Kurzbeschreibung des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland Rheinuferpromenade, Promenadenmauer, Stützmauer der Gärten
Linksrheinisch führte vermutlich bereits seit römischer Zeit unmittelbar am Ufer entlang von den Niederlanden bis Nierstein ein Leinpfad, um an Seilen Schiffe stromaufwärts zu ziehen. Nach Rheinkorrektion und Uferbefestigung war linksrheinisch von der Stadt Bonn bereits in den 1860er Jahren unter Bürgermeister Spiritus bis zum Stadtpark eine Promenade mit Bepflanzung und Schiffsanlegestegen angelegt worden. Zehn Jahre später erfolgte in südlicher Fortsetzung die Anlage der Rheinuferpromenade in Bad Godesberg. 1889 war die Überarbeitung und Neugestaltung der Promenade abgeschlossen. Die unmittelbare Wasserkante wird von einer abgeschrägten Fläche aus einzementierten, unregelmäßigen, grob behauenen Basaltsteinen eingefasst. Oberhalb der Uferbefestigung führt die Promenade des Regierungsviertels als etwa 20 Meter breite Flanierzone über die erste annähernd hochwasserfreie Stufe. Die Zone gliedert sich in einen schmalen Weg am Ufergeländer, eine Allee mit beschnittenen Bäumen und einen wechselnd mit Einzelbäumen (teilweise Eiben z. B. im Bereich von Palais Schaumburg, vor dem Auswärtigen Amt) und Buschwerk bepflanzten Grünstreifen. Die Wegbeläge wechseln zwischen wassergebundener Oberfläche/verdichtetem Erdboden, Katzenkopfpflaster, Plattierung und Asphalt. Von der Zweiten Fährgasse bis zum Parkende von Palais Schaumburg fängt eine in der Höhe bis zu 9 Metern verspringende Mauer den Höhensprung zu den dahinter liegenden Gärten auf. Die Krone der annähernd in einer Flucht aus gefugten rechteckigen, grob behauenen Grauwackesteinen errichteten Mauer variiert entsprechend der jeweiligen Gartenanlage. Sie ist in Abschnitten mit behauenen Steinplatten abgedeckt, mit Backsteinen aufgemauert oder als Brüstung in wechselnden Materialien ausgebildet: als durchbrochene Backsteinstruktur, als Steinbalusterreihe, als Zaun aus Gußeisensäulen, schmiedeeisernem Gitter oder einfachem Brüstungsgeländer. Die hohe Backsteinmauer am Grundstücksende des ehemaligen Postministeriums (Adenauerallee 81) ist vermutlich ein Relikt der Keramik-Fabrik Guilleaume/Mehlem. In der Mauer lassen vereinzelt gemauerte Nischen - am Park von Palais Schaumburg drei Stichbogennischen -, Öffnungen und Spuren von Öffnungen auf Lagerräume, Durchgänge, Treppenaufgänge auf die Anbindung der Gärten und auf frühere gewerbliche Nutzungen schließen. Unmittelbar auf oder aus der Mauer entwickelt sitzen bisweilen gemauerte Pavillons, gedeckte Freisitze, eine Pergola oder auch Grotten als Gestaltungselemente und Eckpunkte der Parkanlagen mit Sichtbezug auf den Rhein und das Siebengebirge. Im Bereich des Regierungsviertels liegen heute noch drei Boots- und Vereinshäuser an der Promenade mit zugehörigem Anlegesteg: das Vereinshaus des Akademischen Rudervereins am Bundeshaus, das Bootshaus des Bonner Ruderclubs Rhenus und das Bootshaus der ATV Gotha Suevia. Die beiden zwischen Adenauerallee und Rheinufer rechtwinklig angelegten Verbindungsstraßen Kaiser-Friedrich-Straße und Tempelstraße münden über aufwändige Treppenanlagen in den Uferbereich. Die gestalteten Straßenköpfe sind städtebaulich Übergangsglieder zum Rhein und architektonisch Akzente der Promenadenmauer. Vergleichbar ist nördlich des Regierungsviertels der Kopf der Schaumburg-Lippe-Straße ausgebildet. Die Promenade wird von Bäumen begleitet; Sitzbänke am Ufer laden mit Blick auf den Rhein und auf das Siebengebirge zum Verweilen ein. Im Bereich der südlich anschließenden Rheinaue wird der Geländeanstieg durch die fließend zur Promenade überleitenden Modellierung der Parkoberfläche aufgenommen.
Zusammenfassend reihen sich an der Promenade für die Wassernähe charakteristische Bauwerke, wie Ruderhäuser, Anlegestege, die Reste des Trajekts, die Brücke. Bepflanzung begleitet einerseits die Promenade, nimmt aber auch Bezug auf Gartenmauern, Pavillons und Grotten. Einzelne Baumkronen ragen über die Promenade. Als Teil der jeweiligen Gartenarchitektur grenzen sie die Gartenräume ab, rahmen den Blick aus den Gärten in die Landschaft oder von außen auf das Bauwerk und sind seitlicher Sichtschutz zum Nachbargrundstück.
Die Rheinpromenade am südlichen Stadtrand von Bonn und im Norden von Bad Godesberg ist ein überleitendes, verbindendes, begleitendes städtebauliches Element zwischen den dem Rhein zugewandten Gärten, dem sich zum Ufer öffnenden Rheinauenpark und dem Fluss selbst. Sie ist Teil der Stadterweiterung und gestalterisches Element der Silhouette.
(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2005)
Internet rheinische-geschichte.lvr.de: Wilhelm Spiritus (1854-1931), Oberbürgermeister von Bonn (1891-1919) (abgerufen 05.03.2014) stadtplan.bonn.de: Online-Stadtplan und Straßenverzeichnis der Bundesstadt Bonn (abgerufen 17.03.2022)
Literatur
Berres, Frieder (1999)
2000 Jahre Schiffahrt am Siebengebirge. In: Königswinter in Geschichte und Gegenwart 6, S. 20 ff. Königswinter.
Höroldt, Dietrich (1969)
Die baugeschichtliche Entwicklung der Stadt Bonn 1815-1945. In: Bauen im Bonner Raum 49-69, S. 18. Düsseldorf.
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