Stadtteil Troisdorf-Altenrath

vormals auch Sülz / Sulsa bzw. Aldinroide

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Troisdorf
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 51′ 20,21″ N: 7° 11′ 51,68″ O 50,85561°N: 7,19769°O
Koordinate UTM 32.373.144,74 m: 5.635.316,30 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.584.377,95 m: 5.636.268,03 m
  • Verkehrskreisel im Zentrum des Troisdorfer Stadtteils Altenrath (2011)

    Verkehrskreisel im Zentrum des Troisdorfer Stadtteils Altenrath (2011)

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  • Der Bereich um das heutige (Troisdorf-) Altenrath auf der historischen Karte der preußischen Uraufnahme von 1836-1850. Links im Kartenausschnitt ist noch die untergegangene ehemalige Siedlung Sand zu sehen.

    Der Bereich um das heutige (Troisdorf-) Altenrath auf der historischen Karte der preußischen Uraufnahme von 1836-1850. Links im Kartenausschnitt ist noch die untergegangene ehemalige Siedlung Sand zu sehen.

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  • Wohnhaus im Troisdorfer Stadtteil Altenrath (2011)

    Wohnhaus im Troisdorfer Stadtteil Altenrath (2011)

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Der Ort Altenrath, heute einer der zwölf Stadtteile von Troisdorf, wurde vermutlich in der Zeit des hochmittelalterlichen Landesausbaus zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert gegründet. Weite Bereiche des bewaldeten Terrassenabschnitts der Wahner Heide wurden durch Rodungen landwirtschaftlich nutzbar gemacht.

Frühe Siedlungsgeschichte und Ortsname
Spätmittelalter bis 18. Jahrhundert
Seit der Franzosenzeit
Internet, Literatur

Frühe Siedlungsgeschichte und Ortsname
„Der Altenrather Pfarrbezirk gehörte zur Ausstattung des 1060 gegründeten Klosters Siegburg. Bei der Ersterwähnung des Ortes 1117 existierte vermutlich bereits die als romanische Pfeilerbasilika ausgeführte Pfarrkirche St. Georg.“ (Groten u.a. 2006)

Frühe schriftliche Erwähnungen scheinen sich indes nicht auf das Siedlungsgebiet zu beziehen, sondern auf das Flüsschen Sülz bzw. Sulsa (= schnell anschwellend oder rasch fließend) - den im Tal gelegene Zufluss der Agger, der den Altenrather Bach aufnimmt. Inzwischen werden die Nennungen von Sülz / Sulsa mit der frühen Siedlung Altenrath gleichgesetzt.
Sulsa erscheint daneben aber auch in Stiftungsurkunden der Abtei Siegburg zwischen 1065 und 1075 für die Hofanlage des befestigten Hauses Sülz (heute zur Stadt Lohmar). Die in knapp zwei Kilometer Entfernung von Altenrath im Tal des gleichnamigen Flüsschens liegende frühere Wasserburg Sülz geht vermutlich bereits auf die Zeit um 700 n. Chr. zurück und erscheint mit diesem Namensbezug in weiteren Urkunden bis 1300.

„Im Jahre 1311 wurde der Ort in Aldinroide umbenannt, da die Kirche an einem anderen Platz innerhalb des weitverzweigten Siedlungsgebiets gebaut worden war. Die Siedlung Aldinroide (= Altenrath) vergrößerte sich und die Kirche, deren Kern ca. Mitte des 12. Jahrhunderts entstand, war der Ausgangspunkt für die Pfarrei Altenrath in einem großen Kirchspiel. Zu dieser Zeit ist dann auch der Ortsname auf das gesamte Kirchspiel übertragen worden.“ (www.troisdorf.de)
Endungen von Ortsnamen auf -rod(e), -reut(h), -ried, -rad(e) o.ä. (bzw. wie hier -rath) beziehen sich in der Regel auf Siedlungen, die durch Rodung (d.h. Abholzung) von Wald entstanden sind oder sich in der Folge entwickelten (Berger 1993).
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Spätmittelalter bis 18. Jahrhundert
Während des späten Mittelalters wechselten wiederholt die Landesherrschaften. So gehörte Altenrath 1271 zur Herrschaft Heinsberg und wurde 1286 Sitz eines Hochgerichts. 1311 kaufte Graf Adolf VI. von Berg das Kirchspiel, das wiederum 1333 an die Grafschaft Jülich kam und 1341 an die Herrschaft Heinsberg (Loon-Heinsberg-Blankenberg). Im Jahr 1361 wieder zur Grafschaft Berg gehörend, fiel der Ort bereits 1363 erneut an Loon-Heinsberg-Blankenberg (de.wikipedia.org, nach einer nicht mehr verfügbaren Chronik von Matthias Dederichs, o.J.). Ferner werden die (erneute?) Ansiedlung eines Hochgerichts (1336) und eines Schöffengerichts (1370) angeführt (www.troisdorf.de).

Seit Beginn des 15. Jahrhunderts gehörte der Ort zum Herzogtum Berg, in dem Altenrath zunächst ab 1446 dem Amt Löwenburg und dann ab dem Jahr 1484 dem Amt Porz unterstellt war (Holdt 2008).
In Wilhelm Fabricius' Karte Die Rheinprovinz im Jahre 1789, Uebersicht der Staatsgebiete und dessen 1898 publizierten Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz wird das Kirchsp.[iel] Altenrath (Sieg) im zum Herzogthum Berg gehörenden Amt Porz als Zum Gericht Roesrath (im Amt Lülsdorf) gehörender eigenständiger Pfarreiort mit 905 Hektar Größe geführt. Zusammen mit der 1092 Hektar umfassenden Ortslage Scheiderhöhe, Freiheit und Botamt (Sieg) werden für das im Jahr 1792 insgesamt 1496 Einwohner genannt (Fabricius 1898, S. 320).
Scheiderhöhe, etwa 3 Kilometer nordöstlich jenseits der Sülz gelegen, ist heute ein Stadtteil von Lohmar.

Altenrath lag während des späten Mittelalters und der Neuzeit fast immer abseits des historischen Geschehens. Durch Pfarrtagebücher sind religiöse Auseinandersetzungen zur Zeit der Reformation überliefert. Von 1572 bis 1622 gab es im Ort sowohl eine calvinistische als auch eine lutherische Gemeinde und Katholiken und Protestanten sollen seinerzeit friedlich zusammengelebt haben. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde Altenrath 1632 von schwedischen Soldaten geplündert.

Mindestens seit dem Mittelalter wurden in der Wahner Heide Torf und die reichen Holzvorkommen genutzt. Seit der Frühen Neuzeit siedelten sich in Altenrath verschiedene, meist kurzlebige Wirtschaftszweige an. Die Bevölkerung lebte zunächst von der Landwirtschaft, bevor sich im 17. Jahrhundert das Töpfergewerbe etablierte sowie im 18. und 19. Jahrhundert die Leineweberei und die Förderung von Buntmetallen (Groten u.a. 2006).
Von 1707 bis 1774 führte durch den Ort die kurpfälzische Postlinie des Herzogs von Berg über Mülheim - Urbach - Alte Kölner Straße - Altenrath - Halberg - Westerwald - Frankfurt.
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Seit der Franzosenzeit
Während der Zeit der französischen Besetzung (1794-1814/15) gehörte gehörte Altenrath zur Mairie (Bürgermeisterei) Lohmar im Arrondissement Siegburg im Département Rhein. Danach, nun unter preußischer Verwaltung, wurde Altenrath 1815 eine selbstständige Gemeinde im Bürgermeistereiverband Lohmar.

„Die weit auseinander liegenden Wohnbereiche prägten die Siedlungsgeschichte des Kirchspiels von Anfang an. Das mag ein entscheidender Grund dafür gewesen sein, dass sich die namensgebende Ortschaft Altenrath nie zu einem Zentralort entwickelte - trotz Kirche, Schule und einiger Handwerksbetriebe.“ (www.troisdorf.de)
Mit der Errichtung des Schießplatzes Wahner Heide 1817 und seinen darauffolgenden Erweiterungen 1833 bis 1911 wurden weite Gebiete des Heide- und Ackerlandes um Altenrath vom Militärfiskus aufgekauft und seine Bewohner umgesiedelt. 1938 wurde Altenrath vollständig zwangsgeräumt, 1945 erfolgte die Wiederbesiedlung.

Bis zur Eingemeindung zum 1. August 1969 war Altenrath eine eigenständige Gemeinde, heute ist der Ort einer der zwölf Stadtteile von Troisdorf - und zwar der am weitesten vom Zentrum entfernte. Zum 1. Juli 2020 zählte Altenrath 2.276 Einwohner*innen und zum 1. Januar 2023 2226.

(Alexandra Lehmann, LVR-Umweltamt, 2003 / Ergänzungen von Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2021/24)

Internet
www.troisdorf.de: Altenrath - vom Truppenübungsplatz zum Stadtteil (abgerufen 31.01.2024)
de.wikipedia.org: Altenrath (abgerufen 21.07.2021)
de.wikipedia.org: Sülz (abgerufen 13.02.2024)
de.wikipedia.org: Haus Sülz (abgerufen 13.02.2024)
www.troisdorf.de: Altenrath - vom Truppenübungsplatz zum Stadtteil (abgerufen 21.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 31.01.2024)
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Literatur

Berger, Dieter (1993)
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) S. 225, Mannheim u.a..
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 1010-1011, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) S. 21-22, Nr. 235, Bonn.
Lehmann, Alexandra / Landschaftsverband Rheinland, Umweltamt (Hrsg.) (2003)
Relikte der historischen Kulturlandschaft in der Wahner Heide. Unveröffentlichtes Fachgutachten mit Dokumentation. Köln.

Stadtteil Troisdorf-Altenrath

Schlagwörter
Ort
53842 Troisdorf - Altenrath
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1001 bis 1200

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„Stadtteil Troisdorf-Altenrath”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-16174-20110909-4 (Abgerufen: 29. April 2024)
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