Kommern ist ein historisches Dorf um die katholische Pfarrkirche St. Severin. Neben der Kirche ist das Schloss angesiedelt, das bis 1794 Sitz des Arenbergischen Amtmanns der Reichsherrschaft Kommern war. Wesentlich für die Ortsentwicklung war der Bleibergbau.
Siedlungsgeschichte Kommern wurde 1229 erstmals urkundlich erwähnt. Der Anlage des Ortes erfolgte entlang des Bleibachs, ausgehend von einem Fronhof, der später zur Burg Kommern wurde. Kommern erhielt aufgrund des Abbaus und der Verarbeitung von Blei wirtschaftliche Bedeutung. Das Straßensystem ist weitgehend erhalten.
Kommern blieb auch von Kriegszerstörungen und Bränden verschont, so dass sehr viele der mehr als 400 Jahre alten Gebäude noch vorhanden sind. Insbesondere der geschlossene Bestand an gut erhaltenen Fachwerkhäusern des 17., 18. und 19. Jahrhunderts ist bemerkenswert. Zumeist handelt es sich um mehrteilige Hofanlagen mit dahinter gelegener quer ausgerichteter Scheune im ehemaligen Übergang zur Feldflur. Darüber hinaus gibt es Bruchsteinhäuser aus den Jahren 1780-1850 (z.B. Pastorat und ehemaliges Rathaus) und in den Randlagen Backsteinhäuser, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurden. Die gesunkene wirtschaftliche und politische Bedeutung seit den 1950er Jahren trug dazu bei, dass wenige Veränderungen durchgeführt wurden. Der Ort nahm eine zentrale Stellung im arenbergischen Territorium ein und hatte den Anspruch eines reichsherrschaftlichen Verwaltungsmittelpunktes, was heute noch erkennbar ist. Die Denkmalbereichssatzung trat 1990 in Kraft. Kommern ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Historische Ortskerne in NRW. Nur wenige hundert Meter vom Ortskern entfernt befindet sich das Freilichtmuseum des LVR.
Flursystem In Kommern herrschte wie in weiten Teilen von Eifel und Eifelvorland die Realteilung, was zur Zersplitterung der landwirtschaftlichen Parzellen führte. Die Bewirtschaftung erfolgte im Flurzwang. Hierdurch waren der Bearbeitungszeitpunkt und die Fruchtfolge festgelegt. Die immer gleichartige Landnutzung führte noch schneller zu Bodenermüdung, so dass Brachejahre eingeschoben werden mussten. Üblich waren zunächst zwei Zelgen (Anbaujahr / Brachejahr), in der späteren Dreifelderwirtschaft (im 18. Jahrhundert) wechselten sich Wintergetreide, Sommergetreide und Brache ab. Die Dreifelderwirtschaft und das Zelgensystem befanden sich zur Zeit der Urkatasteraufnahme bereits in der Auflösung. Arrondierungen konnten bedingt durch Kauf, Tausch oder Pacht aneinandergrenzender Parzellen erfolgen.
In der preußischen Zeit wurden Zusammenlegungen herbeigeführt, in Kommern betraf das den Zeitraum 1896-1902. Es gab Mindestgrößen für die neu entstehenden Parzellen, und die Erschließung durch Wege musste gesichert sein. Die Zahl der Parzellen verminderte sich von 6.838 auf 1.513. Die moderne Flurbereinigung erfolgte 1954, damit verbunden war die Auslagerung von Höfen. Dadurch sollte sich die Erreichbarkeit der möglichst großräumigen Anbauflächen verbessern. Viele ehemalige Flurnamen gingen im Rahmen der Urkatasteraufnahme verloren. Einige wurden später als Straßennamen wieder aufgegriffen.
1829 betrug der Anteil der Ackerfläche am Gemeindegebiet 42 %. Das Ackerland war überwiegend nicht sehr fruchtbar, die Zuordnung zu Bodengüteklassen war: 1 (4,74 %; beste Klasse), 2 (19,39 %), 3 (43,03 %) und 4 (23,70 %), 5 (9,12 %). Die landwirtschaftlichen Erträge reichten zur Versorgung der Bevölkerung nicht aus. In der Bevölkerung gab es allerdings auch einen hohen Anteil an Menschen, die anderen Beschäftigungen nachgingen. Die besten Böden lagen in der Nähe der Orte. Diese Flächen wurden vermutlich auch zuerst genutzt. Die Heuernte konnte in der Regel nur einmal jährlich eingefahren werden (Ausnahme: Der Flurname „Grummetsbenden“ bei Schaven bzw. bei Katzvey deutet auf zweite Ernte hin). Auf der Wiese oberhalb der Kommerner Mühle gab es 1785 eine Vergiftung des Viehs durch Bleierze, die über den Bleibach aus den Schlämmereien im Mühlenthal und bei Roggendorf und Strempt auf die Wiesen gelangten. Dies war offenbar kein Einzelfall. Gärten und Obstwiesen gab es entweder direkt angrenzend an das Hofareal oder in der Landschaft. In diesem Fall wurden mehrere Gartenparzellen gemeinsam von einer Hecke umgeben, um das Vieh abzuhalten. Die Brachen, Triften und Heideflächen wurden als Hutungen genutzt. Bis ca. 1860 erfolgte der Übergang zur Stallfütterung.
Die großen Allmendeflächen, vor allem auf den Hochflächen und Kuppen, wurden zwischen 1760 und 1855 in Privatbesitz aufgeteilt. Das Urkataster teilte den Wald verschiedenen Güteklassen zu: 1 (5,0 %; beste Klasse), 2 10,7 %), 3 (34,9 %) und 4 (49,4 %). Der Übergang vom Wald, der überwiegend als Niederwald ausgebildet war, zur Heide war fließend. Die Förderung von Bleierz begann bereits durch die Römer. Im Mittelalter wurde Erz in bescheidenem Ausmaß und im Eigenlöhnerbetrieb abgebaut. Die Fürsten von Arenberg intensivierten den Abbau durch die Vergabe von Konzessionen an große Firmen, z.B. 1629 an Johann Meinertzhagen aus Köln gemeinsam mit zwei weiteren Kaufleuten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es mehrere große Firmen und nur noch einen Eigenlöhnerbetrieb. Seitdem gab es große Fortschritte im technischen Bereich (z.B. Wasserpumpen, dampfkraftbetriebene Förderungsanlagen). Der Bergbau verlagerte sich im 19. Jahrhundert zunehmend nach Mechernich. Nach Errichtung des Bahnanschlusses dort 1867 löste Mechernich Kommern als Bergbauzentrum vollständig ab. 1784 wurde ein jährlicher Markt eingerichtet, der jeweils am Severinstag (23.10) bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts stattfand.
Erhaltene historische Substanz Kommern ist ein herausragendes Beispiel für ein zusammenhängendes mittelalterliches Fachwerk-Ensemble. Der Erhaltungszustand ist überwiegend gut. Das älteste erhaltene Haus ist von 1548 und wird heute als Pflegeheim „Sonnenhof“ genutzt. Der Straßenverlauf im historischen Ortskern ist persistent. Der Ort war bedeutend und wohlhabend durch den Silber- und Bleibergbau. Im Ortskern gibt es noch Höfe. Der historische Becherhof befindet sich in der Umgebung des Ortskerns. Neben der zentral erhöht stehenden Pfarrkirche befindet sich das Schloss, umgeben von einem Park mit altem Baumbestand. In Kommern findet jährlich im Oktober seit ca. 1987 ein historischer Handwerkermarkt mit Kirmes statt.
Hinweise Das Objekt „Historischer Ortskern Kommern“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches „Kommern“ (Kulturlandschaftsbereich Köln 243). Der historische Ortskern Kommern war KuLaDig-Objekt des Monats im März 2016.
Kommern. Eine Dokumentation aus Anlaß der 750 Jahrfeier. (Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern, 16.) Köln.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 151-153, Köln.
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