Die Hafenstraße durchzog die Stadt von West nach Ost. An der Westseite endete die Straße an einem Turm in der Mauer. An der Ostseite konnte während der Ausgrabungen beim U-Bahnbau ein Tordurchgang nachgewiesen werden.
Entdeckung
Bei Ausgrabungen, die 1969/1970 um den Dom herum stattfanden, wurde die Straße entdeckt. 33 Meter von ihr wurden für die Präsentation um 6 Meter nach Süden versetzt, da an ihrer ursprünglichen Position der Eingang zu einer Tiefgarage geplant war.
Beschreibung
Die Straße bildete eine nördliche Ost-West-Verbindung im rechtwinklig angelegten Raster der römischen Stadt. Sie führte bis an das Rheinufer. Nach dem Bau der Stadtmauer erlaubte ein Tor den Durchgang von der Straße zum Hafen. Die heute noch 6 Meter breite Straße war bei ihrer Auffindung mit auf Fuge verlegten Basaltsteinen gepflastert und an der Oberfläche leicht gewölbt. Die Basaltpflasterung stammt aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. In den Anfängen der Stadt waren die Straßen höchstens 4,5 Meter breit und hatten eine einfache planierte Erdoberfläche. Erst im Laufe des ersten Jahrhunderts n. Chr. wurden sie verbreitert und mit Kies geschottert. Die Nebenstraßen, wie die Hafenstraße, erreichten eine Breite von bis zu 14 Meter. Unter der Straße an ihrer Südseite verlief ein Abwasserkanal, in dem man eine große Inschriftenplatte aus der Zeit des Kaisers Nero (37-68, Claudius Caesar Augustus Germanicus, von 54-68 Kaiser des Römischen Reiches) fand. Sie war als Bodenplatte des Abwasserkanals wiederverwendet worden. An der Südseite der Straße ist ein Teil dieses Abwasserkanals präsentiert, durch den Abwasser in den Rhein geleitet wurde.
Er kam am Kurt-Hackenberg-Platz, also unmittelbar östlich seines aktuellen Aufstellungsortes zu Tage. Der an der Straße aufgestellte Brunnen gehörte ursprünglich nicht zu ihr. Er ist kein Original, sondern Vorbildern nachempfunden, wie sie von den Straßen der Vesuvstädte bekannt sind.
Die Inschriftenplatte
Die Platte konnte fast unbeschädigt geborgen werden. Sie ist heute im Römisch-Germanischen Museum (RGM) ausgestellt. Es handelt sich um die Bauinschrift eines nicht näher bekannten Gebäudes, das von einer Einheit der 15. Legion, die zu dieser Zeit in Xanten stationiert war, errichtet wurde. Der Bau entstand in den Jahren 66/67 n. Chr., also zu der Zeit, als Kaiser Nero über das Römische Reich herrschte und Sulpicius Scribonius Rufus Statthalter in Köln war. Nach dem Tod Neros im Jahr 68 n. Chr. wollte man seinen Namen und seine Bildnisse aus der Erinnerung tilgen. Daher wurde die Inschriftenplatte mit seinem Namen in dem Abwasserkanal verbaut.
Datierung
Die Hafenstraße ist Teil des rechtwinkligen Straßenrasters des römischen Kölns. Deshalb ist davon auszugehen, dass sie bereits seit der Anlage der Stadt im letzten Jahrzehnt v. Chr. existierte.
Heutige Nutzung / Besichtigung
Die Hafenstraße ist zwischen dem Römisch-Germanischen Museum und seinem Verwaltungsbau frei zugänglich.
Hafen im römischen Köln
Das römische Köln hatte über vier Jahrhunderte hinweg einen Hafen als lebensnotwendige Verkehrsanlage für die Zufuhr von schweren Gütern, wie Holz vom Mittel- und Oberrhein und Natursteine vom Moselgebiet, Mittelrhein, Odenwald und Lothringen. Trotz gut ausgebauter Straßen war der Wasserweg 60 mal billiger als der Landweg. Die topographischen Voraussetzungen für den Hafen bot eine Rheininsel, die den Hauptstrom trennte von einer westlich davon gelegenen Fahrrinne. Der Hafen hatte einen mit Holzpfählen befestigten Kai. Die 3,8 Meter langen Pfähle wurden in Sägegruben in Vierkantform hergerichtet. An der Spitze ermöglichten eiserne Pfahlschuhe das Einrammen der Pfähle. Reste dieser dendrochronologisch auf die Zeit um 100 n. Chr. datierten Kaibefestigung sind im Römisch-Germanischen Museum zu sehen. Der Aufwand für diese Ausbildung der Kaiwände verweist auf eine hoch organisierte und sichere Fahrrinne, in der die flachen römischen Schiffe in mehreren Reihen vertäut waren.
Ablagerungen aus Kies und Sand ließen die Fahrrinne verlanden, so dass der Hafen im 2. oder frühen 3. Jahrhundert an den Hauptstrom verlegt wurde.
Der Hafen war durch drei Tore zugänglich: ein Südtor bei St. Maria im Kapitol, das mittlere Marstor und das Nordtor. Zum nördlichen Rheintor (Tor 53) führte die beschrieben Hafengasse.
(Hannelore Rose / Marianne Tabaczek, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2014, erstellt im Rahmen eines Projektes der Fritz Thyssen Stiftung; Ergänzungen zum Abschnitt „Hafen im römischen Köln“ von Walter Buschmann / Alexander Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)
Das neu verlegte, vermeintlich antike Teilstück der Straße
Ein etwa 33 Meter langes Teilstück der bei der Grabung entdeckten Römerstraße wurde um etwa 6 Meter nach Süden verschoben zwischen Roncalliplatz und Kurt-Hackenberg-Platz neu verlegt.
Die bedingt durch den Zeitdruck der Eröffnung des RGM am 4. März 1974 nicht sonderlich originalgetreue Ausführung gilt bis heute als Kuriosum und lädt immer wieder zu Kritik und Diskussionen ein (vgl. koelschgaenger.net, www.koeln-lotse.de und youtu.be).
(Digitales Kulturerbe LVR, 2025)
Internet
www.rheinische-industriekultur.com: Römischer Hafen (abgerufen 28.01.2022)
www.roemisch-germanisches-museum.de: Römisch-Germanisches Museum, Hafenstrasse und Abwasserkanal (abgerufen 15.08.2022)
koelschgaenger.net: Die Straße, die keine ist (Text Ramona Krippner, abgerufen 15.08.2022)
www.koeln-lotse.de: Die „Römische Hafenstraße“ - eine 33 Meter lange Lüge! (Uli, der Köln-Lotse vom 14.08.2022, abgerufen 15.08.2022)
youtu.be: Stolperfalle römische Hafenstraße (86Koelle, aus: WDR-Lokalzeit Köln vom 25.11.2024, abgerufen 27.01.2025)
www.roemisch-germanisches-museum.de: Kurzinformation zur Hafenstraße (abgerufen 28.07.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 28.01.2022)