Stiftsgebäude in Karden

Stiftsmuseum Treis-Karden, Zehnthaus im Stiftsbezirk Sankt Castor

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Treis-Karden
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 11′ 2,08″ N: 7° 18′ 5,31″ O 50,18391°N: 7,30148°O
Koordinate UTM 32.378.739,89 m: 5.560.459,77 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.592.996,29 m: 5.561.676,29 m
  • Das Stiftsgebäude im Stiftsbezirk Sankt Castor in Karden von der Kernstraße aus (2022)

    Das Stiftsgebäude im Stiftsbezirk Sankt Castor in Karden von der Kernstraße aus (2022)

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  • Arkadenfenster mit Mittelsäule am Stiftsgebäude im Stiftsbezirk Sankt Castor in Karden

    Arkadenfenster mit Mittelsäule am Stiftsgebäude im Stiftsbezirk Sankt Castor in Karden

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  • Das Stiftsgebäude im Stiftsbezirk Sankt Castor in Karden von der Kernstraße aus (2022)

    Das Stiftsgebäude im Stiftsbezirk Sankt Castor in Karden von der Kernstraße aus (2022)

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Der Bau des Stiftsherrenhauses im Stiftsbezirk Sankt Castor in Karden begann im Jahre 1238. Fertiggestellt wurde es 1305/06. Zu Beginn diente das Gebäude den Stiftsherren als Wohnhaus. Heute beherbergt der spätromanische Bau das Stiftsmuseum.

Gebäude
Der über 21 Meter längsrechteckige Bau aus Schiefergestein steht parallel zur Stiftskirche Sankt Castor und schließt sich direkt an den Kreuzgang an. Zur anderen Seite hin wird das Gebäude durch die Kernstraße begrenzt.

Zur Südseite hin wirkt der Bau recht schmucklos. Zur Straßenseite hingegen beeindruckt er durch die unaufdringliche, aber doch wirkungsvolle Gliederung der Fenster des Obergeschosses. Das Erdgeschoss ist von beiden Seiten aus zu erreichen. Zum Kreuzgang hin führen zwei Türen ins Innere. Fenster gibt es auf dieser Seite des Erdgeschosses nicht. Zur Kernstraße hin gliedern acht, recht schlichte, rechteckige Fenster die Mauerfront. Sie befinden sich noch an ihrer ursprünglichen Stelle. Die tiefen Sitznischen im Mauerwerk belegen dies.

Die sechs Fenster des Obergeschosses, die zur Straße weisen, sind deutlich aufwändiger gestaltet. Zwei gekuppelte Ausführungen von Arkadenfenster mit Mittelsäule wechseln sich ab. Zum einen werden die Öffnungen von einem Rundbogen gerahmt und zum andern von einem Dreipass. Die Gesimse und Rundwülste sind aus Tuff gearbeitet, die Säulenschäfte aus Schiefer oder aus Trachyt. Die kräftige, farbige Fassung ist durch Funde von Farbresten belegt. Zur Südseite hin spenden lediglich zwei Fenster mit Rundbögen dem Obergeschoss Licht. Das Traufgesims wird durch einen Wulst mit Hohlkehle gebildet. Es schließt nach oben hin mit einer Abdeckplatte ab. Auch hier richtet sich die farbige Fassung nach alten Vorlagen. Im Inneren hat der Bau jedoch so umfangreiche Umbauten erfahren, das seine eigentliche Raumstruktur nicht mehr zu erkennen ist.

Unter dem Gebäude verläuft durchgängig ein Keller. Dieser ist als Tonnengewölbe ausgebildet und besaß früher einen engen Zugang von Kreuzgang her, der heute vermauert und zugeschüttet ist. So ist der Keller in der heutigen Zeit nur von der Kernstraße her zu erreichen. Früher diente er wohl als Weinkeller.

Nutzung
Das Gebäude diente wohl ursprünglich als Wohnhaus der Stiftsherren und ist damit einer der ältesten Profanbauten der Spätromanik. Die Stiftsherren gaben dann irgendwann ihr gemeinsames Leben auf und bezogen eigene Häuser. Eine Urkunde aus dem Jahre 1676 benennt das Refektorium letztmalig als gemeinsamen Speise- und Versammlungsaal. Danach wurden die Räume zur Einlagerung des umfangreichen, an den Stift abzuliefernden, Zehnten verwendet. Hieraus leitet sich die heute gebräuchliche Bezeichnung „Zehnthaus“ ab.

Im Nachkriegsjahr 1946 fand, auf Initiative des in Karden lebenden, ehemaligen Kölner Liegenschaftsdirektors Joseph Maria Herlet, ein Treffen hochrangiger Persönlichkeiten statt. Es ging darum Pläne über die wirtschaftliche und politische Zusammenführung der drei westlichen Besatzungszonen für ein zukünftiges Deutschland zu gestalten. Dieses Treffen fand, unter anderem, im Gewölbekeller des Zehnthauses statt. Der prominenteste Teilnehmer des Treffens war der spätere Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer. In der heutigen Zeit befindet sich das Gebäude im Besitz der Ortsgemeinde Treis-Karden.

Museum
Seit dem Jahre 2001 beherbergt das Gebäude das Stiftsmuseum. Die Sammlung des Museums umfasst die gesamte Menschheitsgeschichte der Region: Vom ersten, ca. 500.000 Jahre alten Fund eines Faustkeils, über die reichhaltigen, ca. 6000 Jahre alten Funde des Martbergs, bis hin zur 2000-jährigen Religionsgeschichte.

Im Erdgeschoss befindet sich ein Raum der kulturellen Veranstaltungen wie Bücherlesungen und Vorträgen vorbehalten ist. Der Eingangsraum wird von einem großen Luftbild des Martbergs dominiert, das einen Vorgeschmack auf die Thematik der Ausstellung gibt. Das Zentrum des Raumes wird durch eine große Vitrine mit archäologischen Funden aus den Ortsteilen Treis und Karden beherrscht.

Das erste Obergeschoss ist der Keltisch-Römischen Epoche gewidmet. Die lange Siedlungsgeschichte wird durch Faustkeile, Steinklingen und Pfeilspitzen belegt. In der Raummitte steht ein Modell des Tempelbezirks auf dem Martberg. Der Raum beherbergt Töpferwaren aus dem vicus cardena. Diese Keramikobjekte sind ca. 2000 Jahre alt und belegen die Massenproduktion zu dieser Zeit. Daneben befinden sich Opfergaben aus verschiedenen Epochen. Die Bandbreite geht von rituell zerbrochenen Waffen, über Tonfigürchen, bis hin zu Goldmünzen und wunderschönen Gewandfibeln.

Das zweite Obergeschoss belegt die Stiftsgeschichte des Ortes. Viele archäologische Funde aus fränkischer Zeit kamen bei Ausgrabungen unter der St. Castorkirche zum Vorschein. Ein weiterer Raum ist den kostbaren, sakralen Gerätschaften und Kunstwerken vorbehalten. Ein besonderes Exponat ist das handgewebte, seidene Reliquiensäckchen aus dem 13. Jahrhundert. In dem Raum befinden sich noch weitere prachtvolle Ausstellungsstücke aus der fast tausendjährigen Geschichte des Stiftes. Diese Geschichte endete durch die Besetzung der Stadt Trier im Jahre 1794 durch die Französischen Revolutionstruppen, mit der Selbstauflösung des Stiftes durch die Kardener Kanoniker.

Kulturdenkmal
Das Stiftsgebäude in Karden wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Cochem-Zell geführt (Stand 2022). Der Eintrag lautet:
„Kernstraße 8/10, ehem. Stiftsherrenbau (wohl Refektorium/Dormitorium) und Remter; spätromanischer Putzbau, 1238“.

(Paul Boosfeld, Ortsgemeinde Treis-Karden, 2022)

Internet
treis-karden-mosel.de: Stiftsmuseum (abgerufen 25.10.2022)
www.cochem-zell.de: Stiftsmuseum Treis-Karden (abgerufen 25.10.2022)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 19. Mai 2022. S. 69, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Cochem-Zell, abgerufen am 12.12.2022

Stiftsgebäude in Karden

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kernstraße 8/10
Ort
56253 Treis-Karden - Karden
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1238 bis 1306

Empfohlene Zitierweise

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Paul Boosfeld (2022): „Stiftsgebäude in Karden”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344231 (Abgerufen: 19. April 2024)
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