Gründe für den Bau der Ringmauer
Der Bau der Mauer begann schon vor dem 14. Jahrhundert und diente dem Zweck, die Ortschaft vor Angriffen und Überfällen zu schützen. Hinzu kommen die Bewegungen der Eigentumsgrenzen, da die Landbesitzer ihre eigenen Ländereien und Ortschaften gerne ausdehnen wollten. Obwohl Briedel dem Erzbischof von Trier unterstand – aufgrund des Klosters Himmerod, welches dort einen ihrer Hauptsitze positionierte – gehörten die Gerichts- und Voigtrechte den Grafen von Salm und den Herren von Daun-Oberstein.
Durch finanzielle Bedrängnis und Erbstreitigkeiten gingen diese Rechte erst 1341 in die Hände des Kurfürsten Balduin von Luxemburg (um 1285-1354, Erzbischof von Trier 1307-1354) über, dem daran gelegen war eine ununterbrochene Landverbindung zwischen Trier und seinen Ländereien um Koblenz herum herzustellen und dadurch seine Macht zu sichern. Den Adelsgeschlechtern auf den verschiedenen Moselburgen missfiel jedoch ein zu großer Macht- und Einflussbereich des Kurfürsten, sodass diese z.B. mittels Belagerungen seiner Ortschaften dies verhindern wollten. Unter genannten Machtspielen litten v.a. die Bürger der betroffenen Gemeinden, da sich z.B. die Soldaten ihrer Landesherren einquartierten oder die jeweiligen Gegenseiten die Ortschaften überfielen. Der Bau einer Ringmauer schützte die Gemeinden vor solchen Überfällen und beschaffte den Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit, auch wenn in Briedel oft Streitigkeiten zwischen den Einwohnern und dem Kloster schriftlich dokumentiert wurden. Wie im Nachbarort Zell, dessen Stadtbefestigung 120 Jahre älter war als die Briedeler Ringmauer, beteiligte sich auch das Kloster Himmerod an den Baukosten, da die Mauer sowohl den Bürgern von Briedel als auch der Sicherung der eigenen Güter entgegen kam.
Verlauf und Gestalt der Ringmauer
Der Grundriss der ehemaligen Ringmauer gleicht annähernd einem Rechteck, dessen längere Seite parallel zur Mosel lag. Im Süden verlief die Mauer entlang der heutigen Straße „Im Wallgraben“, im Westen entlang der „Moselstraße“ und im Norden entlang der „Himmeroder Straße“. Den Verlauf der Mauer kann man in diesen Bereichen sehr gut nachvollziehen und sich die ehemaligen Ausmaße anhand dieser sehr gut vorstellen. Im Westen ist dies durch die Hanglagen und das Tal, indem der Briedeler Bach in Richtung Mosel verläuft, etwas schwieriger zu rekonstruieren. Man geht davon aus, dass es vier (Haupt-)Tore gegeben hat. Das „Untertor“ an der Südseite (auf Höhe der heutigen „Hauptstraße“), das „Moseltor“, zur Mosel hin ausgerichtet und das „Obertor“ in der Nordmauer. Das „Obertor“ befand sich ebenfalls auf der Höhe der heutigen Hauptstraße. Von ihm aus verlief die Mauer ca. 25 Meter weiter Richtung Westen in den Hang hinein. Dort knickte die Mauer in südwestlicher Richtung ab und stieß nach ca. 90 Meter auf den Eulenturm. Von dort verlief sie weiter über den Briedeler Bach in südöstlicher Richtung unterhalb der heutigen Kirche und erreichte schließlich die Südseite. Dieses letzte Stück der Ortsbefestigung bestand größtenteils aus unzugänglichen Felswänden, die den Ort in südliche Richtung schützten. Auch die Westseite besaß ein Tor, dass „Bachtor“ bzw. die „Weirings-Pforte“. Diese lag ca. 40 Meter südlich des Eulenturms und übermittelt somit den heute einzig bekannten Namen eines ehemaligen Briedeler Tores der Ringmauer. Neben diesen vier urkundlich nachgewiesenen Toren geht man noch von wenigen weiteren kleinen Durchlässen aus. So wird u.a. eine Pforte in Richtung Zell und weitere Tore am Moselufer vermutet.
Die Mauer war im Durchschnitt fünf Meter hoch und freistehend mindestens einen Meter dick. Diese Maßen können anhand der Ansätze am Eulenturm nachgewiesen werden. Auf der Südseite ist das heute verbliebene Mauerstück noch zu sehen. Die angrenzenden Häuser wurden rückseitig direkt an die Mauer gebaut. Auf diese Weise konnten sich die Hausbesitzer eine Mauer sparen. Mit der Zeit aber wurden die Häuser aufgrund von Baufälligkeit abgebrochen. Die Reste der Mauer können derzeit nicht saniert werden, da noch ein Haus an der Mauer angebaut ist. Sollte die Mauer bearbeitet werden, würde das Haus zusammenfallen. An dieser Stelle kann man Höhen bis zu sieben Meter ausmachen sowie Entlastungsbögen feststellen. Diese bezeugen, dass die Mauer in ihrer Höhe und ihrer Stärke stets dem Geländeverlauf angepasst wurde.
Die „Stadtrechte“ von 1376
Einen ersten Schritt in Richtung Stadtrecht wurde bereits durch den Erzbischof Balduin gelegt, der durch einen Verbund vieler befestigter Orte als Stützpunkte seiner Macht eine Möglichkeit sah, seinem Verwaltungsbereich eine feste Ordnung zu geben. Diese Orte gehörten bis zu seinem Tod dem Trierer Territorialverband an.
In einem Sammelprivileg vom 31. Mai 1376 werden vom einem der Nachfolger Balduins, Kuno II. von Falkenstein (um 1320-1388, seit 1362 Erzbischof und Kurfürst von Trier) und dem Luxemburger Kaiser Karl IV. (1316-1378, römisch-deutscher Kaiser ab 1355) verschiedene Orte und Burgen – neben der Klosteranlage Marienburg, Kobern und weiteren Örtlichkeiten auch Briedel – als zusätzliche „Städte“ mit dem Frankfurter Stadtrecht bewidmet. Eine städtische Entwicklung blieb in Briedel jedoch aus (Wensky 2008), das damit aber von nun an offiziell zum Trierer Kurstaat gehörte.
Kurtrierisch wurde Briedel aber bereits etwas früher um 1371/73 durch den Verkauf der Vogtei von Briedel von Emrich von Daun für 400 schwere Mainzer Gulden im Jahr 1371 sowie dem Verkauf der Güter und Rechte von Graf Heinrich von Salm im Jahr 1373 für 4.000 Mainzer Gulden an Erzbischof Kuno II. von Falkenstein.
Zerstörung der Ringmauer 1689
Im Zuge des pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1705) bei dem der Kaiser und die deutschen Fürsten die Erbansprüche für große Bereiche der Pfalz für den Bruder des französischen Königs Ludwig XIV., den Herzog von Orléans nicht anerkannten, wurde der Krieg erklärt. Dabei schlossen sich weitere Länder wie bspw. England, Spanien und die Niederlande Frankreich an, eroberten und entwaffneten unter dieser Koalition die linksrheinischen Gebiete, welche nach und nach zerstört und verwüstet wurden, einschließlich vieler Burgen, Schlösser und Stadtbefestigungen.
Der genaue Zeitraum sowie Art und Weise der Zerstörung der Briedeler Ortsbefestigung ist schriftlich nicht belegt, wird aber im Zusammenhang dieses Krieges vermutet. Auch spricht dafür, dass z.B. am 13. September 1689 in der Nachbargemeinde Zell große Bauten wie Mauern, Türme und Tore zerstört wurden und dies wohl auch der Ortschaft Briedel wiederfahren ist. Andere geschichtliche Ereignisse jüngerer Zeit gaben keinen Anlass für eine solche Zerstörung.
(Jan Grendel, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Quellen
Informationstafel am Eulenturm: Eulenturm und Ringmauer - Die Briedeler Stadtbefestigung.
Internet
www.briedel.de: Rundgang durch Briedel, Text: Hermann Thur (abgerufen 01.11.2015)
www.briedeler-geschichte.de: Daten und Ereignisse zur Ortsgeschichte von Briedel (Stand: 15.11.2014, abgerufen 01.11.2015)