Denkmalbereich „Mechernich - Kommern“

Kommern-Ortskern

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Mechernich
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 36′ 39,34″ N: 6° 38′ 44,26″ O 50,61093°N: 6,64563°O
Koordinate UTM 32.333.425,82 m: 5.609.205,73 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.545.743,23 m: 5.608.563,75 m
  • Der entlang der Straße "Im Hofpesch" durch den Ort Mechernich-Kommern fließende Bleibach (2020).

    Der entlang der Straße "Im Hofpesch" durch den Ort Mechernich-Kommern fließende Bleibach (2020).

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    Franz-Josef Knöchel
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  • Luftaufnahme von Kirche und Burg / Schloss in Mechernich-Kommern (2015).

    Luftaufnahme von Kirche und Burg / Schloss in Mechernich-Kommern (2015).

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Kommern, Ortsteil der ehemaligen Erzbergbaustadt Mechernich, gehört zu den wenigen intakten, beschaulich anschaulichen Fachwerkdörfern im Voreifelland.

Fachwerkbaukunst und -tradition hat sich hier über 400 Jahre erhalten und weiterentwickelt, zahlreiche Gebäudegruppen im Ort veranschaulichen diese Handwerkstechniken wie in einem Lehrbuch. Überdies erläutern und beschreiben die unterschiedlichen Gehöftformen und Gebäudetypen anhand ihrer Formensprache und Materialausstattung die soziale und kulturelle Entwicklung im Ort, ausgelöst durch politische und ökonomische Randbedingungen.

Die Abgrenzung des Denkmalbereichs von Kommern umschließt die historischen bebauten Straßenzüge und die dazugehörigen Freiflächen. Dieser Siedlungszusammenhang ist weitgehend mit der 1893 erfolgten Preußischen Katasteraufnahme identisch. In der darauffolgenden Zeit fand keine nennenswerte Bautätigkeit statt, erst in der Nachkriegszeit der 1950er Jahre wurden im Ortskern Baulücken geschlossen: weltläufige Einfamilienhausgebiete entstanden jedoch an den Randzonen des alten Dorfkerns.

Dank der 500-jährigen umsichtigen und fürsorglichen Herrschaft der Grafen, Fürsten und später Herzöge von Arenberg blieb Kommern, eingebunden in seine zugehörigen umliegenden Dörfer, Zentrum einer weitgehend friedlichen Enklave im Spannungsgebiet territorialer Auseinandersetzungen zwischen dem Herzogtum Jülich und dem Herrschaftsbereich der Kölner Erzbischöfe. Weder bedeutende Naturkatastrophen noch Feuersbrünste schmälerten die bauliche Substanz. Selbst den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges entging der Ort weitgehend, so dass 93 Prozent des Vorkriegsbestandes unbeschadet blieb. Frühestes, heute noch erhaltenes Bauzeugnis ist der Wohnturm aus dem 15. Jahrhundert einer später erweiterten Burganlage in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche. Die übrige Bebauung im Ort spiegelt die ländliche Bauweise vom 16 bis 19. Jahrhundert wider. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts wurden im Ort überwiegend mehrteilige Fachwerkhofanlagen, meist dicht aneinandergereiht, entlang der Dorfstraße errichtet. Während die Wohnhäuser mit ihren Hofeinfahrten das Straßenbild prägen, stellen die rückwärtigen, quergelagerten Scheunen den Übergang in die freie Feldflur dar. Die ältesten Fachwerkhäuser entstanden seit dem frühen 17. Jahrhundert und folgen dem Typus der Ständerbauweise mit durchgezapften, im Obergeschoss oftmals eingehälsten Bundbalken, bei breitrechteckigen, liegenden Gefachen. Das Dach ruht auf einem sogenannten Krummsäulenstuhl, um im Dachraum eine größtmögliche Raumausnutzung zu gewährleisten. Repräsentative, giebelständige Gebäude setzen dieser ausschließlich vom Tragverhalten bestimmten Fachwerkkonstruktion zur Straße hin ein strebenloses, engmaschiges Schaufachwerk entgegen, das überdies, in Stockwerksbauweise angelegt, das Obergeschoss auf Knaggen und Bügen vorkragen lässt. Besonders anschauliche Beispiele, ausgestattet mit Schnitzerei oder auch einem Schwebegiebel, haben sich in den Häusern Kölner Straße 9 (1613), Kölner Straße 37 (1702) und Mühlengasse 12 (1668), als traufenständige Anlagen insbesondere in der Kölner Straße 17 und 18 (2. und 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts) erhalten. Ausweis der ältesten um 1600 entstandenen Fachwerkbaukörper sind die großen, überblatteten Schwertungen an den Gebäuden der Kölner Straße 24 und 29. Typische Stockwerksbauten sind in Kommern vor dem 18. Jahrhundert weniger verbreitet. Der Wandel von der Ständerbauweise hin zur Stockwerksverzimmerung setzt erst in der Mitte des 18.Jahrhunderts ein, die charakteristischen Vorkragungen des Obergeschosses sind weniger ausladend, sie liegen nur noch auf reich profilierten Balkenköpfen auf.

Bruchsteinbauten treten - abgesehen von der im Kern dem 15. Jahrhundert entstammenden Burg und der 1759 errichteten alten Schule - erst spät in Erscheinung. Den Anfang setzt das Gebäude Mühlengasse 57 (1780), gefolgt 1806 von der sehr aufwendig gestalteten Anlage des Pastorats in der Gielsgasse und dem Kommerner Rathaus von 1851. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, mit dem verstärkt einsetzenden Erzbergbau, zeichnen sich die ersten in Backstein ausgeführten Wohnhäuser ab. Ausdruck industriellen Aufstiegs sowie herrschaftlichen Anspruchs der Bergbaubesitzer, die in dieser Zeit die Burg Kommern übernehmen und nach französischem Vorbild neubarock überformen, sind äußerst aufwendige, mehrflügelige Gutshöfe, von denen sich der Burghof (1878/79) und der Becherhof (1879/80) erhalten haben, sowie der Bau des Josefshauses (1885/99). Überdies zeugen für den wachsenden Wohlstand der Kommerner Bevölkerung der Neubau der Kirche (1857-88) und die neue Schule (1880-82). Einfache Arbeiter- und Handwerkshäuser in Backsteinbauweise finden sich demgegenüber verstärkt in Randzonen, in den Fortsetzungen der alten Straßenzüge.

Trotz verschiedener baulicher Eingriffe der Neuzeit blieben das Gesamterscheinungsbild und der Grundriss einer Dorfsiedlung einschließlich der Bausubstanz des 17., 18. und 19. Jahrhunderts erhalten. Historische Kontinuität, die sich in der vielschichtigen Bebauung ausdrückt, und auch das heute vorhandene Bewusstsein für die Besonderheiten und Qualitäten dieses Wohnortes sind günstige Voraussetzungen für die Akzeptanz einer Denkmalbereichssatzung als Erhaltungsinstrument in der Bürgerschaft.

Die Satzung trat 1990 in Kraft. Seitdem gehört Kommern der Arbeitsgemeinschaft Historische Ortskerne in NRW an.

(Oktavia Zanger, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)

Literatur

Firmenich, Heinz (1980)
Stadt Mechernich. (Rheinische Kunststätten, Heft 235.) Neuss.
Hähnel, Joachim; Link, Rita; Militzer-Schwenger, Lisgret; Zippelius, Adelhart (1979)
Kommern. Eine Dokumentation aus Anlaß der 750 Jahrfeier. (Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern, 16.) Köln.
Leduc, Norbert (1981)
Kommern: ein ortskundliches Lexikon. 2: L-Z. (Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums 15.) Köln u. Bonn.
Leduc, Norbert (1979)
Kommern: ein ortskundliches Lexikon. 1: A-K. (Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums, 14.) Köln u. Bonn.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 151-153, Köln.
Renard, Edmund / Clemen, Paul (Hrsg.) (1900)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Euskirchen. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 4.4.) Düsseldorf.

Denkmalbereich „Mechernich - Kommern“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Kölner Straße
Ort
53894 Mechernich - Kommern
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung

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„Denkmalbereich „Mechernich - Kommern“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-26613-26022017-265420 (Abgerufen: 23. April 2024)
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