Concordia-Hütte in Bendorf

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bendorf
Kreis(e): Mayen-Koblenz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 25′ 48,6″ N: 7° 33′ 41,21″ O 50,43017°N: 7,56145°O
Koordinate UTM 32.397.827,97 m: 5.587.449,20 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.397.862,18 m: 5.589.244,42 m
  • Erster Guss des neuen Schmelzofens, in der Concordia-Hütte in Bendorf-Mülhofen (1974)

    Erster Guss des neuen Schmelzofens, in der Concordia-Hütte in Bendorf-Mülhofen (1974)

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    Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum ; Licence: CC BY-NC-SA
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  • Blick in die Concordia-Hütte in Mülhofen, Schmelzöfen für Aluminium (1970er Jahre)

    Blick in die Concordia-Hütte in Mülhofen, Schmelzöfen für Aluminium (1970er Jahre)

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  • Luftaufnahme der Concordia-Hütte im Bendorfer Stadtteil Mülhofen (1960er Jahre)

    Luftaufnahme der Concordia-Hütte im Bendorfer Stadtteil Mülhofen (1960er Jahre)

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  • Blick in die Concordia-Hütte in Mülhofen, hier auf den Schmelzofen für Aluminium (1970er Jahre)

    Blick in die Concordia-Hütte in Mülhofen, hier auf den Schmelzofen für Aluminium (1970er Jahre)

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Die Concordia-Hütte war neben der Sayner Hütte und der Mülhofener Hütte eine der Eisenhütten der Stadt Bendorf. Im Stadtteil Mülhofen gelegen, trug die Industrieanlage massiv dazu bei, dass der Stadtteil entstand. Denn viele Menschen fanden dort einen Arbeitsplatz. Im Jahre 1993 wurde die Concordia-Hütte als letze Eisenhütte Bendorfs geschlossen und zwei Jahre später größtenteils abgerissen. Sie umfasste ehemals eine Vielzahl an Werksgebäuden, Walzwerken, Dampfhammern und Hochofenanlagen.

Beschreibung
Gründung
Expansion
Unruhige Zeiten
Niedergang
Gelände heute
Kulturdenkmal
Internet


Beschreibung
Von dem einst großen Industriebetrieb ist lediglich ein langgestrecktes Gebäude aus Bruchstein mit zwei sich kreuzenden Schiffen übriggeblieben. Es handelt sich um die sogenannte „Vorhütte“, das erste im Jahr 1842 erbaute Hochofengebäude der Hütte. Es ist in in der Straße An der Gießerei 8 in Bendorf-Mülhofen zu finden. Nachdem einige Jahre später eine modernere Hochofenanlage an anderer Stelle errichtet wurde, war hier die Modellschreinerei untergebracht. Heute beherbergt dieses Gebäude mit den großen Fenstern im romanischen Stil ein Gartencenter, das teilweise auch als Bürogebäude genutzt wird.
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Gründung
Im Jahre 1838 stellten die Brüder Carl Maximilian (1793-1861), Joseph (1795-1866) und Matthias (1797-1885) Lossen den Antrag zum Bau einer Eisenhütte. Wenige Jahre zuvor, Im Jahre 1832, hatten die „Gebrüder Lossen“ das Gelände zwischen Mülhofen und Sayn erworben. Als Besitzer von Erzgruben in Hessen-Nassau fanden sie an diesem Standort ideale Bedingungen für die Eisenverhüttung. Mit dem Kauf sicherten sie sich auch das gesamte Wasserrecht am Rotherbach, dem Zusammenfluss aus Saynbach und Brexbach. Dieser diente als wichtigste Energiequelle für den Betrieb. Auf einem Teil des erworbenen Landes existierte bereits seit den 1750er Jahren Hammerwerk. Dieses war von Carl Casper Steitz (1714-1799) und Wilhelm Remy (1702-1761) geführt worden.

Die Lossens hatten außerdem Waldbesitzer im Westerwald, der als Basis für die Produktion von Holzkohle im Meilerbetrieb diente. Ende des Jahres 1839 begannen die Brüder Lossen mit dem Bau der Eisenhütte. Bei der Grundsteinlegung erhielt die Hütte den Namen „Concordia“, der lateinisch „Eintracht“ bedeutet. Vermutlich wurde der Name bewusst gewählt, um die Eintracht der Brüder untereinander zu unterstreichen. Es vergingen noch vier Jahre, bis im Jahre 1843 der erste Hochofen in Betrieb genommen wurde. Es handelt sich dabei um das letzte bis heute erhaltene Gebäude auf dem ehemaligen Betriebsgelände. Inzwischen dient es als Bürogebäude und Gartencenter. Mehr als zehn Jahre lief der Hochofen ohne Unterbrechung bis neue Öfen gebaut wurden.
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Expansion
Im Jahre 1900 wurde der Familienbetrieb von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Hütte aus mehreren Hochöfen, einer Eisen- und Stahlformgießerei, sowie mechanischen Werkstätten, einer Ofen- und Herdfabrik, einer Zementfabrik und mehr. Mit dem neuen Kapitel wuchs sie weiter und es entstanden Press- und Walzwerke. Von 1915 bis 1926 wurden auf der Hütte Radsätze und Radbandagen für die Deutsche Reichsbahn gefertigt. Während dieser Zeit erfolgte im Jahre 1917 eine Namensänderung in „Concordiahütte Aktiengesellschaft Bendorf/Rhein“.
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Unruhige Zeiten
Es folgten Jahre, in denen es viele Veränderungen in den Besitzerverhältnissen und der Betriebsleitung gab. In den Jahren 1921 bis 1926 gehörte das Werk zur Spaeter-Gruppe. Die Koblenzer Eisenhandelsfirma erwarb zunächst die Aktienmehrheit und dann auch die restlichen Aktien. Die Spaeter-Gruppe führte die Concordia-Hütte mit den Rombacher Hüttenwerken zusammen. Im Jahre 1926 wurden sie als „Vereinigte Stahlwerke AG/Düsseldorf“ zusammengefasst. Die Stilllegung einzelner Hochöfen, der Großschmiede sowie des Schlacke- und Presswerks kündigen die Krisenzeit der 1930er Jahre an.

Die Zahl der Arbeiter sank von 1000 auf nicht einmal 400. Sie stieg erst in jenen Kriegsjahren wieder an, als die Stahlgießerei zur Produktion von Radsätzen für die deutsche Reichsbahn wieder in Betrieb genommen wurde. Knapp 1500 Beschäftigte zählte die Hütte im Jahre 1943 bevor die Produktion am Ende des Jahres 1944 stillgelegt wurde und Teile der Hütte durch Bombenangriffe zerstört wurden. Nach dem Wiederaufbau wuchs die Belegschaft bis zum Jahre 1957 erneut auf über 1500 Angestellte. Ab dem Jahre 1962 wurde der Fokus auf den Serienguss und den Maschinenbau gelegt. Auch wenn die Hütte inzwischen zur Thyssen Guss AG gehörte, war im Volksmund noch immer von der „Lossens-Hütt´“ die Rede.
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Niedergang
Als letzte Eisenhütte in Bendorf wurde die Concordia-Hütte im Jahre 1993 geschlossen und bis zum Jahre 1995 fast gänzlich abgerissen. Mit der Schließung der Concordia-Hütte, der Firma Feld & Hahn und der Didier-Werke verloren viele Menschen ihren Arbeitsplatz. Die Folge war ein umfassender Strukturwandel in Bendorf. Die Rhein-Zeitung informierte in den 1990er Jahren unter dem Titel „Bendorf auf dem Weg nach oben“ ausführlich über die Schließung der großen Betriebe und die dadurch steigende Anzahl an Arbeitslosen in Bendorf. Gleichzeit wurde aber auch davon berichtet, dass neue Gewerbegebiete und damit Arbeitsplätze entstehen. Auch die Umorientierung Bendorfs hin zum Tourismusort und die Restaurierung der Sehenswürdigkeiten, wie des Sayner Schlosses oder der Sayner Hütte, wurden thematisiert.
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Gelände heute
Auch wenn den Bendorfern noch heute der Klang der „Klappergass“ im Ohr ist - ein Audruck, der das Geräuch von hunderten Arbeitern beschreibt, die sich durch die Concordiastraße auf den Weg zur Arbeit machen und an deren Seite die Esslöffel an den Henkelmännchen mit der warmen Mahlzeit von daheim klapperten - gehört dieses Schauspiel der Vergangenheit an. Aus der Industriebrache Concordia-Hütte wurde ein neues Gewerbegebiet geschaffen, in dem sich bis heute viele mittelständische Betriebe angesiedelt haben.
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Kulturdenkmal
Das Hochofengebäude auf dem ehemaligen Gelände der Concordia-Hütte in Bendorf-Mülhofen wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mayen-Koblenz nach dem Stand 06.09.2021, S. 19 geführt. Der Eintrag lautet:
„An der Gießerei 2-12
Concordia-Hütte. ehem. Hochofengebäude der Concordia-Hu?tte; Bruchsteinbau mit zwei sich kreuzenden Schiffen, 1838.“
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(Julia Ruth Barth, Universität Koblenz-Landau, 2021)


Internet
nat.museum-digital.de: Concordia-Hütte (Mülhofen) (abgerufen 24.05.2022)
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Literatur

Baumann, Carl-Friedrich (1990)
Concordiahütte. In: Eisenhütten in Bendorf. Schriften des Stadtmuseums Bendorf; Band 1, Bendorf.
(2006)
Gliwice, Berlin, Sayn. europäischer Eisenkunstguss ; die Königlich-Preußischen Eisengießereien. o. O.
(1963)
125 Jahre: Rheinstahl Concordiahütte G.m.b.H.. Berlin.

Concordia-Hütte in Bendorf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
An der Gießerei 2-12
Ort
56170 Bendorf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Concordia-Hütte in Bendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343734 (Abgerufen: 27. Juli 2024)
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