Das kurz hinter der Ortseinfahrt nach Karden gelegene Haus „Korbisch“ ist das ehemalige Wohnhaus der Pröpste des St. Castor-Stifts in Karden. Sein heutiges Aussehen hat das Haus um 1200 erhalten, doch Bauforschungen während einer Restaurierung im Jahr 1996 ergaben, dass der untere Teil des Hauses etwa zwischen 930 und 950 errichtet worden, und dann 300 Jahre später aufgestockt worden ist. Damit ist der „Korbisch“, eine Verballhornung des Wortes „Chorbischof“ das älteste in Privatbesitz befindliche und noch als Wohnhaus genutzte Haus Deutschlands.
Geschichte Das Haus diente Jahrhunderte als Wohn- und Amtssitz des Kardener Stiftspropstes. Dieser war nicht nur der höchste Würdenträger des St. Castor-Stifts, er war als Chorbischof bzw. Archidiakon auch einer der höchsten „Verwaltungsbeamten“ des Erzbischofs von Trier. Nach der Auflösung des Stifts durch die Franzosen im Jahr 1794 ist das Haus versteigert worden und wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts als Lager- und Kelterhaus genutzt. Dabei verfiel es langsam und wurde erst am Ende des 19. Jahrhunderts mit Geldern der preußischen Provinzialverwaltung repariert, diente aber weiter als Kelterhaus.
Seit dem Jahr 1945 ist es wieder Wohnhaus. Ende der 1960er Jahre erhielt es den farbigen Außenanstrich und von 1987 bis 1997 wurde es im Inneren saniert. Dabei wurde auch das Dachgeschoß zu Wohnzwecken ausgebaut und das Zimmer im Obergeschoß des Turms erhielt nach Jahrzehnten wieder einen Boden.
Gebäude Aus Sicht der Denkmalpflege und der Architekturgeschichte ist der Korbisch nicht nur wegen seines Alters bedeutend, sondern weil in der Außenansicht, wie auch im Inneren über die Jahrhunderte so gut wie keine Ein- und Umbauten vorgenommen worden sind. So ist der repräsentative Saal im ersten Obergeschoss bis auf einen kleinen Kücheneinbau noch in seiner ursprünglichen Größe von ca. 85 Quadratmetern erhalten. Im Erdgeschoss wurden aber einige Fenster vermauert und der am Moselufer gelegene ummauerte Garten wurde beim Bau der Eisenbahn nach dem Jahr 1870 abgetrennt und später bebaut.
An der Seite zur Kernstraße und über dem heutigen Hof wurden im Laufe der Zeit Anbauten (siehe Städel-Skizze in der Mediengalerie) angefügt. Das Untergeschoss des Anbaus war massiv, das Obergeschoss in Fachwerk ausgebildet. Diese Anbauten wurden aber Mitte bzw. Ende des 19. Jahrhunderts wieder abgerissen. Ein Ende des 19. Jahrhunderts angefügter Anbau zur Kernstraße ist um 1969 wieder abgerissen worden. Seitdem zeigt sich das Haus wieder, wie es ab ca. 1200 ausgesehen haben wird.
Man betritt das Haus durch eine Tür im Turm, der bis auf das Obergeschoss als Treppenturm dient. Möglicherweise ist der Turm nie wie ursprünglich geplant fertiggebaut worden. Denn die ältesten Balken in ihm stammen aus dem 14. Jahrhundert, rund 100 Jahre nach dem Um- und Ausbau des Korbisch. Außerdem sind über den Fenstern im Turm Ritzungen im Putz erkennbar, die auf eine geplante, aber nie ausgeführte farbige Ausmalung hinweisen. Neben Geldmangel könnte diese Verzögerung damit erklärt werden, dass die Pröpste zu der Zeit nicht mehr in Karden, sondern hauptsächlich in Trier residierten, da der Propst von Karden zugleich auch Mitglied des Trierer Domkapitels gewesen ist. Daher könnte das Interesse an der Fertigstellung des Hauses nachgelassen haben.
Vom Turm gelangt man ins Erdgeschoss des Wohnhauses, das wegen eines noch zu erkennenden großen Kamins von früheren Forschern als „Küche“ bezeichnet worden ist. Da bei der Renovierung des Erdgeschosses über einem Fenster neben diesem Kamin Reste von Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert gefunden wurden, ist dieser Bereich wohl ebenfalls als Wohnraum genutzt worden. Der Propst von Karden hatte reiche Einkünfte, aber so reich, dass er auch seine Küche mit Wandmalereien schmücken konnte, war er vermutlich doch nicht.
In der Wand zur Mosel gibt es noch eine Treppe, die über eine Stiege ins Obergeschoss führt. Dieses Stockwerk ist durch den einzigen großen Raum mit sechs repräsentativ gestalteten Fenstern geprägt. Hier wurden bei der Restaurierung neben Mauerwerk im Fischgrätenverband (Opus spicatum) auch mehrere vermauerte und heute nicht mehr zu erkennende Fenster entdeckt. Dendrochronolgische Untersuchungen der Sturzbalken ergaben, dass sie zwischen den Jahren 930 und 950 eingebaut worden sind. Die Fenster lagen tiefer als die heute auf der Moselseite eingebauten, daher die Vermutung, dass das heutige Obergeschoss nachträglich aufgesetzt worden ist. Zugleich wurde der Raum im Erdgeschoss erhöht (auf ca. 4 Meter) und eine neue Decke eingebaut, die zugleich der Boden des ersten Stockwerks ist. Unter dem Erdgeschoss liegt ein tonnengewölbter Weinkeller. Von dort führte ursprünglich ein Gang zur Mosel, um so die Weinfässer aus- und einzuladen. Von ihm ist nur noch ein Teil erhalten, der Rest verschwand beim Eisenbahnbau in den 1870er Jahren.
Das Dachgeschoss wurde lange als Speicher genutzt und erst bei der Restaurierung in der 1990er Jahren zu Wohnzwecken ausgebaut. Von dort gelangt man in das „Turmzimmer“, das mit seinen drei großen und im spätromanischen Stil reich verzierten Fenstern ebenfalls repräsentativen Zwecken gedient haben dürfte.
Hinweis Das Haus Korbisch wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Cochem-Zell (Stand 2022) geführt. Der Eintrag lautet: „St.-Castor-Straße 1, 'Haus Korbisch', spätromanischer Putzbau mit Biforien und Turm, 1. Hälfte 13. Jh., Fenster 9. Jh.“
(Peter Willicks, Treis-Karden, 2022)
Internet www.youtube.com: Beitrag des SWR zum Haus Korbisch: Deutschlands ältestes Wohnhaus | Zengleins Zehn (abgerufen 13.09.2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 19. Mai 2022. S. 69, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Cochem-Zell, abgerufen am 12.12.2022
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