Mülhofener Hütte in Bendorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Bendorf
Kreis(e): Mayen-Koblenz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 25′ 12,31″ N: 7° 33′ 24,41″ O 50,42009°N: 7,55678°O
Koordinate UTM 32.397.474,77 m: 5.586.334,76 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.397.508,85 m: 5.588.129,54 m
  • Historische Fotografie der Mülhofener Hütte in Bendorf (1930er Jahre)

    Historische Fotografie der Mülhofener Hütte in Bendorf (1930er Jahre)

    Copyright-Hinweis:
    Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum ; Licence: CC BY-NC-SA
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Schlosser und Maschinisten der Mülhofener Hütte in Bendorf (1898)

    Schlosser und Maschinisten der Mülhofener Hütte in Bendorf (1898)

    Copyright-Hinweis:
    Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum ; Licence: CC BY-NC-SA
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Historische Luftaufnahme von Bendorf am Rhein (1910)

    Historische Luftaufnahme von Bendorf am Rhein (1910)

    Copyright-Hinweis:
    Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum ; Licence: CC BY-NC-SA
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Historische Fotografie des Hochofengebäudes der Mülhofener Hütte in Bendorf kurz vor dem Abriss (1933/34)

    Historische Fotografie des Hochofengebäudes der Mülhofener Hütte in Bendorf kurz vor dem Abriss (1933/34)

    Copyright-Hinweis:
    Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum ; Licence: CC BY-NC-SA
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Historische Fotografie vom Abbruch der Mülhofener Hütte in Bendorf (1933/34)

    Historische Fotografie vom Abbruch der Mülhofener Hütte in Bendorf (1933/34)

    Copyright-Hinweis:
    Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum ; Licence: CC BY-NC-SA
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Die Mülhofener Hütte entstand in den Jahren 1855 und 1856 am Rhein zwischen dem Bendorfer Stadtteil Mülhofen und Neuwied-Engers. Sie wurde als innovative Hochofenanlage der Sayner Hütte an deren Schiffsanlegeplatz erbaut. Ihr Standort war verkehrstechnisch günstig gewählt, unmittelbar am Rhein und an der Eisenbahntrasse.

Standort und Beschreibung
Werksgelände
Anfänge
Expansion
Niedergang
Aktuelle Situation
Internet


Standort und Beschreibung
Im Bendorfer Stadtteil Mülhofen liegt heute das Gelände der Firma Kann GmbH Baustoffwerke. Dieses ist eingerahmt von Saynbach, Bendorfer Straße und Hüttenstraße und liegt unmittelbar am Rhein. An dieser Stelle befand sich einst die Mülhofener Hütte. Heute befinden sich auf dem Gelände verschiedene langgestreckte Werksgebäude sowie eine Vielzahl an Kies- und Sandhügeln. Dass sich hier einst die vielen Gebäude der Mülhofener Hütte befanden, lässt sich nur noch an wenigen Relikten erkennen: Steht man heute auf dem ehemaligen Hüttengelände, kann man noch einen Schornstein des Dampfkesselhauses und einige Mauern aus der Zeit der Eisenverhüttung auf der großen Fläche erblicken. Etwas weiter entfernt, im westlichen Gebiet des Geländes an der Hüttenstraße Hausnummer 176, ist noch das ehemalige Verwaltungsgebäude des Werkes erhalten geblieben. Es dient heute als Wohnhaus.
nach oben

Werksgelände
Historische Fotografien verraten, wie das Werksgelände der Mülhofener Hütte um das Jahr 1900 ausgesehen hat. Vier große, runde Schornsteine waren weithin sichtbar. In deren Mitte befanden sich die Werksgebäude. Diese bestanden größtenteils aus langgestreckten Backsteingebäuden mit ein- bis zwei Geschossen und Satteldach. Das höchste Gebäude waren die Zwillingstürme, an der Stirnseite des Hochofengebäudes. Diese aus Backstein errichteten Türme überragten die übrigen Werksgebäude um drei Geschosse. Die einzelnen Stockwerke waren mit Backstein-Lisenen optisch voneinander getrennt und mit großen Bogenfenstern ausgestattet. Interessant ist, dass bei der Architektur dieser Funktionsbauten somit dennoch traditionelle Elemente aus der Kirchen- oder gar Burg-Architektur Verwendung fanden, die keinerlei Zweck erfüllten außer einer Verzierung. Augenscheinlich wird dies im Abschluss der beiden Zwillingstürme des Hochofengebäudes. Dieser erinnert an einen Zinnenkranz. Lisene, also bogenförmige Mauerverstärkungen, fanden auch in der Traufzone der übrigen, niedrigeren Backsteingebäude der Mülhofener Hütte Verwendung. Ebenfalls wird anhand der historischen Fotos sichtbar, dass in den niedrigen Werksgebäuden in den Stirnseitengiebeln teilweise Rundfenster und sogar Biforienfenster angelegt waren. Diese Art Fenster weisen zwei Bögen auf, die mittig von einer Stütze getrennt werden. In der Mitte des Hüttengeländes befanden sich Hochöfen aus Gusseisen, an die ein Gichtturm angrenzte. Diese hochragenden Bauten waren umgeben von eingeschossigen Gebäuden. Hier waren die Gebläsemaschinen, die Gießhalle, die Flammöfen, die Werkstatt und weitere Funktionsbauten untergebracht. Daneben befand sich ein Haus über zwei Stockwerke. Es diente als Büro- und Verwaltungsgebäude.
nach oben

Anfänge
In den Jahren 1855 und 1856 wurde die Mülhofener Hütte als Expansion der Sayner Hütte an anderem Ort errichtet. Dieser neue Ort wurde zum einen aufgrund seiner Lage am Rhein und an der Eisenbahntrasse, zum anderen aufgrund der vorhanden Fläche, die am Standort der Sayner Hütte fehlte, gewählt. Die beiden Hütten waren außerdem über einen Fahrweg gut miteinander vernetzt. Dieser bestand schon seit kurtierischer Zeit als Verbindung der Sayner Hütte zur Schifffahrt auf dem Rhein.

Carl Ludwig Althans (1788-1864), der als Bergbeamter des Preußischen Staats zu dieser Zeit die Leitung der Sayner Hütte innehatte, verwirklichte in den der Mülhoferner Hütte seine Pläne eines Werkes mit einem modernen, gusseisernen Hochofen. Diese Pläne hatte er bereits im Jahr 1824 erstellt. Sein Sohn Albert Heinrich Althans (1820-1894) leitete das Vorhaben als Bauaufseher und stellvertretender Bauführer. Ab dem Jahre 1865 war er Betriebsführer und Direktor der Anlage und führte die Mülhofener Hütte knapp dreißig Jahre lang.
nach oben

Expansion
Unter der Leitung Alfred Krupps (1812-1887) erwarb die Firma Krupp im Jahre 1865 die Sayner Hütte und mit ihr die Mülhofener Hütte, den Oberhammer im Sayntal sowie drei Eisensteingruben im Westerwald. In den folgenden Jahren kaufte die Gussstahlfabrik auch die Grube Vierwinde in Bendorf und die Hermannshütte am Standort Neuwied.

Alfred Krupp (1812-1887) war der Sohn des Gründers der Krupp AG, Friedrich Krupp (1787-1826). Er investierte in die neuerworbenen Betriebe und modernisierte diese, um sie den ökonomischen Voraussetzungen anzupassen. Er ließ drei neue Hochöfen mit einer Tagesleistung von je 35 Tonnen Roheisen am Standort Mülhofen errichten. Der Hochofen der Sayner Hütte wurde daraufhin im Jahre 1878 ausgeblasen. Damit wurde die Sayner Hütte nur noch als reiner Gießereibetrieb fortgeführt. Durch weiteren Ausbau und Modernisierungen wurde die Tagesleistung der vier Mülhofener Hochöfen schließlich auf 300 Tonnen gesteigert. Durch dieses Kapazitätswachstum wurde das Werk zeitweise zu einem bedeutenden Versorger der Gusseisenfabriken mit Roheisen. Außerdem förderte Krupp den Ausbau sozialer Einrichtung und schaffte Wohnraum für die Mitarbeiter in Bendorf.
nach oben

Niedergang
Über mehrere Jahre hinweg zog sich die Krupp AG immer mehr aus der Region zurück. Sie konnte den wirtschaftlichen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Ein wirtschaftliches Problem stellten vor allem die hohen Frachtkosten von Bendorf-Mülhofen zum Standort des Industrieunternehmens in Essen dar. Das großzügige und neuzeitliche Hochofenwerk in Rheinhausen lieferte ab Ende des Jahres 1897 das gesamte für die Gussstahlfabrik und die Außenwerke erforderliche Roheisen. Nur für die Erzeugung von Spezialroheisensorten blieb die Mülhofener Hütte bestehen. In der Weltwirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Werk am 6. Juni 1930 letztlich geschlossen. In den Jahren 1933 und 1934 folgte der Abriss der Gebäude und Hochöfen. Lediglich einige Mauern, ein Hochofen, sowie das zweigeschossige Verwaltungsgebäude blieben auf dem Gelände erhalten.
nach oben

Aktuelle Situation
Einige Zeit nach der Schließung des Werkes ging das Gelände im Jahr 1934 an die „Schwemmsteinfabrik Frankfurt a. M. GmbH“. Die im Jahre 1927 gegründete Firma für Baustoffwerke und Beton richtete an diesem Standort ihren Stammsitz ein und ist dort bis heute ansässig. Sie benannte sich im Jahre 1959 um und ist von da an als Firma Kann bekannt.
nach oben


(Julia Ruth Barth, Universität Koblenz-Landau, 2021)


Internet
rlp.museum-digital.de: Mülhofener Hütte (abgerufen 02.03.2022)
www.bendorf-geschichte.de: Mülhofen. Die Mülhofener Hütte (abgerufen 02.03.2022)
rlp.museum-digital.de: Mülhofener Hütte, 1930er Jahre (abgerufen 02.03.2022)
nach oben

Literatur

Trojan, Carsten (2015)
Zur Baugeschichte der Sayner Hütte und der Mülhofener Hütte. In: Krupp und Sayn … eine Verbindung, die vor 150 Jahren begann, S. 25-29. Bendorf-Sayn.

Mülhofener Hütte in Bendorf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Bendorfer Straße
Ort
56170 Bendorf - Mülhofen
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1855 bis 1856

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Mülhofener Hütte in Bendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343500 (Abgerufen: 26. April 2024)
Seitenanfang