollte. Für den Kölner Bereich wurden 1879 zunächst zwei Eisenbahndirektionen eingerichtet, eine für die linksrheinischen Bahnen und eine für die rechtsrheinischen (beide mit Direktionssitz Am Alten Ufer Nr. 2) . Bei einer Reform der Staatsbahnen zu nunmehr insgesamt 20 Direktionen wurden beiden Bahnverwaltungen in der Domstadt zum 1. April 1895 zu einer „Königlichen Eisenbahndirection Cöln“ (KED Cöln) fusioniert, die am Domhof Nr. 28 residierte und einen Direktionssitz Am Alten Ufer Nr. 2 unterhielt (www.bahnstatistik.de).
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gingen die vormaligen „Länderbahnen“ (darunter auch die Königlich Preußische Staatseisenbahn) in den 1920 begründeten „Deutschen Reichseisenbahnen“ auf, die dann ab 1921 als „Deutsche Reichsbahn“ firmierte. Die Kölner Direktion am damaligen Kaiser-Friedrich-Ufer hieß nun „Reichsbahndirektion Köln“ (RBD Köln, Direktionsnummer 15). Nach dem Zweiten Weltkrieg ging 1949 in der Bundesrepublik die Deutsche Bundesbahn (DB) aus der Reichsbahn (DR) hervor, womit der Kölner Bahn-Verwaltungssitz zunächst in „Eisenbahnbahndirektion Köln“ (ED Köln) und ab 1952/53 in „Bundesbahndirektion Köln“ (BD Köln) umbenannt wurde. Infolge der Deutschen Wiedervereinigung wurden die nach 1945 in der DDR unter dem Namen „Deutsche Reichsbahn“ (DR) weitergeführte Eisenbahn und die DB in der 1994 dafür gegründeten Deutsche Bahn AG zusammengeführt und neu strukturiert.
Das Direktionsgebäude Köln Das monumentale Direktions- und Verwaltungsgebäude der seinerzeitigen Königlichen Eisenbahndirektion mit einer unmittelbar benachbarten Direktoren-Villa entstand 1912/13 am damaligen Kaiser-Friedrich-Ufer (Wilhelm 2008, S. 80) nahe des vormaligen Verwaltungsgebäudes Am Alten Ufer Nr. 2, das sich zwischen den heutigen Straßen Kostgasse und Goldgasse befand (vgl. u.a. landkartenarchiv.de, Plan um 1900, dort als „Kgl. Eisenb. Dir.“ und „Kgl Eis Dir“ eingezeichnet). Das neue Gebäude konnte zum 29. März 1913 bezogen werden (vgl. www.bahnstatistik.de; dort wird abweichend eine „siebenjährige Bauzeit“ genannt und als Anschrift die Trankgasse).
Der ursprüngliche Bau geht auf Entwürfe des Königlichen Landbauinspektors, Architekten und Eisenbahn-Baubeamten Karl Wilhelm Biecker (1859-1927, auch Carl) zurück, unter Mithilfe der Regierungsbaumeister Adolph Kayser und Johannes „Hanns“ Martin Kießling (1879-1944). Die Bau-Oberleitung oblag dem Architekten und leitenden Baubeamten in der staatlich-preußischen Eisenbahn-Bauverwaltung Dr.-Ing. e.h. Alexander Rüdell (1852-1920), Mitglied der Preußischen Akademie des Bauwesens und „Wirklicher Geheimer Oberbaurat und Vortragender Rat im Reichsverkehrsministerium“, der seit der Wende zum 20. Jahrhundert für zahlreiche Bahngebäude verantwortlich zeichnete (Cornelius 1921).
Das Gebäude mit neoklassizistischer Fassade war ursprünglich vier Geschosse hoch, die Mitte des Baus wurde außen von zehn monumentalen Säulen geprägt, die hier nochmals von einem fünften Geschoss überragt wurden. An der Nordseite des Direktionsgebäudes wurde über einen Brückengang eine direkte bauliche Verbindung zum benachbarten Direktoren-Wohnhaus geschaffen. Die aus dem ersten Stockwerk über die Servasgasse führende Verbindung besteht auch heute noch (vgl. Abb.). In der imposanten Eingangshalle wurde nach dem Ersten Weltkrieg eine Gedenktafel mit den Namen der im Krieg gefallenen Mitarbeiter der Direktion sowie eine von einem Adler gekrönte Gedenksäule installiert: Beides wurde im Zuge der jüngeren Umbauten ins Städtische Museum verlegt (www.iz.de).
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bahndirektion durch Bombenangriffe stark beschädigt, die hintere Gebäudeecke an der Servasgasse hatte dabei einen Volltreffer zu verzeichnen. Das Mansarddach brannte vollständig ab und wurde später nur provisorisch ersetzt. Die übrigen Schäden wurden in den 1950er-Jahren behoben, wobei der ursprüngliche Bau jedoch nicht wieder vollständig wiederhergestellt wurde. Bei späteren Begutachtungen zeigte sich, dass z.B. verzierende Stuckarbeiten im Innern bei den Instandsetzungsmaßnahmen der Nachkriegszeit lediglich großzügig überputzt wurden. Gleichwohl wurden beide Seitenflügel später um jeweils ein Geschoss ergänzt, so dass das Gebäude - je nach Ansicht - inklusive des Dachgeschosses nun über fünf bzw. sechs Geschosse verfügte (www.iz.de).
Umbau und heutige Nutzung Nachdem die Deutsche Bahn das Direktionsgebäude nach 2001 nicht mehr nutzte, stand der Bau leer und wurde seitdem nur temporär genutzt. Als Teil des Bundeseisenbahnvermögens wurde es bis 2011 von der zu diesem Zweck gegründeten Immobiliengesellschaft Vivico Real Estate GmbH als „RheinTriadem“ vermarktet, so etwa für Ausstellungen, Veranstaltungen (Musikmesse Popkomm) und als Drehort für Fernseh- und Filmproduktionen (www.iz.de). Im Dezember 2011 wurde das Gebäudeensemble von der Hochtief Projektentwicklung erworben, unter der Anfang 2013 mit einem vollständigen Neuaufbau der Gebäude unter Erhaltung der denkmalgeschützten Fassade begonnen wurde. Im Januar 2014 wurde die frühere Bahndirektion an die Vermögensverwaltung der Commerzbank, die Commerz Real AG, verkauft.
Im Zuge des Umbaus wurde das Bauwerk ab 2013 vollständig entkernt, wobei vom ursprünglichen Baubestand neben einzelnen Elementen im Inneren nur das Mauerwerk der Außenwände der alten Süd-, Ost- und Nordfassade erhalten blieb. Anfang des Jahres 2014 standen zeitweise nur noch diese Fassaden (vgl. Abb.). Das alte Mauerwerk wurde aufgearbeitet und teilweise restauriert. Die Mauern der denkmalgeschützten Fassaden dienen seitdem nach wie vor als statisch wirksame Wände und tragen u.a. die Last von drei neu geschaffenen Dachgeschossen, die gestaffelt auf dem alten Bestand aufgesetzt wurden und mit umlaufenden Metallbändern die Konturen des ursprünglichen Mansarddachs wieder herstellen: „Die Fassadenbänder der aufgesetzten Dachgeschosse bestehen aus pulverbeschichtetem Aluminium. Um sie den Konturen des ursprünglichen Mansarddachs anzupassen, wurden sie in der Höhe zweitgeteilt und ihre Oberlichtbänder ein Stück nach innen versetzt“ (vgl. die umfassende Beschreibung der Umbauarbeiten unter www.baunetzwissen.de). In der Gebäudemitte wurde ein weiteres Staffelgeschoss aufgesetzt, das nunmehr die Dachspitze bildet. An der Vorderseite entstanden drei gleichwertige Zugänge und zwischen den zehn erhaltenen Säulen wurde eine Durchgangsmöglichkeit geschaffen, die seitdem den massiven Charakter des Eingangsbereichs durchbricht. Die Anzahl der Innenhöfe wurde von ursprünglich fünf auf nunmehr nur noch drei reduziert (www.iz.de).
In Abstimmung mit der Denkmalpflege wurden bei der Neu- und Umgestaltung des Innenraums neue Elemente gestalterisch zurückhaltend integriert und erhaltenswerte Bauteile nach Möglichkeit restauriert und wieder eingesetzt, darunter schmiedeeiserne Geländer, ein Treppenantritt aus Marmor, Laibungen und Stuckornamente. Die imposante Eingangshalle wurde originalgetreu in den Neubau integriert, ebenso eine zweigeschossige Ellipse, die mit originalen Bauteilen rekonstruiert wurde (www.apleona.com). Nach Plänen des Aachener Architekturbüros kadawittfeldarchitektur in Arbeitsgemeinschaft mit Graf + Graf Architekten (Montabaur) entstanden hinter den historischen Mauern und in drei neugeschaffenen Geschossen moderne und flexibel nutzbare Büroflächen, die aktuellen energetischen und schallschutztechnischen Anforderungen entsprechen und eine größtmögliche Barrierefreiheit bieten. Insgesamt stehen heute rund 22.000 Quadratmeter zur Nutzung mit bis zu 3.500 m2 Bürofläche pro Etage.
Nach der Fertigstellung wurde die Europäische Agentur für Flugsicherheit EASA (European Union Aviation Safety Agency) im Juni 2016 Hauptmieterin des Komplexes. Die zum 28. September 2003 begründete zentrale Flugsicherheitsbehörde der EU für die zivile Luftfahrt hatte ihren Sitz zunächst in Brüssel und ab November 2004 im KölnTriangle in Köln-Deutz. In vormaligen Gebäude der Reichsbahndirektion beschäftigt die EASA inzwischen etwa 850 Mitarbeiter*innen. „Über alle drei Innenhöfe, die das Gebäude gliedern, erstreckt sich eine Fotocollage aus Porträts von 800 Mitarbeitern ..., die sich zu einer überdimensionalen Europakarte zusammensetzen.“ (www.baunetzwissen.de)
Baudenkmal Das „Verwaltungsgebäude / Bundesbahndirektion, Konrad-Adenauer-Ufer 3“ und das nach rechts benachbarte „Wohnhaus, Konrad-Adenauer-Ufer 5“ sind seit dem 9. Februar 1987 eingetragene Baudenkmale (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln, Nrn. 4031 und 4032) bzw. „Verwaltungsgebäude, Konrad-Adenauer-Ufer 3“ (LVR-ADR Nr. 77330) und „Verwaltung d. Raiffeisenversicherung, Konrad-Adenauer-Ufer 5“ (ebd., Nr. 65201). Mit gleichem Datum wurden auch die Rückfronten der beiden Gebäude unter Denkmalschutz gestellt: „Verwaltungsgebäude / Bundesbahndirektion, Am Alten Ufer 2-6“ (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln, Nr. 4031), „Wohnhaus, Am Alten Ufer 8-12“ (ebd., Nr. 4032) bzw. „Bundesbahndirektion: Verwaltungsgebäude, Am Alten Ufer 2-6, Rückfront der Bundesbahndirektion, Putzfassade mit Werksteingliederungen“ (LVR-ADR Nr. 69478) und „Wohnhaus - Ehem. Spar- u. Darlehnskasse d. Eisenbahn, Am Alten Ufer 8-12“ (ebd., Nr. 69492).
Internet www.bahnstatistik.de: Königliche Eisenbahndirektion zu Cöln linksrheinisch (abgerufen 17.06.2022) www.baunetzwissen.de: Neue Direktion Köln (abgerufen 20.06.2022) www.apleona.com: Neue Direktion Köln (abgerufen 20.06.2022) www.iz.de: Hochtief baut erneut am Rheinufer (Text Florian Manthey, Immobilien-Zeitung 35/2012, S. 22, 30.08.2012, abgerufen 17.06.2022) www.iz.de: Bildergalerie, Die Kölner Bahndirektion vor dem Rückbau (Immobilien-Zeitung 29.08.2012, abgerufen 17.06.2022) www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 14.06.2022, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024) www.landkartenarchiv.de: Plan der Stadt Köln (um 1900), hrsg. von der Kölner Verlags-Anstalt u. Druckerei A.G. (und weitere dortige Kölner Stadtpläne, abgerufen 17.06.2022) www.easa.europa.eu: EASA, European Union Aviation Safety Agency (abgerufen 20.06.2022) de.wikipedia.org: Reichsbahndirektion Köln (abgerufen 17.06.2022) de.wikipedia.org: Preußische Staatseisenbahnen (abgerufen 17.06.2022) de.wikipedia.org: Europäische Agentur für Flugsicherheit (abgerufen 20.06.2022)
Nachruf auf Dr.-Ing. Alexander Rüdell. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 41. Jahrgang 1921, Nr. 1, 1. Januar 1921, S. 3-4. o. O. Online verfügbar: digital.zlb.de, abgerufen am 17.06.2022
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 79-80 u. 127-128, Köln (2. Auflage).
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