Beschreibung
In der Straße Am Röttchenshammer (Hausnummer 23 bis 45) in Bendorf-Mülhofen blickt man auf eine Reihe von zwölf Häusern. Sie sind in verschiedenen Farben angestrichen. In ihrer formalen Gestaltung jedoch, der einfachen Bauweise und Größe, unterscheiden sie sich nicht.
Die Häuser sind zweigeschossig (Erd- und ein Obergeschoss zuzüglich Dachgeschoss), auf rechteckigem Grundriss errichtet. Charakteristisch für die zur Straße hin ausgerichteten verputzten Fassaden sind die spätklassizistischen Zierelemente. Sie zeigen sich in den Abstufungen bzw. Betonungen einzelner Fassadenteile durch Unterschiede im Höhenniveau der Wandflächen. So ist beispielsweise der äußere Fassadenteil wie eine Art quadratischer Rahmen gestaltet. Er springt abgetreppt aus der Wandfläche hervor, was seine rahmende Wirkung noch steigert. Die Fensterrahmen sowie ein breiter Streifen treten ebenfalls aus der Wand hervor. Dieser Streifen unterteilt die gesamte Fassade mittig in seine Stockwerke (Erdgeschoss und Obergeschoss). Die hochrechteckigen Fenster sind paarweise direkt übereinander angeordnet. Es sind genau vier Fensterpaare. Die Häuser verfügen über Satteldächer.
Geschichte
Bei den Gebäuden handelt es sich um eine im Jahr 1878 errichtete Arbeitersiedlung der Concordiahütte, einer Eisenhütte in Bendorf-Mülhofen (gdke.rlp.de). Die Siedlung bestand ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihren umgangssprachlichen Namen Zwölf Apostel-Siedlung erhielt die Siedlung aufgrund der Anzahl der Häuser. Sie wurden nach einem einheitlichen Schema erbaut und beherbergten jeweils zwei oder vier Familien, die eine Miete an die Concordiahütte abtraten.
Im Inneren der Gebäude gibt es auf den Etagen vom Treppenhaus ausgehend links und rechts je zwei bis vier Wohnräume. Einige Häuser besaßen Holzbalkone. Zu jedem Haus gehörte ein kleines Stallgebäude, in dem sich die Trockenklosetts der Hausbewohner befanden. Außerdem gehörte zu den Arbeiterhäusern je ein Garten mit Brunnen und Handpumpe. Die Gärten liegen unmittelbar am Rotherbach, der durch das Werksgelände floss und in den Rhein mündete. Die Bewohner der 12 Apostel bauten auf der kleinen Fläche Obst und Gemüse zur alltäglichen Verpflegung an oder hielten Kleinvieh, das sie selbst schlachteten und im Keller der Häuser zum Ausbluten aufhingen.
Gebäude heute
Vor der Schließung der Concordiahütte im Jahre 1993 wurden die Arbeiterhäuser im Jahre 1986 an Privatleute verkauft. Sie wurden, bis auf eine Ausnahme, alle von ehemaligen Arbeitern der Hütte erworben. Es handelte sich dabei zumeist nicht um die ursprünglichen Bewohner der Häuser. Vor den neuen Besitzern lag viel Arbeit. Viele Häuser waren in einem schlechten Zustand, eins sogar durch einen Hausbrand. Bei der Sanierung der 12 Apostel halfen sich die neuen Nachbarn gegenseitig. Dies stärkt bis heute die Gemeinschaft in der Straße Im Röttchenshammer.
Denkmalzone
Die Zwölf Apostel-Siedlung in Bendorf-Mülhofen wurde im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mayen-Koblenz (Stand 2021) geführt, die darauf folgende Denkmalliste (Stand 2022) führt diesen Eintrag nicht mehr.
Der Eintrag aus dem Jahr 2021 lautet: „Am Röttchenshammer 25-47 (ungerade Nrn.)
Zwölf Apostel-Siedlung (Denkmalzone). Werkssiedlung der Concordiahütte, Putzbauten, bez.1878.“
(Julia Ruth Barth, Universität Koblenz-Landau, 2021)
Quellen
Kotowski, Peter (1986): Eine Siedlung steht unter Denkmalschutz. In: Rechts des Rheins. Bendorfer Zeitung Nr. 267 - Dienstag/Mittwoch, 18./19. November 1986.
Internet
nat.museum-digital.de: Concordia-Hütte Mülhofen, Luftaufnahme 1950er Jahre (abgerufen 04.05.2022)
nat.museum-digital.de: Concordia-Hütte und „12 Apostel“ in Mülhofen, 1950er Jahre (abgerufen 04.05.2022)
nat.museum-digital.de: Arbeitersiedlung Concordiahütte „12 Apostel“, Bendorf-Mülhofen 1986 (abgerufen 04.05.2022)
gdke.rlp.de: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Mayen-Koblenz (PDF-Datei, 5,79 MB, abgerufen 10.10.2021 sowie 04.05.2022)