Niederwälder im Bergischen Städtedreieck

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
  • Historischer Niederwald bei Hohenscheid (2018)

    Historischer Niederwald bei Hohenscheid (2018)

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  • Historischer Niederwald bei Gut Hohenscheid (2018)

    Historischer Niederwald bei Gut Hohenscheid (2018)

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  • Historischer Niederwald bei Gut Hohenscheid (2018)

    Historischer Niederwald bei Gut Hohenscheid (2018)

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  • Historische Niederwaldrelikte im Gelpetal (2019)

    Historische Niederwaldrelikte im Gelpetal (2019)

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  • Historische Niederwaldreste im Staatsforst Burgholz (2018)

    Historische Niederwaldreste im Staatsforst Burgholz (2018)

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  • Niederwaldrelikte im Morsbachtal (2018)

    Niederwaldrelikte im Morsbachtal (2018)

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  • Stockausschlag an einem Laubbaum im historischen Niederwald im Feldbachtal (2018)

    Stockausschlag an einem Laubbaum im historischen Niederwald im Feldbachtal (2018)

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Niederwald entsteht durch eine besondere Waldnutzungsform: Die kurz über der Wurzel abgehauenen oder abgesägten Bäume treiben neu aus und bilden über diesen Stockausschlag mehrere Stämme auf einem Wurzelgrund. Der Niederwald heißt deshalb auch „Stockausschlag-Wald“. Dieses sogenannte „auf-den-Stock-Setzen“ wird in einem regelmäßigen Rhythmus zwischen 10 bis 40 Jahren wiederholt. Ein aus dem Wurzelstock ausschlagender Baum entwickelt mehr Holz, als ein neugepflanzter Baum in derselben Zeitspanne.

Aufgrund ihrer höheren Ausschlagfähigkeit sind Laubbäume besonders für die Niederwaldnutzung geeignet. Unter den Laubbaumarten gibt es wiederum Unterschiede in ihrer Regenerationsfähigkeit und Bildung von Holzmasse. So sind die Hauptbaumarten des Niederwaldes vor allem Eiche, Birke und Hainbuche, während als Begleitbaumarten Esche, Bergahorn, Ulme, Rotbuche, Vogelkirsche und Linde auftreten. Daneben gibt es auch Weichhölzer als Nebenbaumarten wie Schwarzerle, Espe (Zitterpappel), Weide und austriebstarke Sträucher wie Faulbaum und Haselnuss.

Die Siedlungsgebiete während des Mittelalters waren in Bezug auf die Flächenausdehnung noch viel kleiner als heutzutage und durch Grenzwaldungen voneinander abgegrenzt. Diese auch als Gemarken bezeichneten Waldbereiche durfte jeder nutzen, wodurch diese Flächen immer weiter ausgebeutet wurden. Insbesondere die Waldstreunutzung, die Waldviehhaltung und die Köhlerei beanspruchten die Wälder stark. Gegen Ende des Mittelalters um 1500 gab es schon erste Klagen darüber, dass der einst weiträumige Wald im Bergischen völlig „verhauen“ war. Der damalige Landesherr erlies 1562 Bestimmungen zum Schutze des Waldes, damit er nicht durch ungeregelte Nutzungen vernichtet würde. So wurde vorgeschrieben, dass nur solche Stämme zur Holzkohle-Herstellung genutzt werden durften, die nicht als Bau- und Werkholz taugten. Für jede gefällte Eiche mussten zudem zwei neue Eichenpflanzen gesetzt und gepflegt werden. Doch der Bedarf nach Holzkohle und der Druck auf die Wälder wurde immer größer. Obwohl um 1572 zusätzlich ein Ausfuhrverbot für Holzkohle an fremde Hütten erlassen wurde, waren die Wälder um 1650 herum bereits weitestgehend verbraucht. Der daraus entstandene sogenannte „Bergische Busch“, der aus lichten Birkenbüschen und kahlen Heiden bestand, prägte lange Zeit das Landschaftsbild der Region. Aufgrund des Holzmangels wurde die Holzkohle immer teurer, sodass viele Hämmer schließen oder abwandern mussten.

Um die Ressourcen effektiver zu schützen und wiederaufzubauen, wurden strenge Forstschutzgesetze erlassen. So stand die ungeregelte Holzentnahme z. B. im „Großen Remscheid“, wie man diesen Gemarkenwald nannte, unter Strafe. Hier durfte man ab 1806 als Brennholz nur noch Raff- und Leseholz sammeln. Gemeint ist dürres, kleinteiliges Holz wie heruntergefallene Äste, Rinde, Wurzeln oder Schlagabfälle nach einer Baumfällung.

Der Verbrauch an Holz, der im 16. und 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, lässt sich aus dem Verbrauch von Holzkohle bei der Roheisengewinnung errechnen. So beträgt das Verhältnis von Holz zu Holzkohle 8:1. Für einen Wagen Roheisen (120 kg) benötigte man 4 Wagen Holzkohle, also 32 Wagen Holz.
Der große Bedarf an Holzkohle wird deutlich, wenn man sich folgende Angaben bewusst macht: Im Jahre 1791 benötigten die Remscheider Hämmer, Ambossschmieden, Werkzeugfabriken und Kleinschmieden insgesamt knapp 300.000 Eimer Kohle. Ein Eimer wog anderthalb Zentner, womit man auf einen Bedarf von über 22.000 Tonnen Kohle kam.

In Deutschland wird aktuell kaum noch Niederwaldwirtschaft betrieben. Die Nutzung der historischen Niederwaldflächen ist nach der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts unwirtschaftlich geworden. Der großflächige Abbau der Steinkohle und die Erschließung der Städte durch Eisenbahnlinien, sowie die Verlagerung der Holzkohleproduktion ins Ausland deckten den Bedarf nach billigeren Alternativprodukten.
Die einstigen Niederwaldflächen wurden langsam in Acker- und Grünland, aber vor allem in Hochwälder umgewandelt, um sie den Bedürfnissen der Zeit anzupassen.

Naturschutzfachlich weisen Niederwälder eine sehr hohe Artenvielfalt auf und bilden ein abwechslungsreiches Lebensraummosaik auf vergleichsweise kleiner Fläche. Die ökologisch und kulturhistorisch wertvollen Niederwälder sind unbedingt erhaltenswert; daher ist es erfreulich, wenn sie durch angepasste Nutzungen gepflegt und damit erhalten werden.

(Biologische Station Mittlere Wupper, erstellt im Rahmen des Projektes „Wir machen Kohle“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2018)

Literatur

Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2007)
Niederwälder in NRW. Beiträge zur Ökologie, Geschichte und Erhaltung. Nümbrecht-Elsenroth.
Trott, Inge (2004)
So lebten unsere Vorfahren: auf Spurensuche im Bergischen Land. S. 221. Nümbrecht-Elsenroth.

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„Niederwälder im Bergischen Städtedreieck”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-320985 (Abgerufen: 25. April 2024)
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