Die Trierer Domimmunität (oder auch Domfreiheit) war die Fläche des Berings im Umfeld des Domes, welche die Gebäude der Kurie einschloss. Sie war seit dem Mittelalter von einer Mauer umgeben, die zum Teil heute noch erhalten ist. In diesem Bereich galt eine eigene Gerichtsbarkeit: „Die Domfreiheit, mit dem Dom, mit Liebfrauen und den Kurien baulich und rechtlich ein eigener Bezirk, wurde durch eine Wehranlage mit vorgelagertem Graben (Grabenstraße!), um 1000 durch eine Mauer, ringförmig umschlossen.“ (Landesbildstelle Rheinland-Pfalz 1984, S. 53)
Mauer und Tore Die Mauer um die Domimmunität war ungefähr 1200 Meter lang und umschloss etwa zehn Hektar Fläche. Von dem vorgenannten Graben ist im heutigen Stadtbild nichts mehr erhalten, außer der Bezeichnung ‚Grabenstraße‘, die westlich des Dombezirkes vom Hauptmarkt bis zur Gabelung der Palaststraße und Brotstraße mit dem mittelalterlichen Pranger führt: „Die Mauer der Domimmunität, die Helenenmauer, Dommauer oder auch Ludolf’sche Mauer genannt wird“ (cms.bistum-trier.de) kann heute noch anhand von kartographischen Betrachtungen lokalisiert werden. Der Name Ludolf’sche Mauer bezieht sich auf deren Initiator Ludolf oder Liudolf (†1008, von 994-1008 Erzbischof von Trier), der das Domviertel durch den Bau einer Mauer gegen die Stadt abgrenzen ließ.
Da das beschriebene Areal vollständig von einer Mauer umgeben war, gab es mehrere Eingangsportale, die einen Wechsel „von der weltlichen in die geistliche Welt“ erlaubten (www.roscheiderhof.de). Tore gab es in der ‚Sternstraße‘ vom heutigen Hauptmarkt im Westen kommend, an der ‚Sieh um dich Gasse’ im Norden, der ‚Windstraße’ im Osten, der ‚Banthusstraße’ und der ‚Liebfrauenstraße’ im Süden.
Die Straßennamen der Domfreiheit Aus heutiger Sicht erscheinen einige der Straßennamen sonderbar, doch ihre Bezeichnungen fußen auf geschichtlichen Gegebenheiten. Die Gasse Sieh um Dich ist ein Indiz für den Wechsel der Gerichtsbarkeit, denn wenn man sich in vergangener Zeit etwas hatte zu Schulden kommen lassen, dann konnte man durch den Eintritt in die Domimmunität erhoffen vor der weltlichen Verfolgung sicher zu sein. Jedoch sollte dieser Gang immer mit einem Blick nach hinten über die Schulter erfolgen, um sich zu vergewissern, dass man seinen Verfolgern entkommen konnte. Die Windstraße hat ihren Namen von den Trierern nicht ohne Grund erhalten, gibt dieser doch Anhaltspunkte für lokale physisch-naturräumliche Gegebenheiten: Sie befindet sich in West-Ost Verlauf nördlich des Domes. Aufgrund der üblich herrschenden Windverhältnisse und der starken Beengung sowie der Höhe der anliegenden Gebäude ergibt sich eine Kanalisierung des Windes, so dass dort stets ein deutlich spürbarer Windzug herrscht. Auch die Sternstraße sollte genannt werden, die wie die Sieh um dich Gasse auf einen Durchgang hindeutet. Die Sternstraße hieß zuerst vicus sub posterna (Gasse unter der Posterna, einem Mauerdurchlass), woraus sich der deutsche Begriff „Stern…“ unabhängig von der eigentlichen Wortbedeutung entwickelte. Weitere Straßenbezeichnungen im Domareal sind Hinter dem Dom, was wörtlich zu verstehen ist, da sich diese Straße östlich des Domes direkt hinter diesem befindet und die Windstraße und die Banthusstraße miteinander verbindet. Die Banthusstraße wiederum wurde nach dem Trierer Priester und Heiligen Banthus benannt (auch Bantus oder Beatus von Trier), der im siebten Jahrhundert in Domnähe ein Armenhospiz leitete. Ansonsten gibt es am östlichen Rand noch die Dominikanerstraße, deren Name auf die ehemaligen dominikanischen Verwaltungsbediensteten des Domkapitels zurückgeht, die in der Nähe der heutigen Straße ihre Unterkünfte hatten.
Heute ist der Dombering eine städtebauliche Besonderheit von Trier, da sich – wie gut aus der Vogelperspektive ersichtlich – der ganze Bering als „grüne Insel in Trier“ durch einen hohen Grünanteil mit einer exponierten ökologische Funktion auszeichnet.
(Christoph Jürgens, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet cms.bistum-trier.de: Wo der Klerus lebte (abgerufen 02.05.2014) www.roscheiderhof.de: Ehemaliges Tor in der Sternstraße (abgerufen 02.05.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 13.04.2021) www.roscheiderhof.de: Bischofsgarten (abgerufen 02.05.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 13.04.2021)
Literatur
Anton, Hans Hubert; Haverkamp, Alfred (1996)
Trier im Mittelalter. (2000 Jahre Trier, Band 2.) S. 220, Trier.
Embach, Michael (Hrsg.) (2021)
Spätlese. Aufsätze aus den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts. Festgabe für Franz Irsigler zum 80. Geburtstag. S. 175-190, Trier.
Kessler, Marzena (2015)
Das städtische Bauwesen in Trier am Ende des Mittelalters (1370-1520). (Trierer historische Forschungen 69.) Trier.
Landesbildstelle Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1984)
Trier und seine Region im Luftbild. S. 53, Koblenz.
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