Das Oberdorf ist nicht als einheitliches Ensemble von Bauten einer bestimmten Zeitspanne oder gar aufgrund einer konkreten Planung entstanden. Vielmehr entwickelte sich dieser Siedlungskern durch eine sukzessive Bebauung im Lauf von mehr als einhundert Jahren. Sie setzte insbesondere nach 1800 ein und endete spätestens mit dem zweiten Weltkrieg. So ist das Erscheinungsbild der Strassen Überruhrstrasse, Alte Hauptstraße und Mölleneystrasse schon vor der lückenhaften Nachkriegsbebauung geprägt von einer sehr heterogenen Bauweise und Altersstruktur. Die ältesten Häuser sind über zweihundert Jahre alt. So z.B. der alte Overdieck-Kotten aus der Zeit um 1750 in der Überruhrstrasse 554 oder das ehemalige Wohnhaus von Franz Dinnendahl in der Alten Hauptstrasse 76. Seitdem wurden immer wieder jüngere Häuser in bestehende Lücken oder als Ersatz alter Häuser errichtet. So entstand bis heute eine Mischung aus ehemaligen Kotten des 18. und 19. Jahrhunderts, bürgerlichen Wohn- und Geschäftshäusern mit teilweise repräsentativen Fassaden und kleinen Handwerkerlädchen des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts sowie modernen Mehrfamilienwohnhäusern und Supermärkten. Vor allem im Bereich der Alten Hauptstrasse sind noch etliche der alten Gebäude vorhanden und werden zum Teil noch immer gemäß ihrer ursprünglichen Funktion z.B. als Gaststätte, Bäckerei oder Wohn- und Geschäftshaus mit einem Ladengeschäft im Untergeschoß genutzt. Das ist z.B. das um 1900 vom Bergmann Spengler errichtete Haus in der Alten Hauptstrasse 92, in dem seit vielen Jahrzehnten Schmuck- und Schreibwaren verkauft werden. Oder das Haus Nummer 67 in derselben Strasse, das 1890 von Wilhelm Hausmann erbaut wurde. Er stammte aus einer alten Bauernfamilie. Bis 1982 wurden hier ein Lebensmittelladen und eine Bäckerei betrieben, seitdem sind die Gewerberäume an andere Firmen vermietet. Durch die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufkommende Konzentration von Gewerberäumen kam es jedoch häufig zur Schließung dieser kleinen Läden im Untergeschoß der Bürgerhäuser. So wurden etwa ehemalige Friseur- und Lebensmittelläden geschlossen und zu Wohnraum umgewidmet. Beispielsweise war in dem 1865 erbauten Haus in der Überruhrstrasse 558 zwischen 1931 und 1972 ein Friseurladen eingerichtet. Die ehemalige Metzgerei der Familie Grothus steht in der Überruhrstrasse 582. Das Haus wurde vor 1900 erbaut. Mit der Errichtung des Worringcenters an der Alten Hauptstrasse im Jahr 1981 wurden Einrichtungen des täglichen Bedarfes wie der Supermarkt als Ersatz für die früheren Lebensmittel- und Haushaltswarenläden sowie Sparkasse, Apotheke etc. in einem engen Bereich bündelt. Die Alte Hauptstrasse ist nach wie vor die Hauptgeschäftsstrasse von Burgaltendorf. Dies gilt, in der Verlängerung mit der Burgstrasse, sowohl für das Ober- als auch für das Unterdorf. Zusätzlich zum Funktionsverlust alter Wohn- und Geschäftshäuser kommt der Verlust an Bausubstanz. So sind bereits mehrere Häuser verschwunden, unter ihnen z.B. die Gaststätten „Zu den drei Linden“ an der Ecke Worring-/Mölleneystrasse und „Goldener Stern“ in der Überruhrstrasse. Gaststätten waren ein typisches Merkmal industrieller Siedlungen in Essen.
(Kathrin Lipfert, 2010)
Literatur
Heimat- und Burgverein Essen-Burgaltendorf e.V. (Hrsg.) (1994)
Burgaltendorf - 100 Jahre in Bildern, Band 2: 1894-1994. Essen.
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