Zeche Victoria, Gesamtanlage in Byfang

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen), Hattingen
Kreis(e): Ennepe-Ruhr-Kreis, Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 23′ 1″ N: 7° 06′ 58,21″ O 51,38361°N: 7,11617°O
Koordinate UTM 32.368.910,55 m: 5.694.169,29 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.746,60 m: 5.694.915,35 m
  • Luftbildaufnahme der Zeche Viktoria in Essen

    Luftbildaufnahme der Zeche Viktoria in Essen

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Zeche Victoria entstand aus einer Vielzahl kleiner und kleinster Stollenzechen, im Deilbachtal, die im Feld dieses Bergwerkes schon seit dem 18. Jahrhundert Kohle abbauten. Für 1861 und 1864 sind Konsolidationsurkunden überliefert, nach denen unter dem Namen Victoria folgende ältere Zechen vereinigt wurden: Freundschaft, Friedrich Anton, ver. Himmelscroner Erbstollen, Himmelscrone, Siegeswagen, ver. Neuglück, Bescheidenheit.
Von diesen Zechen wurden bei einer Neuvermessung 1889 zehn Stollenmundlöcher, ein Röschenmundloch und sechs Wetterüberhauen aufgenommen. Wichtigster Stollen, weil zunächst zur Förderung von Victoria genutzt, war der Himmelscroner Erbstollen, dessen Anlage auf Gründung der gleichnamigen Zeche von 1847 zurückgeht. 1861, drei Jahre vor Konsolidation mit Victoria waren der Zeche Himmelscroner Erbstollen 13 Flöze mit zusammen 272 Zoll (= 7,12 m) verliehen, von denen aber nur zwei Flöze mit 18 Zoll (= 47,1 cm) und 52 Zoll (= 136,2 cm) abgebaut wurden. Die Zeche förderte mit 18 Mann Belegschaft 10.572 t Kohle. Repräsentant war der Ökonom Wilhelm Deilmann, der in der Nähe einen großen Bauernhof führte und dessen Familie Fluss (Deilbach) und Tal den Namen gab.
Zeche Victoria bot anfangs das typische Bild einer Stollenzeche. Der Förderstollen unterquerte die Nierenhofer Straße und endete mit seinem Stollenmundloch in einem Gebäude, dessen Rückwand direkt an der Straße lag. Aus dem Gebäude führte eine Schienenbahn zu einer Ladebrücke an der Prinz-Wilhelm-Bahn, deren Trasse in nur 80 Metern Entfernung lag. Dicht an der Überbauung des Stollenmundloches lagen Zechenhaus und ein Gebäude für Werkstätten und Magazin. Bis in die Mitte der 1880er Jahre blieb dieses Bild einer bescheidenen Stollenzeche erhalten. 1885 wurde mit 19 Beschäftigten 630 t Kohle gefördert. Wohl ausgehend von Planungen um 1884 wurden weit oben am bewaldeten Nordhang über dem Deilbach eine neue Schachtanlage mit dem tonnenlägigen Schacht Wilhelm (Teufbeginn 1890, Förderung 1893) und 1887, verbunden mit diesem Schacht durch eine Kettenförderung direkt an der Prinz-Wilhelm-Bahn eine Wäsche mit Pressnusskohlen und Brikettfabrik errichtet.
Etwa auf halber Strecke zwischen Schacht Wilhelm und den Bauten im Tal entstand 1890 der erhaltene Wetterkamin. Der Förderbetrieb aus dem Himmelscroner Erbstollen wurde 1894 eingestellt. Die Produktivität der Grube war mit diesem Übergang zum Tiefbau erheblich gestiegen. 1895 wurden mit 133 Mann nur 15.548 t gefördert, 1900 stieg der Ertrag bei 351 Beschäftigten auf 110.654 t.
Die Anlage der 1890er Jahre genügte nicht lange den Anforderungen und Möglichkeiten dieses Bergwerksbetriebes. Zwischen 1909 und 1913 entstand im Tal, unmittelbar im Anschluss an die Brikettfabrik eine neue Doppelschachtanlage. Der Förderschacht erhielt als Fördergerüst einen Tomson-Bock. Zur Schachtanlage gehörten ferner ein Zentralmaschinenhaus, Kesselhaus, Werkstätten und das erhaltene Kauen- und Verwaltungsgebäude von 1910. Gleichzeitig mit dieser Doppelschachtanlage wurde der Wetterschacht oben am Hang mit einem Ventilator ausgestattet. Der tonnlägige Schacht Wilhelm wurde 1913 stillgelegt und nach gut 25jähriger Existenz 1919 verfüllt. Die neue Doppelschachtanlage brachte einen erheblichen Produktionssprung. Schon 1913 wurden mit 510 Beschäftigten 122.578 t gefördert und 1920 erreichte das Bergwerk die größte Leistungskraft mit 865 Mann und 145.253 t geförderter Kohle.
Im Zuge der Wirtschaftskrise wurde Zeche Victoria 1925 stillgelegt. Die Gebäude der Übertageanlage wurden von anderen Gewerbebetrieben übernommen. Das Grubenfeld ging 1950 an Carl Funke, gehörte damit zur Essener Steinkohlenbergwerke AG, die 1955 vom Mannesmann-Konzern übernommen wurde.

(Walter Buschmann, 2010)

Literatur

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Das niederrheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie-Gebiet. Berlin.
Buschmann, Walter (1998)
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau.. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes 1.) Berlin.
Devens, Friedrich Carl (1863)
Statistik des Kreises Essen für die Jahre 1859-1861. Essen.
Forschpieper, W. (1880)
Führer durch die rheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie. Mit zahlreichen Situations-plänen, Profilen, graphischen Darstellungen und einer Übersichtskarte. Oberhausen.
Gebhardt, G. (1957)
Ruhrbergbau. Essen.
Hermann, Gertrude; Hermann, Wilhelm (1990)
Die alten Zechen an der Ruhr. Königstein im Taunus (3. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage).
Huske, Joachim (2006)
Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Bochum.
Koschwitz, Carl (1930)
Die Hochbauten auf den Steinkohlenzechen des Ruhrgebietes. In: Beiträge zur Landeskunde des Ruhrgebietes Heft 4, Essen.
Pfläging, Kurt (1987)
Die Wiege des Ruhrkohlenbergbaus. Die Geschichte der Zechen im südlichen Ruhrgebiet. Essen (4. mit 2 topographischen Karten erweiterte Auflage).
Schäfer, Friedrich; Kirchner, Otto (1983)
Kupferdreh auf Kohle und Stein. Essen.
Wüstenfeld, Gustav Adolf: (1975)
Frühe Stätten des Ruhrbergbaus. Witten.
(1987)
Kupferdreh in 9 Jahrzehnten. Festschrift zum 90jährigen Jubiläum. Essen.
(o.J.)
Geschäftsberichte Gewerkschaft Victoria, 1903-1920 (BeBüE). Essen.

Zeche Victoria, Gesamtanlage in Byfang

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Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, Auswertung historischer Schriften
Historischer Zeitraum
Beginn 1861 bis 1864

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„Zeche Victoria, Gesamtanlage in Byfang”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-WBuschmann-20091116-0009 (Abgerufen: 19. April 2024)
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