Der Familienname „Schmitz“ ist echter kölscher Adel: Mehr als 1.700 Kölsche mit dem Namen „Schmitz“ listet das Telefonbuch auf. Die Schmitz nehmen mehr als fünf Seiten in dem Druckwerk ein. So ist auch jeder Kölsche stolz, einen „Schmitz“ in der Ahnenreihe zu haben.
Als sich zum Beispiel ein Trierer, ein Mainzer und ein Kölner trafen, wollte jeder der drei seine altehrwürdige Herkunft unterstreichen. Der Trierer: „Ihr wisst ja, dass Trier die älteste Stadt Deutschlands ist und somit geht auch mein Stammbaum zurück in die römische Zeit“. Antwort des Mainzers: „Respekt, das ist wahrhaftig ein beeindruckender Stammbaum. Jedoch, mein Stammbaum geht schon zurück auf Adam und Eva“. Darauf sagte der Kölner „Wo du jerade ‚Eva‘ sagst – war dat nit ne jeborene Schmitz?“
Römisch-kölsches „Fisternöllche“ führt zu den ersten Schmitzens In Stein gemeißelt ist diese kölsche Selbstverständlichkeit der adeligen Herkunft in der Schmitz-Säule, fast direkt an der Benediktinerabtei Groß Sankt Martin. Die etwa 4,5 Meter hohe Säule dokumentiert die Herkunft der Schmitze. Nach umfangreicher und wissenschaftlich exakt fundierter Recherche hatten hier römische Legionäre und kölsche Mädchen ein „Fisternöllche“ (kölsch für „heimliche Liebelei“, vgl. Wilhelm 2008, S. 144 u. mitmachwoerterbuch.lvr.de), so zumindest die Inschrift auf der Säule. Tatsächlich könnte sich das so zugetragen haben. Denn wo sich heute die Altstadt befindet, war bis etwa 1000 nach Christus die Martinsinsel. Auf dem etwa 25 Hektar großen Gebiet der vormaligen Rheininsel, deren Mittelpunkt die Säule markieren soll, gab es vermutlich ein römisches Bad. Und dass dort die römischen Legionäre Spaß an und mit den blonden Ubiermädchen hatten, liegt auf der Hand. Ganz nebenbei wurden so die ersten „Schmitze“ gezeugt. Echter Kölscher Adel.
Die Schmitz-Säule und die Mondlandung Die Dokumentation dieser ubisch-römischen Vereinigung haben wir der Initiative von Josef „Jupp“ Engels (1909-1991) zu verdanken, dessen Engagement für das Brauchtum viele Spuren in der Domstadt hinterließ. Der Architekt und Mäzen, der auch für den von hier nur wenige Meter entfernten „Kallendresser“ verantwortlich war (ein kleines Männlein über dem Alter Markt Nr. 24, das die „bläcke Fott“ – den nackten Hintern – herausstreckt), spendete 1965 das Geld zum Bau der Säule. Kaum vier Jahre später war die Säule fertig. Errichtet aus von Jupp Engels gestifteten alten Steinen der römischen Hafenanlage. Eingeweiht wurde die Säule im Jahr 1969.
Und hier schlägt wieder der kölsche Größenwahn zu: Die Einweihung der Säule war mitten im Mondfieber des Jahres 1969. Und so wurde der kleine erste Schritt auf dem Mond zu einem gewaltigen Sprung für die Kölschen. Denn die Einweihung eines so wichtigen Bauwerks wie der Schmitz-Säule ist dem Ereignis einer Mondlandung (mindestens) ebenbürtig. Daher wurde auf dem Sockel der Säule auch der Mondlandung gedacht. So ist der erste Fußabdruck von Neil Armstrong auf dem Mond exakt 389.994 Kilometer und 100 Meter entfernt. Gut, dass diese Zahl von Bochumer Wissenschaftlern ausgerechnet wurde. Jede Wette, dass ein kölscher Wissenschaftler auf 389.994 Kilometer und 111 Meter gekommen wäre.
Ein anderes Detail auf der Schmitz-Säule ist aber tatsächlich korrekt: Eine Marke kennzeichnet die Höhe des katastrophalen Eis-Hochwassers von 1784, welches große Teile des damals noch selbständigen Mülheims vernichtete. Bezeichnenderweise lautet ein kölscher Sinnspruch (zitiert nach Wilhelm 2008, S. 393-394): „Wa'mer die janze Schmitze, die he in Kölle derheim sin, en einer Reih, deech bei deech an der Rhing stelle däte, dann krächte mer nie Huhwasser.“ („Wenn wir alle Schmitz, die hier in Köln zuhause sind, dicht an dicht in einer Reihe an den Rhein stellen würden, dann würde es nie Hochwasser geben.“)
(Uli Kievernagel, Köln, 2021)
Internet www.koeln-lotse.de: Die Schmitz-Säule: Adel verpflichtet (Uli, der Köln-Lotse vom 09.01.2021, abgerufen 18.01.2021) www.koeln-lotse.de: Kölsche Wörter: Fisternöllche (Uli, der Köln-Lotse vom 11.02.2018, abgerufen 18.01.2021) www.koeln-lotse.de: Der Kallendresser zeigt uns die bläcke Fott (Uli, der Köln-Lotse vom 18.01.2020, abgerufen 18.01.2021) mitmachwoerterbuch.lvr.de: Eintrag „Fisternöll“ (abgerufen 18.01.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.05.2022)
Literatur
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. Köln (2. Auflage).
Schmitz-Säule vor Groß Sankt Martin in der Kölner Altstadt
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1969
Empfohlene Zitierweise
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