Historische Gestaltung
Der Park selber hat sich im Laufe der Jahrhunderte in seinem Erscheinungsbild stark gewandelt. Besonders die Wegeführung und der Baumbestand haben große Veränderungen durchlaufen, sodass heute nur noch wenig mit der ursprünglichen Planung übereinstimmt. In der südöstlichen Ecke des Parks befindet sich eine künstliche Erhöhung, auf der ursprünglich ein Sitzplatz angelegt war. Dieser war von einer Hecke umgeben, die lediglich in Richtung des Rheins eine Öffnung besaß, sodass vom Hügel aus ein ungestörter Blick über den Rhein auf den damals noch im Bau befindlichen Dom möglich war.
Von dieser Ecke aus führte ein Weg parallel zum Rhein in Richtung Schloss und ein weiterer diagonal durch den Park in Richtung Kapelle. Beide Wege führen auch heute noch so über das Gelände.
Zwei weitere Andenken an die ursprüngliche Gestaltung des Schlossparks bilden zwei kleine Rondelle. Das eine, ein Platanenrondell, befindet sich östlich des Eingangs. Es markierte früher die Aufspaltung des Weges in drei Richtungen, an welcher sich Bänke mit Blickrichtung zum Schloss befanden. Das Linden-Rondell liegt an zentraler Stelle im Park. Es ist heute nur noch schwer zu erkennen, da die Anzahl der Bäume im Laufe der Zeit stark abgenommen hat.
Um das Schloss mit dem Ort Stammheim zu verbinden wurde eine Lindenallee angelegt. Auch heute existiert an gleicher Stelle eine Allee, die Bäume wurden aber erst kürzlich gepflanzt, da der alte Baumbestand morsch wurde und eine Gefährdung der Parkbesucher darstellte. Alte Bäume befinden sich zwischen Studentenwohnheim (ehemaliger Standort des Schlosses) und dem Rhein. Sie haben zum Teil einen Stammumfang von bis zu 5 Metern und stammen aus den Anfangszeiten des Parks. Sie sollten mit besonderer Sorgfalt geschützt werden, da sie zahlreichen Vogelarten als Lebensraum dienen und mit ihrem Nahrungsangebot das Überleben sichern. Damit zählen sie zu den ältesten Gehölzen der Anlage und stehen zum Teil unter Denkmalschutz. Die meisten anderen der alten Bäume wurden während des Krieges zerstört, in der Nachkriegszeit als Brennholz verwendet oder in den 50er Jahren im Rahmen einer Umgestaltung entfernt. An anderer Stelle wurden neue Gehölze angepflanzt, die dem Originalzustand nicht entsprachen. Nadelgehölze breiteten sich aus und neu hinzugepflanzte Laubgehölze, zum Großteil Roteichen, zerstörten einige der von Weyhe erdachten Blickachsen.
Heutiger Zustand
Lange nicht mehr im Besitz des Kölner Adels ist die nun öffentliche Parkanlage seit 2002 auch Ausstellungsort für moderne Kunst. Eines der Kunstwerke (aus der Ausstellung von 2014) überträgt Bilder von fünf Kameras, die das Vorgehen in Nistkästen im Park filmen, auf eine Wand an der U-Bahnstation Breslauer Platz.
Angrenzend an das Studentenwohnheim, in der nördlichen Ecke des Parks, befindet sich eine alte Streuobstwiese. Hier stehen junge Bäume neben ungefähr 50 Jahre alten Exemplaren. Da sie alle über längere Zeit hin nicht oder schlecht gepflegt wurden, befinden sie sich in mäßig-gutem Zustand. Die Wiese gehört zu der Naturstation, die dort vor kurzem errichtet wurde und ist daher nur zu deren Öffnungszeiten zu betreten.
In den überwiegend heimischen Baumarten, die im Park Verwendung gefunden haben leben um die 40 verschiedene Vogelarten, darunter auch die bekannten Zuwanderer, die Alexander- und die Halsbandsittiche. Am Boden, im Laub versteckt, entdecken aufmerksame Beobachter zahlreiche verschiedene Täublinge. Diese außergewöhnlich artenreiche Pilzgattung ist für unsere Wälder ein unverzichtbarer Bestandteil, da sie pflanzliches Material abbauen und es somit den Tieren und Pflanzen wieder neu zur Verfügung stellen.
Hinweis
Das Objekt „Schlosspark Stammheim“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Flittarder Rheinaue, Schlosspark Stammheim (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 343).
(Hannah Brüggemann, NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, 2014)
Quelle
Persönliches Gespräch mit Herrn Manfred Hebborn über Geschichte und Flora des Stammheimer Schlossparks, 23.01.2014.