Villa Dr. Richarz in Endenich

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 32,29″ N: 7° 04′ 35,13″ O 50,72564°N: 7,07643°O
Koordinate UTM 32.364.234,16 m: 5.621.079,98 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.576.050,12 m: 5.621.678,11 m
  • Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

    Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

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    Hess, Alexander / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
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  • Villa Richarz in Bonn-Endenich (2020)

    Villa Richarz in Bonn-Endenich (2020)

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  • Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

    Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

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  • Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

    Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

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  • Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

    Villa Richarz in Bonn-Endenich (2017)

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Auf der Hangkante der Endenicher Mittelterrasse, zwischen dem alten Dorfkern und dem sogenannten Schumannhaus auf dem Gelände der ehemaligen Richarz´schen Heilanstalt, erhebt sich in mattem Gelb die Villa Dr. Richarz in der Magdalenenstraße.

Ursprungsbau
Besitzerwechsel und Umbauarbeiten
Villen und Landhäuser in Endenich
Baudenkmal

Der Psychiater Dr. Franz Richarz (1812–1887) stammte aus einer Kaufmannsfamilie in Linz am Rhein. Nach dem Studium der Medizin spezialisierte er sich auf die Behandlung von psychisch Kranken und sprach sich für „die Verbesserung der öffentlichen Irrenpflege“ und für kleinere Anstalten aus. 1844 kaufte er das ehemalige Landhaus Kaufmann, beim Dorf Endenich gelegen, und eröffnete hier seine eigene private Heil- und Pflegeanstalt. Diese erlangte aufgrund der Versorgung einiger prominenter Patienten, wie dem 1856 auch dort verstorbenen Komponisten Robert Schumann (1810-1856), über die Grenzen des Rheinlands größere Bekanntheit. Obwohl er die Leitung ab 1859 schrittweise an seinen Neffen, Sanitätsrat Oebeke (1837-1913) übertrug, blieb er dort bis 1872 verantwortlicher Arzt. Kommissarisch übernahm Richarz 1863 die Leitung der Heilanstalt in den Gebäuden der säkularisierten Benediktinerabtei Sankt Michael in Siegburg, in der er von 1836-44 bereits Assistent Maximilian Jacobis (1775-1858) war.

Am 11. Juli 1863 reichte der Architekt Johann Christian van der Emden (1796-1869) das Baugesuch für das neue Wohnhaus Franz Richarz ein. Van der Emden, seit 1845 als selbständiger Architekt und Privatbaumeister tätig, galt in der Mitte des 19. Jahrhunderts als einer der „führenden Baumeister“ der Stadt Bonn (Sonntag 1998, S. 97). Vor allem in der Bonner-Südstadt sind zahlreiche seiner Gebäude überliefert.
Für den Bau der Villa wurden zwei schmale, lange Parzellen - zwischen Magdalenen- und Talstraße - zusammengelegt und das auf der linken Flur straßenwärts stehende giebelständige Haus abgerissen.
Ursprungsbau
Das 1863/64 errichtete Gebäude ist ein dreigeschossiger, kubischer Putzbau (Grundfläche 15,42 x 14,35 Meter) mit 3:5 Achsen und einem flachen Walmdach. Als typische „Landvilla“ ihrer Zeit ist sie zweiseitig orientiert: Vorderfront zur Magdalenenstraße und Rückfront zur Hangkante, oberhalb der Alfred-Bucherer-Straße. Die leicht vorgezogene Mittelachse (Mittelrisalit) mit drei unterschiedlichen, teilweise profilgerahmten Fenstern, leichter horizontaler Fugung, Kranzgesims mit profilierten Konsolen und einem kleinen Giebel betont die Vorderfront. Die Etagen haben eine unterschiedliche Höhe, wobei die „Beletage“ (Zimmerhöhe: 3,95 Meter) nur geringfügig höher als das Erdgeschoss (Zimmerhöhe: 3,80 Meter) ist, das Dachgeschoss jedoch deutlich niedriger ausfällt. Überwiegend hochrechteckige Fenster mit Schlagläden gliedern die vordere Fassade. Die Fenster im Dachgeschoss sind dementsprechend kleiner.
Auf der rechten Seite stört ein eingeschossiger moderner Vorbau von 1937 im Erdgeschoss die Symmetrie. Auf beiden Hauptfassaden verläuft im zweiten Obergeschoss ein profiliertes Brüstungsgesims mit Klötzchenfries. Vermutlich hölzerne Konsolen tragen das überstehende Dach. Die Rückfront präsentiert sich aufgrund der Hangsituation als viergeschossig, da das Kellergeschoss des Hauses hier als Parterre ansteht. Hochrechteckige stuckgerahmte Fenster im Erd- und ersten Obergeschoss, im letzteren mit ornamentierten Fenstergewänden mit flacher Verdachung und ornamenthaftem Brüstungsfries gliedern die Fassade und betonen, anders als auf der Vorderfront, die Beletage. Gleichzeitige Betonung der Mittelachse durch den Eingangsbereich, den Altan und die Dreiecksgiebelverdachung des Fensters im ersten Obergeschoss.

Ein im Zuge des geplanten Umbaus 1913 angefertigter Bauplan des alten Zustandes zeigt an der Mittelachse der Rückfront einen von Pfeilern getragenen Altan in Höhe des Erdgeschosses mit wintergartenartig gestaltetem hölzernen Aufbau mit darüber befindlichem Balkonaustritt, in den Bauplänen als Veranda bezeichnet. An der hinteren rechten Gebäudewand am Hang war auf dem Niveau des Erdgeschosses eine erhöht liegende Terrasse mit Blickrichtung auf Bonn angegliedert.
Umgeben war die auf der Hangkante errichtete Villa von dem vorderen Garten und dem rückwärtigen Hanggarten. Erschlossen wurde sie über das Hauptportal zur Magdalenstraße. Ein weiterer Zugang, vor allem für das Personal und als Zugang zum Hanggarten und zur heutigen Alfred-Bucher-Straße, führte auf der Rückseite aus dem Kellergeschoss, welches aufgrund der Topographie hier ebenerdig anstand. Die innere Erschließung des Hauses erfolgte, wie bei Gebäuden aus dieser Zeit üblich, über den Mittelflur mit Treppenhaus, dessen Achse sich durch die Türöffnungen bis zum Wintergarten auf dem Altan fortsetzte, und den quer verlaufenden Korridor von dem die Räume abzweigten.
Besitzerwechsel und Umbauarbeiten
Im Spätsommer 1913 kaufte der Bonner Kaufmann Erwin Breidthardt die Villa von den in Marburg und Bagdad lebenden Söhnen Richarz und reichte am 13. September 1913 durch seinen Architekten Bernhard Engelbertz aus Bonn ein Baugesuch zur repräsentativen Umgestaltung des Hauses ein. Nach einem kurzen Baustopp - der Umbau begann vor der erst am 8. Oktober 1913 erteilten Baugenehmigung - fanden die Arbeiten im Dezember 1913 ihren Abschluss. Neben diversen Durchbrüchen bzw. neu eingezogenen Mauerteilen in allen Etagen gab es einige gravierende Veränderungen. Die wie bei vielen Häusern damals im Keller befindliche Küche verlegte der Bauherr ins Erdgeschoss. Der rückwärtige Salon wurde um den Bereich des rechten Querkorridors erweitert. Den linken Querkorridor im ersten Obergeschoss baute Engelbertz zum Badezimmer um. Alle Fußböden der Wohn- und Gesellschaftsräume (Salon, Herrenzimmer, Damenzimmer) erhielten Parkettböden. Der Küchenfußboden bekam einen Belag aus Steinholz, einer gussartigen Zementmasse, nach ihrem Erfinder auch Sorelzement genannt. Im kleinen seitlichen Anbau im Erdgeschoss brachte man die Toilette, die Garderobe und die Speisekammer unter. Den als „hässlich“ beschriebenen Aufbau des Anbaus im ersten Obergeschoss brach man ab. Nicht wie geplant zur Ausführung kam die bauliche Erweiterung und Ausgestaltung des Haupteientrees zur Magdalenenstraße. Auch der Umbau des hölzernen Altanaufbaus, der Veranda im Erdgeschoss zum Wintergarten unterblieb.

Aufgrund einer Straßenverbreiterung musste die alte konkave Grundstückseinfriedung an der Magdalenenstraße im Frühjahr 1915 durch eine parallel zur Straßenflucht verlaufende, über 3,5 Meter hohe Mauer mit zweiflügeligem schmiedeeisernen Gittertor ersetzt werden. Nach längerem Briefwechsel 1914/15 verbot die Baupolizeibehörde auf Anordnung des Regierungspräsidenten in Köln am 5. November 1915 die Einrichtung je einer Wohnung im Dachgeschoss und im Keller, genehmigte jedoch die Umgestaltung der Waschküche im rückwärtigen, ebenerdigen Keller in zwei baulich getrennte Räumen zu Schlaf- und Wohnzwecken für eine alleinstehe Person, den Gärtner. Die behördliche Auflage verlangte die Verköstigung des Gärtners gleich dem übrigen Hauspersonal in der Hausküche. Kriegsbedingt zögerte sich die bauliche Umsetzung jedoch heraus.

Seit April 1919 führte das Anwesen offiziell die zweite Anschrift Talstraße 32 (heute Alfred-Bucherer-Straße 32). Nach einem erneuten Besitzerwechsel 1937 stellte der Besitzer, Bergrat Hans Losch, am 5. Februar 1937 den Bauantrag, in Erd- und Obergeschoss jeweils eine getrennte Wohnung einzurichten. „Den heutigen Anforderungen Rechnung tragend“ ließ er durch seinen verantwortlichen Architekten Karl Stricker aus Beuel am Rhein an der „Süd-West-Seite im Erdgeschoss eine größere Veranda und im Obergeschoss“ einen offenen Balkon anbauen. Dieser moderne Vorbau stört heute leider das Erscheinungsbild der Fassade. Im Zuge des Umbaus kam es zu einigen kleinen Veränderungen bezüglich der Raumnutzung, etwa durch Raumteilung größerer Räume.

Bis etwa 1971 bewohnte die Familie Losch das Anwesen. Seit 1972 gehörte das Objekt dem Land Nordrhein-Westfalen und beherbergte bis 2011 das Landesinstitut für Landwirtschaftspädagogik. Nach einem Besitzerwechsel kam es 2019/2020 zum Bau von zwei eingeschossigen Gebäuden beiderseits der Grundstückseinfahrt an der Magdalenenstraße.
Villen und Landhäuser in Endenich
Neben dem Villenviertel am Rheinufer südlich von Bonn und den Villen in Poppelsdorf etablierte sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Kette von Landhäusern und großbürgerlichen Anwesen auf der Bonner Hangkante der Mittelterrasse. Von dieser hatte man einen imposanten Blick auf die unterhalb liegende Stadt Bonn, die Rheinniederung und vor allem das Siebengebirge. Eine Konzentration der Anwesen gab es im stadtnahen, erst am 1. Juni 1904 nach Bonn eingemeindeten Dorf Endenich. Neben dem Landhaus Kaufmann, dem heutigen Schumannhaus (1790) und der Villa Richarz (1863/64) entstanden dort ab Oktober 1863 das schlossartige Anwesen Percy Drummonds, die spätere Immenburg und das Landhaus Michels.

Nach Kriegsverlusten und Abrisswelle der Nachkriegszeit ist die Villa Richarz eines der letzten Zeugnisse dieser großbürgerlichen Bauten und durch seinen Erbauer auch der Geschichte der zahlreichen privaten Bonner Heilanstalten. Zur Erhaltung des seit 1985 eingetragenen Baudenkmals wäre es wünschenswert, wenn sich bald eine adäquate Nutzung für das Gebäude finden würde, die das Ensemble aus freistehender Villa mit Garten bewahrt und auf eine Nachverdichtung des Grundstücks mit Neubauten verzichtet.
Baudenkmal
Das Objekt „Villa Dr. Richarz, Magdalenenstraße 29“ in Bonn-Endenich ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmallistennummer A860, eingetragen am 24.06.1985).

(Alexander Hess, Rheinsicher Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2020)

Internet
de.wikisource.org: Allgemeine Deutsche Biographie: Richarz, Franz (abgerufen 12.12.2017)
www.stadtplan.bonn.de: Denkmalliste der Stadt Bonn, Suche nach Adresse (abgerufen 07.08.2020)

Literatur

Hess, Alexander (2018)
Die Villa Richarz in Bonn-Endenich. In: Rheinische Heimatpflege 55, Heft 1, S. 67-70. Köln.
Sonntag, Olga (1998)
Villen am Bonner Rheinufer: 1819-1914. (3 Bände). Bonn.

Villa Dr. Richarz in Endenich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Alfred-Bucherer-Straße 32
Ort
53121 Bonn - Endenich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Bauaufnahme, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1863 bis 1864

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„Villa Dr. Richarz in Endenich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-318949 (Abgerufen: 28. April 2024)
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