Wettbewerb in der Automobilindustrie Anfang des 20. Jahrhunderts In der Frühzeit des Automobils war der Wettstreit zwischen elektrischem Antrieb, dampfgetriebenen Fahrzeugen und Benzinmotoren noch nicht entschieden. So stellte auch die in Köln und Elberfeld ansässige Wagenfabrik Heinrich Scheele ab 1898 Elektrofahrzeuge her. Motoren bezog man unter anderem von dem Kölner Unternehmen Heinrich Geist, Batterien lieferte Gottfried Hagen. Neben Transport- und Lieferfahrzeugen wurden auch wenige Limousinen hergestellt und in einer Garage an der Brückenstraße gewartet. Da die Feuerwehr wegen der Brandgefahr Bedenken gegen Benzinmotoren hatte, produzierte Scheele zusammen mit anderen Kölner Firmen auch Feuerwehrfahrzeuge und Krankenwagen. Unter anderem stattete das Unternehmen die 1912 eröffnete neue Deutzer Wache aus. Unter den von dem Geschichtsprojekt „Altes Köln“ für das Jahr 1909 aufgelisteten, insgesamt 640 in der Domstadt vergebenen Kraftfahrzeug-Kennzeichen, sind alleine drei als „PW. - Wagen der Fabriken und Händler für Probefahrten“ auf „Heinr. Scheele, Automobilfabrik Cöln, Aachener Straße 163“ zugelassen (vgl. altes-koeln.de, nach Automobil-Adreßbuch 1909).
Entstehung der Verwaltung und der Werkshallen an der Grenze von Ehrenfeld zu Bickendorf Bei der Anlage des Inneren Grüngürtels musste die Fabrik an der Aachener Straße aufgegeben werden und die Firma zog mit Unterstützung der Stadt in einen Neubau um. Das Werksgelände lag seinerzeit noch im damaligen Bickendorf, die Fläche gehört heute hingegen zum Stadtteil Ehrenfeld (vgl. Greven's Adressbuch 1931). 1923 entstand direkt an der Vogelsanger Straße das verputzte, zweigeschossige Verwaltungsgebäude mit einem markanten Ecktreppenhaus mit scharf eingeschnittenen Fenstern. Zurückversetzt steht ein fünfschiffiger Hallenbau mit einer Innenkonstruktion aus Stahlbetonträgern und verputzten Außenwänden. Ein Giebel mit dreieckigem Abschluss hebt das erhöhte Mittelschiff hervor. Die an die Reformarchitektur der späten Kaiserzeit angelehnte Gestaltung mit Anklängen an den Klassizismus stammt von dem städtischen Architekten Hubert Ritter, der als Stadtbaurat in Leipzig später bedeutende Siedlungen im Stil der klassischen Moderne schuf.
1926 belieferte Scheele noch die Kölner Müllabfuhr mit 66 neuen Elektrofahrzeugen, doch mit der Weltwirtschaftskrise kam 1930 das Aus für Kölns bedeutendsten Elektroauto-Hersteller. In die Fabrikanlage zog das städtische Fuhramt mit seinen Zentralwerkstätten ein.
Nach dem Auszug des Fuhramtes bauten private Investoren die Fabrik 2008-2010 in einen Bürostandort um. Zwei innenliegende Hallenabschnitte wurden in Innenhöfe verwandelt, in den Hallen mithilfe freistehender Podeste zusätzliche Nutzflächen geschaffen. Mit einer großflächigen Verglasung hoben die Architekten Schlüter, Unrath und Rink (S.U.R. Architekten) die tragenden Betonstrukturen der Hallen hervor.
Baudenkmal Das Objekt „Elektroautofabrik Scheele“ ist seit 1980 ein eingetragenes Baudenkmal: „Vogelsanger Straße 321, Bickendorf, Technisches Denkmal/Fuhramt“ (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 397).
Internet deu.archinform.net: Stadtbaurat Hubert Ritter, Architekt (1886-1967) (abgerufen 26.08.2019) altes-koeln.de: Kölner Kraftfahrzeugbesitzer 1909 (abgerufen 16.06.2023) www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 16.06.2023, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
Literatur
Buschmann, Walter; Hennies, Matthias; Kierdorf, Alexander (2018)
Via Industrialis. Entdeckungsreise Kölner Industriekultur. S. 192, Essen.
Greven's Kölner Adressbuch-Verlag (Hrsg.) (1931)
Adreßbuch von Köln und Umgebung, sowie Adreßbuch der Kreise Köln-Land und Mühlheim a. Rh.. Erster Band. S. 904, Köln. Online verfügbar: Greven's Adressbuch Köln 1931, abgerufen am 09.09.2021
Verlag Greiner & Pfeifer (Hrsg.) (1909)
Die deutschen Kraftfahrzeug-Besitzer in der Reihenfolge der polizeilichen Kennzeichen. Deutsches Automobil-Adreßbuch, gefertigt an der Hand des amtlichen Materials der listenführenden Behörden der sämtlichen deutschen Bundesstaaten. Stuttgart. Online verfügbar: leopard.tu-braunschweig.de, abgerufen am 15.06.2023
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Empfohlene Zitierweise
Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf (2018): „Elektroautofabrik Scheele in Ehrenfeld”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-292754 (Abgerufen: 20. Januar 2025)
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