VEB Geophysik (ehem.)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 21′ 25,98″ N: 12° 25′ 59,51″ O 51,35722°N: 12,4332°O
Koordinate UTM 33.321.288,13 m: 5.692.677,48 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.530.280,51 m: 5.691.474,04 m
  • Betriebsgelände im Bildmittelgrund, Luftbildaufnahme aus nordöstlicher Richtung

    Betriebsgelände im Bildmittelgrund, Luftbildaufnahme aus nordöstlicher Richtung

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
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  • Betriebsgelände mit erstem Bürogebäude im Bildzentrum, Luftbildausfnahme aus nordöstlicher Richtung

    Betriebsgelände mit erstem Bürogebäude im Bildzentrum, Luftbildausfnahme aus nordöstlicher Richtung

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  • Betriebsgelände, Luftbildaufnahme aus südwestlicher Richtung

    Betriebsgelände, Luftbildaufnahme aus südwestlicher Richtung

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Etwa vier Kilometer nordöstlich des Leipziger Stadtzentrums wurde nach 1960 der VEB Geophysik im Stadtteil Schönefeld-Ost angesiedelt. Auf einem, zuvor von der Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG) genutzten Industriegelände im Zwickel von Bautzener und Torgauer Straße wurden auf einer Fläche von etwa 70 000 Quadratmetern Verwaltungs- und Bürogebäude, Werkstätten, Garagen, eine Tankstelle sowie ein Sozialgebäude errichtet. Mit zunehmender Bedeutung der Erkundung der nationalen Rohstoffvorkommen zur Gewährleistung einer möglichst autarken Energieversorgung, waren zuvor im Stadtzentrum am Martin-Luther-Ring genutzte Räumlichkeiten unzureichend geworden und der Volkseigene Betrieb wurde personell wie technisch großzügig ausgestattet. 1984 wurde der Betrieb in Leipzig Stammsitz eines gleichnamigen Kombinats (VEB Kombinat Geophysik) und vereinte diverse staatliche Betriebe für Bohrlochgeophysik und Geothermie, sodass zu diesem Zeitpunkt etwa 3000 Mitarbeiter beschäftigt waren. Geophysikalische und geologische Erkundungen auf nationalem Territorium sowie deren Analyse bildeten einen zentralen Faktor in der politisch-ökonomischen Planung der Rohstoffgewinnung und Energieversorgung, in der Braunkohle als zentraler Energieträger in der DDR eine prominente Rolle spielte. Im bautechnischen Erläuterungsbericht zum Betriebsgebäude, datiert auf Februar 1959, wird die Aufgabe der Einrichtung so formuliert: »VEB Geophysik hat wesentliche Aufgaben bei der Erschliessung der Bodenschätze der DDR zu erfüllen. Diese Aufgaben sind z.T. unmittelbar mit dem Kohle-, Energie- und Chemieprogramm der DDR verbunden.« Nicht zufällig wurde gegenüber des VEB jenseits der Torgauer Straße das Institut für Energetik eingerichtet, das unter anderem die Planungen zum nationalen Energiehaushalt vorlegte. Einen Impuls erhielt das methodische Vorgehen des Erkundungsbetriebs mit der neuerlichen Fokussierung auf den Abbau von Braunkohle im Kontext der Energie- bzw. Ölkrise in den 1970er Jahren: Mittels Bohrlochgeophysik und nahseismischen Methoden wurden die Braunkohlenvorkommen bestimmt und ihre Gewinnung konnte genau geplant werden.
Das Betriebsgelände wurde von seinem nördlichen Ende aus entwickelt und schließlich bis an die Torgauer Straße bebaut. Während der hintere Bereich mit Werkstattgebäuden und Garagenblöcken den Instrumenten zur feldbezogen Erkundungen vorbehalten war, gruppierten sich im südlichen Grundstücksteil vor allem Gebäude, die der Auswertung der im Gelände gewonnen Daten gewidmet waren (Labor, Interpretationsgebäude, EDV-Anlage).
Nach der 1989/1990 wurde der VEB Kombinat Geophysik in eine GmbH umgewandelt. Der privatisierte Betrieb erlebte in der Folgezeit diverse Umstrukturierungen und Ausgliederungen spezifischer Betriebsbereiche. Nach wie vor besteht am Standort ein Unternehmen, das Dienstleistungen im Bereich der »Exploration von Bodenschätzen, aber auch für Infrastruktur- und Bauprojekte sowie den Umweltschutz« anbietet. Während einige, weniger massive Bauten rückgebaut wurde, werden zahlreiche, noch bestehende mittlerweile durch andere Firmen genutzt und wurden teilweise für deren Zwecke umgebaut.
Der in Leipzig angesiedelte VEB Geophysik, später Kombinatsbetrieb, übernimmt in Bezug auf den staatswichtigen Wirtschaftszweig der Braunkohlenindustrie der DDR eine herausragende Stellung als zentraler, planerisch agierender und mit naturwissenschaftlicher Methodik arbeitender Akteur. Er ist somit zwischen der direkten Gewinnung in den Tagebauen, den örtlichen Markscheidereien einerseits und den Institutionen der zentralistischen Planwirtschaft andererseits angesiedelt.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1960–1988

Quellen/Literaturangaben:
  • Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur/Bund der Architekten der DDR/Institut für Denkmalpflege in der DDR (Hgg.): Architekturführer DDR. Bezirk Leipzig; Berlin 1976, S. 81.
  • Liebmanns, Michael (Hg.): Schönefeld mit Abtnauendorf, Neustadt und Neuschönefeld. Ein Leipziger Stadtteillexikon; Leipzig 2019, S. 123-125.
  • Geophysik GGD: Zur Geschichte des Unternehmens; In: Gepphysik GGD. Gesellschaft für Geowissenschaftliche Dienste m.b.H. URL: http://www.geophysik-ggd.com/history_DE.html.php (21.10.2022).
  • Bauaktenarchiv Leipzig, Bautzner Straße 67, Band I.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: VEB Geophysik (Leipzig) (GND: 2003123-3)

BKM-Nummer: 30500122

VEB Geophysik (ehem.)

Schlagwörter
Ort
Schönefeld-Ost
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„VEB Geophysik (ehem.)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500122 (Abgerufen: 17. Mai 2024)
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