Auf einem Gefälleplan aus dem Jahre 1767, circa 30 Jahre vor Einstellung des Eisenhüttenbetriebs, sind zwölf Wasserräder verzeichnet. Diese waren über das gesamte Gelände verteilt. Im Norden befand sich beispielsweise eine Mühle mit Wasserrad, in der Mitte, unterhalb des Großen Weihers, der Große Hammer mit drei Wasserrädern, und im Süden an das Hofgut angrenzend der Hochofen mit großem Wasserrad. Die jeweiligen „Abnehmer“ des Wassers wurden mit Kanälen ober- und unterirdisch verbunden. Durch die Kanalisation konnte die Fließgeschwindigkeit erhöht werden, was dem Antrieb der Wasserräder zugutekam. So waren sie auch vor Verschmutzung geschützt. Zur Wartung und Instandhaltung konnten die Kanäle über Revisionsschächte begangen beziehungsweise „bekrabbelt“ werden. Einer dieser Revisionsschächte ist noch heute im Gelände erkennbar und liegt zwischen dem kleinen Weiher und dem ehemaligen Hochofen.
Das Wasser des Traunbachs wurde auch an anderen Stellen in Abentheuer zur Energiegewinnung genutzt, beispielsweise bei der Hujets-Sägemühle. Jedoch war es bei der Eisenhütte Abentheuer ein besonders ausgeklügeltes System. So gab es neben den Gräben und Kanälen, die das Wasser an das jeweilige Wasserrad der verschiedenen Gebäude leiteten, auch zwei Stauweiher. Der größere Stauweiher ist um 1700 durch Remacle Josef Hauzeur (1663–1745) errichtet worden. Er diente hauptsächlich als Zwischenspeicher, um Wasser für die Wasserräder in der Zeit zu haben, in der der Traunbach nicht genügend Wasser führte. Das war besonders in den Sommermonaten oft der Fall. Über den Winter und nach der Schneeschmelze konnten sich die Speicher wieder füllen. Der Kleine Weiher ist nach dem Großen angelegt worden. In ihn wurde das „verbrauchte“ Wasser der Wasserräder geleitet, die im Gefälle eigentlich „unter“ ihm lagen. Das konnte dadurch erreicht werden, indem das kanalisierte Wasser mit geringerem Gefälle als das des Geländes geleitet wurde. Der dadurch erzeugte „Höhengewinn“ reichte aus, um das Wasser anschließend wieder in den Kleinen Weiher zu leiten.
Beispiele wie die oben genannten zeigen, auf welch hohem technischen Niveau die Eisenhütte Abentheuer vor mehr als 300 Jahren betrieben wurde. Doch auch der gestalterische und repräsentative Aspekt kam nicht zu kurz. Die von Bäumen gesäumte Insel im Großen Weiher ist ein rein gestalterisches Element. Denn durch seine Konstruktion ging eher noch Volumen und somit nutzbare Speicherkapazität verloren, als dass ein tatsächlicher Nutzen davon ausgegangen wäre.
Aufgrund der Relevanz des Wassers für den Hüttenbetrieb und die angrenzenden Mühlen ist es auch nicht verwunderlich, dass die Benutzung des Wassers in Teilungsverträgen und beim Erbe geregelt wurde. So wurde festgelegt, wer wann Wasser auf seine Wasserräder leiten durfte, wenn der Traunbach wenig Wasser führte und es demnach nicht genügend Wasserkraft für alle Abnehmer gab. Die Redewendung „Wasser auf die Mühlen bekommen“ steht noch heute dafür, einen Vorteil für das eigene Vorhaben zu bekommen.
(Manuel Schellhas, Universität Koblenz-Landau, 2016 / Freundliche Hinweise von Herrn C. Kampf, 2015)
Internet
www.abentheuer.de: Heimatverein Abentheuer (abgerufen 29.03.2016)