Der historisch genutzte Niederwald ist nur noch teilweise über die mehrstämmigen Bäume erkennbar. In Deutschland wird kaum noch Niederwaldwirtschaft betrieben. Die Nutzung der historischen Niederwaldflächen ist nach der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts weitestgehend unwirtschaftlich geworden. Der großflächige Abbau der Steinkohle, die Verlagerung der Köhlerei ins Ausland und die Erschließung der Städte durch Eisenbahnlinien deckten den Bedarf nach billigeren Alternativprodukten. Die einstigen Niederwaldflächen wurden langsam in Acker- und Grünland, aber vor allem in Hochwälder umgewandelt, um sie den Bedürfnissen der Zeit anzupassen.
Folgt man dem Klingenpfad von Burg Hohenscheid aus Richtung Wupper und trifft auf die Ackerfläche, die an die Wupperschleife grenzt, kann man linkerhand die besonders eindrucksvollen, mehrstämmigen Hainbuchen, Rotbuchen und Kirschen entdecken, die auf die alte Nutzungsform schließen lassen. Weitere Funde innerhalb des Waldes zeigen die Fotos in der Mediengalerie.
Entstehungsgeschichte des Niederwaldes in Solingen
In Solingen und Remscheid hatte sich schon im Mittelalter eine Eisen verarbeitende Kleinindustrie entwickelt, da das Gebiet aufgrund seiner Topographie und Bodenbeschaffenheit weniger für die Landwirtschaft geeignet war, dafür aber gute Voraussetzungen für die Eisengewinnung und vor allem Eisenverarbeitung bot: Erzvorkommen, Holz und Wasserkraft. Die Niederwälder in Mittelgebirgs- und Gebirgslagen haben eine große wirtschaftliche Rolle gespielt, da kein ausreichendes Acker- und Grünland zur Bewirtschaftung vorhanden war. Die Gewinnung von Holzkohle war für die Eisenverhüttung damals ein lebensnotwendiges Produkt, das durch die Niederwaldbewirtschaftung gewonnen werden konnte.
Im Gegensatz zu Remscheid und Wuppertal unterlag Solingen keinem Forstbann und konnte seine Wälder somit frei nutzen. Der Forstbann ist das ursprünglich nur dem König, später dem Forstherren zustehende Recht, in einem bestimmten Wald Gesetze und Verordnungen zu erlassen und bestimmte Nutzung zu untersagen. So stand die ungeregelte Holzentnahme z. B. im „Großen Remscheid“, wie man diesen Gemarkenwald nannte, unter Strafe. Hier durfte man ab 1806 als Brennholz nur noch Raff- und Leseholz sammeln.
LVR-Projekt „Wir machen Kohle“
Im Rahmen des LVR-Projektes „Wir machen Kohle“ veranstaltete die Biologische Station Mittlere Wupper und die Stadt Solingen die Bergischen Kohlenmeilertage vom 29. Juni - 7. Juli 2019 in Solingen. Auf Höhe von Burg Hohenscheid wurde im Rahmen dieser Meilerwoche ein Kohlenmeiler errichtet und in traditioneller Art in Betrieb genommen. Das verwendete Holz wurde vor Ort gewonnen und in alter Tradition mit sogenannten Rückepferden schonend aus dem Wald gezogen (Video und Fotos siehe Madiengalerie). Diese abgeholzte Fläche befindet sich am Klingenpfad direkt an der Ackerfläche beim Bielsteiner Kotten.
Das geschlagene Holz wurde in den sogenannten Kohlenmeilern zu Holzkohle verkohlt, die zum Einsparen eines mühseligen Holztransportes unmittelbar in der Nähe des eingeschlagenen Niederwaldes und einem Zugang zu Wasser errichtet wurden. Der Holzeinschlag in den Solinger Wäldern war über die Zeit so stark angestiegen, dass schon im 17. Jahrhundert Klagen über den Mangel an Holz und Holzkohle laut wurden.
(Biologische Station Mittlere Wupper, erstellt im Rahmen des Projektes „Wir machen Kohle“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2018)
Internet
bsmw.de/bergische-kohlenmeilertage: Bergische Kohlenmeildertage (abgerufen: 30.08.2019)
bsmw.de: Die Köhler sind zurück (abgerufen: 30.08.2019)