Das schon im 12. Jahrhundert erwähnte Wasserbauwerk wurde vermutlich zusammen mit der Siegburger Stadtmauer errichtet. Der vielfältig genutzte Mühlengraben zweigt von der Sieg ab und mündet nach 4,7 Kilometern wieder in diese zurück – früher nahm er dabei jedoch zeitweise mit der Agger vorlieb.
Geschichte Der urkundlich bereits im 12. Jahrhundert erwähnte Siegburger Mühlengraben wurde vermutlich im Zuge des Ausbaus der dortigen Stadtmauer errichtet, die schließlich im Jahr 1212 mit vier Toren belegt ist (Wensky 2008). Für den Siegburger Stadtherrn, den Abt der Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg, war die Anlage eines regulierbaren Wasserlaufs für den Betrieb der im Besitz der Abtei befindlichen Siegburger Mühlen notwendig: die Mahlmühle lag innerhalb der Stadtmauer, die Walkmühle, Lohmühle, Papiermühle und Ölmühle außerhalb der Befestigung. Neben seinem ursprünglichen Zweck diente der künstliche Wasserlauf aber auch als Wasserquelle und Waschmöglichkeit für die Bevölkerung. Von 1906 bis 1928 bestand sogar eine Badeanstalt am Mühlengraben. Seit dem 15. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der städtische Mühlengraben auch als Transportweg für die Steinbrüche der Siegburger Wolsberge genutzt. Unterhalb der Stadtmühlen wurden über den Graben lange Zeit auch Töpfereiwaren aus der Siegburger Aulgasse für den Export verschifft, seinerzeit gab es wohl regelrechte kommerzielle „Reeder“ in der Stadt (freundlicher Hinweis von Herrn Schneider).
1839/40 siedelte sich östlich des Michaelsbergs auf dem „Siegfeld“ am oberen Teil des Grabens die zehn Jahre zuvor in Köln gegründete Kattun-Druckerei und Färberei Rolffs & Cie an. Der erste große Industriebetrieb in Siegburg benötigte für die Produktion seiner Baumwoll-Gewebe immens viel Wasser. Hierfür wurde ein separater Seitenarm vom Mühlengraben abgezweigt, der nach knapp 900 Metern wieder in den Hauptgraben mündet. „Um den Streit um das Wasser zu umgehen“ kaufte die Vorgängerfirma des späteren Siegwerks (ab 1914) in den Jahren bis 1865 kurzerhand alle Mühlen der Stadt auf (de.wikipedia.org). Auch die großen Mengen Wasser, die die Phrix-Werke während ihres Betriebs von 1929 bis 1971 für die Zellwolle-Produktion benötigten, wurden teils über den Mühlengraben aus der Sieg bezogen.
Verlauf des Grabens Der Graben zweigt am heutigen Buisdorfer Wehr von der Sieg ab und mündet nach 4,7 Kilometern Strecke etwa 400 Meter östlich der Agger-Mündung wieder in die Sieg zurück. Der Graben ist im Schnitt etwa 4 Meter breit und wird zum Teil von aufgeschütteten Wällen und Dämmen gesäumt. Wie bereits in früheren Zeiten verläuft der Mühlengraben teils unterirdisch und wird auf seinem Weg durch die Stadt von zahlreichen Brücken überquert. Die hier eingezeichnete Objektgeometrie folgt dem heutigen Verlauf des Grabens inklusive der Siegwerk-Abzweigung entsprechend der modernen Deutschen Grundkarte (DGK 5 1:5.000). Nur rund 500 Meter entfernt von der Mündung des Siegburger Mühlengrabens zweigt der Troisdorfer Mühlengraben von der Agger ab.
Nachweis historischer Laufveränderungen durch Altkartenvergleich Der Vergleich mit den historischen Karten ist besonders für den Mündungsbereich des Jahrhunderte alten Mühlengrabens interessant: Die Karten der Preußischen Neuaufnahme (entstanden 1891-1912) lassen einen seinerzeit vollständig anderen Verlauf von Sieg und Agger im Bereich der Einmündung des Grabens erkennen. Während der Mühlengraben auf diesen Karten in die Agger mündet, fließt er auf den älteren Karten der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme noch – so wie heute – in die Sieg zurück (vgl. Kartenansicht).
Hinweise: Baudenkmal und Kulturlandschaftsbereich Der Mühlengraben in Siegburg ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Siegburg, Nr. 75 / LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 757) und ein wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs „Siegburg“ (Regionalplan Köln 441).
Quelle Freundliche Hinweise von Herrn Ralf Schneider, Amöneburg, 2017.
Internet siegburg.de: Denkmalliste, Stand: August 2019 (PDF-Datei, 49,6 kB, abgerufen 07.10.2023) de.wikipedia.org: Siegburger Mühlengraben (abgerufen 09.02.2017) www.siegburg.de: Denkmalliste der Stadt Siegburg (PDF-Datei, 20 kB, Stand April 2013, abgerufen 09.02.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 07.10.2023)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (3. völlig neu bearbeitete Auflage). (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 955-959, Stuttgart.
Wensky, Margret (2008)
Städte und Freiheiten bis 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VI.2.) S. 69, Bonn.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.