Nördlich von Radevormwald, wenige Kilometer östlich von Remscheid-Lennep und südlich von Wuppertal-Beyenburg reihen sich an den Flussschleifen der oberen Wupper hintereinander fünf große historische Industriekomplexe: Krebsöge, Wilhelmsthal, Dahlhausen, Vogelsmühle und Dahlerau. Bis in die 1980er Jahre setzte sich die Reihe flussaufwärts um weitere Fabrikanlagen fort. 1989 fielen der Bahnhof Krebsöge und die Komplexe Friedrichstal und Oege der Anlage einer neuen Talsperre zum Opfer.
Das durch zahlreiche Wasserläufe kleinräumig gegliederte Bergische Land wird seit dem Mittelalter durch die Anlage von Mühlen geprägt. Der Standort an der Wupperschleife erwies sich in geographischer und logistischer Hinsicht als günstig. Die Wupper schneidet sich in ihrem oberen Lauf in weiten Mäanderschleifen tief in den felsigen Untergrund. Der Wasserlauf ist zwar weder schiffbar noch flößbar, doch boten sich sein starkes Gefälle und die Wassermenge zur Nutzung der Wasserkraft an und das kalkarme Wasser eignete sich in Produktionsprozessen zum Spülen und Waschen. Nicht weit entfernt kreuzt die mittelalterliche Straße von Köln nach Berlin die Fernverbindung von Wuppertal, Lennep, Hagen über Frankfurt nach Leipzig.
Bereits im 17. Jahrhundert wurden durch Einstellen von Mühlrädern Kornmühlen, handwerkliche Mühlenbetriebe, Hammerwerke und Schleifereien angetrieben. Die gestuften Ebenen der Flussaue ließen das Anwachsen der Anlagen zu. Nach einer Blütezeit Ende des 18. Jahrhunderts ging mit den politischen Umwälzungen der Zeit um 1800 der Niedergang der Eisenerzeugung und Eisenverarbeitung einher, zog allerdings im weiteren Verlauf die Etablierung neuer Betriebe zur Herstellung vor allem von Tuchen und von Papier nach sich. Das napoleonische Handelsembargo gegen England (1806-1813), die Kontinentalsperre und Frankreichs wirtschaftliche Abschirmung durch Schutzzölle hatten zunächst zahlreiche Firmen des Bergischen Landes zur Übersiedlung in die französischen Zollgebiete in die Region um Eupen getrieben, die unter preußischer Herrschaft ab 1815 erlassene Gewerbefreiheit im ehemaligen Großherzogtum Berg bewog allerdings einzelne Betriebe bereits wenige Jahre später wieder zur Rückkehr. So kam es ab 1815 zu einer Reihe industrieller Neugründungen von Firmengründern aus den umliegenden Städten, vor allem aus Lennep. Zwischen 1815-1819 sind zehn Neugründungen von Textilbetrieben im Tal der Wupper zu verzeichnen. Hiervon lagen sechs hintereinander an der Wupperschleife: Friedrichstal, Krebsöge, Wilhelmsthal, Vogelsmühle, Dahlerau und Dahlhausen. Die Produktionsanlagen nutzten nun nach dem neuesten Stand der Technik das weiche Wasser der Wupper und die Kraft der Fließgeschwindigkeit zur Herstellung von Tuch und Papier.„
Das Tal der Wupper ist wesentlich durch seine gewerbliche Nutzung, besonders im Zeitraum der Industrialisierung, geprägt. Große Auswirkung auf das heutige Kulturlandschaftsbild hatten neben den durch den Bau der Wuppertalsperre zerstörten Fabrikanlagen die heute noch existenten fünf Gewerbestandorte Dahlerau, Vogelsmühle, Dahlhausen, Wilhelmsthal sowie Krebsöge.
Das Ensemble Dahlhausen-Vogelsmühle-Dahlerau ist ein Industriezeugnis von europäischem Rang und prägt das Tal nicht nur aufgrund der wasserbautechnischen Anlagen, sondern auch durch die Entwicklung von weiteren Fabrikgebäuden, der Eisenbahnlinie, den Arbeitersiedlungen und Fabrikantenvillen sowie den sekundären Auswirkungen auf die Entwicklung der Siedlungs- sowie Infrastruktur im näheren Umfeld. Benachbarte Siedlungen wie zum Beispiel Niederdahlhausen und Keilbeck stehen in ihrer Entwicklung in direktem Zusammenhang mit den Industriestandorten.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2008)
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