Privatkirche Sankt Gregorius auf dem Elendenfriedhof in Altstadt-Süd

St. Gregorius „Am Elend zu Köln“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 55′ 43,37″ N: 6° 57′ 33,1″ O 50,92871°N: 6,95919°O
Koordinate UTM 32.356.584,31 m: 5.643.881,05 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.479,13 m: 5.644.154,70 m
  • Katholische Privatkirche Sankt Gregorius im Elend

    Katholische Privatkirche Sankt Gregorius im Elend

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  • Elendskirche Köln

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  • Die Kirche St. Gregorius im Elend in Köln-Altstadt-Süd (2017)

    Die Kirche St. Gregorius im Elend in Köln-Altstadt-Süd (2017)

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Die Privatkirche Sankt Gregorius „Am Elend zu Köln“ entstand 1765-1771 auf einem früheren Elendfriedhof der Stadt und ersetzte dort die ältere Friedhofskapelle Sankt Michael.

Geschichte
In Köln, wo das Begräbniswesen an die zahlreichen kleinen Pfarreien der Stadtquartiere gebunden war, konnten Fremde nicht auf einem normalen Kirchhof beigesetzt werden. Daher hat es in der Stadt drei Elendenfriedhöfe gegeben. Zu ihnen gehörten der für das Jahr 1372 belegte Begräbnisplatz auf einem schmalen Geländestreifen zwischen Zeughausstraße und Burgmauer sowie eine 1410 und 1465 nachgewiesene Begräbnisstätte für Fremde nördlich der Pfarrkirche Sankt Kolumba.

Der einzige Elendenfriedhof, dessen Gelände heute noch im Stadtgrundriss erkennbar ist, befand sich östlich der Severinsstraße unweit der Kirche St. Johann Baptist. Im 14. Jahrhundert diente das Gelände noch als Lagerplatz für Holz und Baumaterialien, doch 1371 wird erstmals ein cimiterium alienorum (Friedhof der Fremden) genannt. Für 1528 ist die Fertigstellung der Friedhofskapelle Sankt Michael belegt. Im 16. Jahrhundert wurden hier einige Jahre Angehörige des evangelischen Bekenntnisses beigesetzt, bis im Weyertal vor der Stadt der sogenannte Geusenfriedhof öffnete. Danach fanden hier Soldaten der reichsstädtischen Truppen, Vorgänger der „Roten Funken“, ihre letzte Ruhestätte.

Sankt Gregorius im Elend
Nachdem der Elendenfriedhof bei Sankt Johann Baptist im 17. Jahrhundert in den Privatbesitz der Kölner Juristen- und Gelehrtenfamilie von Groote kam, fand die Friedhofskapelle Verwendung als Privatkirche. Sie wurde 1677 bis 1678 von Jakob Groote dem Jüngeren erweitert und erhielt als Nebenpatron den Papst Gregor den Großen. Schließlich wurde sie durch einen Neubau ersetzt, der 1765 bis 1771 nach Plänen des Baumeisters Balthasar Spaeth ersetzt; der Skulpturenschmuck am Portal und den Altären wurde von F. Geiger, J. J. Imhoff dem Jüngeren und J. Scholl geschaffen. Bauherren waren die Brüder Eberhard Anton und Franz Jakob Gabriel von Groote.

Balthasar Spaeth entwarf einen steilen Saalbau in Sichtziegelmauerwerk mit Gliederungen aus Sandstein und einem hohen, von einem Dachreiter bekrönten Walmdach. Architektonische Einflüsse könnten die Bauten von Schlaun in Münster und Nievenheim sowie von dem Aachener Stadtarchitekten Johann Joseph Couven (1701-1763) in Aachen ausgeübt haben. Nach außen wirkt der Bau vor allem durch seine Westfassade, die durch ihre abgerundeten Kanten wie durch eine hohe Rundbogennische auffällt. Das in der Nische angeordnete Portal ist durch eine Reliefbekrönung mit Totenschädel und Tiara akzentuiert. Im Inneren sind die Fenster des Schiffes in seitliche Nischen eingelassen und sitzen unter einem Stichkappengewölbe. Der Chor ist demgegenüber durch ein Kreuzrippengewölbe hervorgehoben. Ein mächtiger Hochaltar mit Säulen, Pilastern und Gebälk, der von zwei schlichteren Seitenaltären flankiert wird, lenkt die Blicke hin zum Chorraum. Die Skulpturen am mittleren Altar zeigen die beiden Kirchenpatrone, Papst Gregor und den Erzengel Michael, die eine Kreuzauffindungsszene in der Mittelnische flankieren. Die beiden Seitenaltäre haben den Apostel Jakobus den Älteren und die Paulusschülerin Thekla als Patrone; die von F. X. B. Imhoff geschaffenen Statuen dieser Heiligen kamen 1806 hinzu.

Das heutige Gotteshaus ist eine Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bauwerks aus dem 18. Jahrhundert. Zwischen 1937 und 1939 wurde St. Gregorius Am Elend umfassend restauriert, bevor die Kirche dann im Zweiten Weltkrieg durch einen Treffer beim „Peter-und-Paul-Bombenangriff“ am 29. Juni 1943 schwer zerstört wurde.
Von der ursprünglichen Bausubstanz blieben lediglich die Außenmauern stehen, die beim Wiederaufbau in der Nachkriegszeit mit einbezogen wurden. Die Kirche konnte am 12. Februar 1967 wieder eingeweiht werden.

(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)

Internet
www.st-gregorius.koeln: Förderverein St. Gregorius Am Elend zu Köln e.V. (abgerufen 04.08.2021)
www.koeln-lotse.de: Peter-und-Paul-Bombenangriff am 29. Juni 1943 (Uli, der Köln-Lotse vom 22.06.2019, abgerufen 26.06.2019)

Literatur

Ewald, Wilhelm / Clemen, Paul (Hrsg.) (1980)
Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Köln, St. Alban - St. Andreas - Antoniterkirche - St. Aposteln - St. Cäcilia - St. Columba - St. Cunibert - Elendskirche - St. Georg. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 6.4.) Düsseldorf (Nachdruck der Ausgabe von 1916).
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 2: In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Köln (3. Auflage).

Privatkirche Sankt Gregorius auf dem Elendenfriedhof in Altstadt-Süd

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
An Sankt Katharinen
Ort
50678 Köln - Altstadt-Süd
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1765 bis 1771

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„Privatkirche Sankt Gregorius auf dem Elendenfriedhof in Altstadt-Süd”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-56119-20121026-8 (Abgerufen: 26. April 2024)
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