Denkmalbereich Sieglar - Ortskern

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Troisdorf
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 47′ 54,92″ N: 7° 07′ 41,53″ O 50,79859°N: 7,1282°O
Koordinate UTM 32.368.093,61 m: 5.629.097,53 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.579.582,11 m: 5.629.847,61 m
  • Kirchturm und Gebäude der Pfarrkirche St. Johannes in Sieglar (2017).

    Kirchturm und Gebäude der Pfarrkirche St. Johannes in Sieglar (2017).

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    Knöchel, Franz-Josef / CC-BY-NC-SA 3.0
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    Franz-Josef Knöchel
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  • Fachwerkgebäude am Marktplatz in Troisdorf-Sieglar (2017)

    Fachwerkgebäude am Marktplatz in Troisdorf-Sieglar (2017)

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  • Gebäude der früheren Sieglarer Mühle in Troisdorf-Sieglar (2017)

    Gebäude der früheren Sieglarer Mühle in Troisdorf-Sieglar (2017)

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Der Ort Sieglar ist durch seine Lage und im Zusammenspiel von historischen Bauten ein typisches Beispiel der Besiedlungsform an der unteren Sieg und ein anschauliches Zeugnis der Siedlungsgeschichte.

Troisdorf-Sieglar
Sieglar, im Ursprung ein Dorf, liegt am rechten Ufer der unteren Sieg, etwa fünf Kilometer vor der Mündung des Flusses in den Rhein, auf der ersten überschwemmungsfreien Terrassenkante. Parallel zur Sieg führt eine historische Wegeverbindung von Troisdorf und Spich in etwa gleichem Abstand über Oberlar, Sieglar nach Eschmar und Mondorf zum Rhein. Dort, wo der Weg die Terrassenkante unmittelbar berührt, entstand Sieglar.

Der Name leitet sich her von „marca Lareriorum“, von einem Besitz, mit dem das Bonner Cassiusstift im 9. Jahrhundert begütert war; der Ort wird 1075 „Lara“ genannt, 1398 „Lare supra Segam“, 1499 „Segelayr“, was dem heutigen Ortsnamen phonetisch sehr ähnlich ist.

Einen Hof in Sieglar und das halbe Patronat der Kirche schenkte Erzbischof Anno II. in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts der Abtei Siegburg. Die andere Hälfte des Patronats wurde in späterer Zeit vom Cassiusstift an die Herren von Stein-Nesselrode, zuletzt Nesselrode-Ehreshoven übertragen. 1432 erhielt Erzbischof Dietrich Sieglar zu Lehen. Seit dem 14. Jahrhundert ist ein Schöffengericht urkundlich belegt, 1621 wird ein Sendgericht erstmals erwähnt. Beide Gerichte tagten vermutlich im Turm der Pfarrkirche. Bis 1789 gehörte das Gericht Sieglar zum bergischen Amt Löwenburg. Die katholische Pfarrkirche St. Johannes von der Lateinischen Pforte geht vermutlich auf eine fränkische Gründung zurück und war Taufkirche für den Sprengel. Um 1610 / 20 wird an der nördlichen Ecke des Chores der alten Kirche ein Schulhaus erwähnt. Eine besondere Bedeutung für die Ortsgeschichte wird drei Sieglarer Höfen zugesprochen, dem Präsenzhof, dem Steinschen Hof und dem Schirmhof. Nach flächenhaften Zerstörungen im Truchsessischen Krieg 1588 entwickelte sich der Ort, landwirtschaftlich geprägt, zeitweise mit Schwerpunkt im Weinanbau, ganz ähnlich wie die umliegenden Orte, übernahm jedoch zentrale Funktionen und wuchs entsprechend stärker an. Sieglar ist heute ein Ortsteil von Troisdorf.

Sieglar ist ein Kirchort, der dörfliche Elemente vereint, die bis heute die besondere Eigenart des Ortes ausmachen: Kirchhügel, beidseitige Haus- und Hofzeilen entlang der Durchgangsstraße, der Larstraße, einen großflächigen Anger / Marktplatz, der an den Stirnseiten durch die ehemalige Schule und das Bürgermeisterhaus markiert wird, einzelne große Höfe und die Mühle am Mühlengraben.
Im Vergleich mit dem historischen Kartenmaterial sind Gestalt und Struktur über die letzten 200 Jahre weitgehend unverändert überliefert.
Die ehemaligen Höfe aus Wohnteil oder Wohnhaus, Scheune, Stall, Remise lassen die Dorfgeschichte anschaulich ablesen und geben den landwirtschaftlichen Charakter des Ortes und das durch Ackerbau und Viehhaltung bestimmte Leben wieder. Die bündelnden Funktionen, die Sieglar für die Umgebung übernommen hatte, fanden Ausdruck neben Kirche und Pfarrhaus in weiteren öffentlichen Bauten wie Bürgermeisterhaus, Schule, Gasthaus mit Saal, Kaufhaus, Mühle, Bäckerei. Im Laufe des 19. und im frühen 20. Jahrhundert schlug sich die zentrale Bedeutung im gestalterischen Anspruch von einzelnen Wohn- und Gewerbehäusern nieder: in regional ungebundener, städtisch- vorstädtischer Formensprache in backsteinsichtiger oder verputzter Massivbauweise mit Stuckschmuckformen.
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Denkmalbereich
Der Denkmalbereich umgrenzt den historischen Ortskern um Kirchhügel mit Kirche, Anger / Marktplatz mit der umgrenzenden Bebauung, mit der Larstrasse als überörtlicher Durchgangsstraße mit der beidseitigen, im westlichen Abschnitt in der Flucht einspringenden und rhythmisch gereihten Bebauung aus zweigeschossigen Wohnhäusern und eingeschossigen Nebengebäuden mit Hoftor. Im Süden schließt das Mühlenensemble am Mühlengraben den historischen Bereich ab.
Der prägende Baubestand wird in der aufgehenden Substanz in die Zeit um 1800 bis Mitte / Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts datiert, im Einzelfall über bestehenden älteren Kellern und Gründungen. Die markanten Einzelbauten sind über den Ortskern verteilt: die Kirche mit Pfarrhaus, die Schule, das Bürgermeisterhaus mit der zugehörigen großen Hofanlage, das Mühlenensemble, die Gaststätte und einzelne große Hofanlagen.
Die verbindenden Baukörper, die die eigentlichen zusammenhängenden Straßenräume bilden und den Anger als Platz definieren, sind ein- und zweigeschossige Wohnhäuser und Nebengebäude in schlichter Formensprache, mit Satteldächern gedeckt, mit weitgehend geschlossenen Dachflächen, mit einzelnen historischen Dachhäusern, in geschlossener Bauweise im Wechsel giebel- und traufständig entlang des Larstrasse und überwiegend freistehend im historischen Bestand um den Marktplatz.

Der dörfliche Charakter wird nicht nur aus den dicht gruppierten Baukörpern gebildet, sondern wesentlich bestimmt durch Freiflächen: den Anger / Marktplatz, die Hofflächen, Gärten, Wasserstellen, Brunnen, Wasserläufe und durch den Bewuchs und durch Einzelbäume, die in engem Zusammenhang mit Dorfräumen und mit Architektur stehen.

Insgesamt ist der Ort im Kern ein stimmiges und historisch überzeugendes Ganzes. Ziel ist, diese Qualität des Ortes zu erhalten. Zum Schutz des Ortes ist die Ausweisung eines Denkmalbereiches das geeignete Instrument, um für die historisch geprägte Situation in einen zusammenhaltenden Rahmen zu definieren.
Schutzgegenstände sind der Ortsgrundriss, die aufgehende Bausubstanz, die Freiflächen, der Bewuchs und charakteristische Blickbezüge.

Der Ort ist durch seine Lage und im Zusammenspiel von historischen Bauten ein typisches Beispiel der Besiedlungsform an der unteren Sieg und ein anschauliches Zeugnis der Siedlungsgeschichte. Die historische Substanz, die Verteilung von Bauten, die Zuordnung der Baukörper, die Bildung von Hof- und Straßenräumen und Platzbildungen lassen historische Nutzungen, nutzungsbedingte Veränderungen und Ortsentwicklungen ablesen. Für die Erhaltung dieses Ortsgefüges werden ortsgeschichtliche und städtebaulich-dörfliche Gründe angeführt. Weiterhin spricht die Ausformung der markanten Einzelbauten und der Haus- und Hoftypen für die Erhaltung aus architekturgeschichtlichen Gründen.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland 2020)

Hinweis
Laut Auskunft des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland im Frühjahr 2025, wird die vorab angeführte Denkmalbereichssatzung für den Ortskern Sieglar in den nächsten Monaten rechtskräftig werden.

Historisches Kartenmaterial
  • Kartenaufnahme unter Tranchot und von Müffling 1803-1820, M: 1: 25.000, Blatt 34 (rrh) Beuel, aufgenommen 1818/19.
  • Preußische Neuaufnahme, M 1: 25.000, Blätter Wahn 5108 und Bonn 5208, aufgenommen 1893.
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Literatur

Schulte, Helmut / Stadt Troisdorf (Hrsg.) (1990)
Kleine Geschichte der Stadt Troisdorf. Daten und Fakten. Troisdorf.

Denkmalbereich Sieglar - Ortskern

Schlagwörter
Ort
53844 Troisdorf - Sieglar
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung

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„Denkmalbereich Sieglar - Ortskern”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-68622-25052020-313769 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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