Ausschnitt aus der Stadtansicht von Arnold Mercator (1570/71).
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Figur des Arnold von Siegen am Rathausturm in Köln (2009)
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Siegen-Altar von Bartholomäus Bruyn d. Ä. und Kölner Meister (um 1540).
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Arnold-von-Siegen-Straße vor der Privatkirche Sankt Gregorius in der Kölner Altstadt/Süd (2025).
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Ehemaliger Standort des Anwesens von Bürgermeister Arnold von Siegen am Kölner Holzmarkt (2025).
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Ausschnitt aus der Stadtansicht von Arnold Mercator (1570/71). Zentral ist der Holzmarkt mit dem anliegenden Anwesen des Bürgermeisters Arnold von Siegen zu erkennen. Im linken Bereich ist die Nordseite der Rheinauinsel zu sehen, zeitgenössisch auch "Werthchen" genannt.
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Figur des Arnold von Siegen am Rathausturm in Köln (2009). Der Bildhauer war vermutlich Wilhelm Albermann.
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Bartholomäus Bruyn d. Ä. und Kölner Meister um 1540, Siegen-Altar: Die heilige Helena und Heinrich mit Stifter Arnold von Siegen und seinen vier Söhnen Rückseite: Ecce Homo, um 1540, Bayerische Staatsgemäldesammlungen (als Dauerleihgabe im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg).
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Bartholomäus Bruyn der Ältere, Bayerische Staatsgemäldesammlungen / CC BY-SA 4.0
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Arnold-von-Siegen-Straße vor der Privatkirche Sankt Gregorius in der Kölner Altstadt/Süd (2025).
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Ehemaliger Standort des Anwesens von Bürgermeister Arnold von Siegen am Kölner Holzmarkt (2025). Später wurde das Bürgermeisterhaus zu einem Armenhaus umgenutzt, bevor es schließlich 1838 abgerissen wurde.
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Wenn der Reiseschriftsteller Karl Riesbeck im Jahr 1784 beim Anblick der Reichsstadt Köln die Pracht der unzähligen Sakralbauten anführt (Looz-Corswarem 1984, S. 39f), hat er womöglich auch das ehemalige Anwesen der Bürgermeisterfamilie von Siegen für ein Kloster- oder Kirchengebäude gehalten. Der fürstlich anmutende Bau am Rhein war nicht nur markanter Blickfang auf vielen historischen Ansichten der Rheinmetropole, sondern zeitweise sogar Kaiserdomizil und schließlich Refugium für arme Menschen.
Lage und Objektgeometrie Das vom mehrmaligen Bürgermeister und Kaufmann Arnold von Siegen (ca. 1490-1579) errichtete Bürgermeisterhaus ragte an der Ecke Kleine Witschgasse / Holzmarkt über den Marktständen der Holzhändler empor. Es stand gegenüber der am Rhein entlang laufenden Stadtmauer, auf deren anderer Seite sich die Holzwerft und der nördliche Abschnitt der Rheinauinsel, genannt „Werthchen“, befand. Das Anwesen war dem Schreinsbezirk Airsbach (auch Oversburg genannt) sowie der Pfarre Sankt Johann Baptist zugehörig. Später besaß das Gebäude die Hausnummer 49, welche die Nachfolgebauten bis heute übernommen haben (so die heutige Tankstelle). Eine eindeutige, originalgetreue Einzeichnung des historischen Bürgermeisterhauses ist durch die spätere Entstehung neuer Straßen und Gebäudekomplexe sowie die Umnutzung und Umgestaltung des Holzmarktes nur ungefähr möglich. Zudem kaufte der städtische Rat mit der Einrichtung des Armenhauses im Jahr 1697 weitere anliegende Reihenhäuser an.
Der Siegenhof als Bürgermeisterhaus Arnolds Familie war bereits vor ihrer Einwanderung und Einbürgerung in die Reichsstadt Köln durch den Stahlhandel in Siegen wohlhabend geworden. Zwar war sein Onkel Tillmann der erste der Siegen'schen Familie, der das Bürgermeisteramt in Köln bekleidete, der bekannteste und einflussreichste jedoch sollte Arnold werden. Er wurde 1529 das erste Mal in das Bürgermeisteramt gewählt und bis 1563 getreu der oligarchischen Strukturen des Kölner Magistrats alle drei Jahre wiedergewählt. Insgesamt bekleidete Arnold zwölf Mal das höchste Amt der Reichsstadt. Aufgrund seines diplomatischen Geschicks war er auch außenpolitisch aktiv, vertrat seine Heimatstadt auf Reichstagen und hatte mehrere Audienzen bei Kaiser Karl V. Dieser schlug den Kölner 1527 zum Ritter vom Goldenen Vlies und ernannte ihn zum kaiserlichen Rat. Um seiner politischen Stellung gerecht zu werden, ließ Arnold von Siegen ab 1528 ein prächtiges Stammhaus am Kölner Holzmarkt errichten. Das Anwesen vereinigte mehrere Häuser zu einem Hof, der auch Siegenhof oder Arnoldshof genannt wurde. Es zählte mit seiner stattlichen Fassade, spitzbogigem Tor und Zinnen sowie einem hohen achteckigen Treppenturm zu einer der bekanntesten Bauten der Stadt. 1541 wurde der Bau anlässlich des Besuchs von Kaiser Karl V. fertiggestellt. An der Fassade und dem Treppenturm waren mehrere Reichswappen angebracht, welche die Verbindung der Familie zum Kaiserhof in aller Öffentlichkeit demonstrierten (Jansen 2024, S. 352). Die gute Verbindung zum Kaiserhof wurde nochmal deutlicher, als Karl V. bei zwei Besuchen der Stadt (1548 und 1550) sein Quartier in Arnolds Wohnsitz bezog. Auch der nachfolgende Kaiser Ferdinand I. stieg im Stammhaus am Holzmarkt 1556 ab. Weitere Gäste waren die spanische Königin Anna von Österreich, Gemahlin von Philipp II., sowie Herzogin Antonie von Lothringen, Gemahlin von Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg.
Der gleichnamige Sohn Arnolds erweiterte im Jahr 1579 das Haus um einen zweiten Turm im Innenhof, der eine das Stadtbild prägende Landmarke in mehreren historischen Ansichten und Karten wurde (vgl. Abb. Mercatorplan). Die Architektur des Hofes orientierte sich an niederländischen Vorbildern, woraus sich nachfolgend ein eigener „Kölner Stil“ entwickelte, der nach dem Bau viele weitere Anwesen wohlhabender Bürger der Stadt beeinflusste. Die Monumentalität des Anwesens fand sogar Eingang in die Beschreibung vnd Contrafactur der vornembster Stät der Welt von Georg Braun und Frans Hogenberg, beides Zeitgenossen Arnolds, was nochmals deutlich auf die überregionale Bekanntheit des Baus hinweist: „Gleicher schöne ist das hauß des Strengen Edln vnd Weisen Herrn Arnoldi von Siegen / des ältesten Ritters vnd Keyserlicher Maiestat Rhat / welchs hauß am Rhein gelegen / ist so gewaltig groß weit vnd schön / das es für Keysere / Könige / und andere Fursten / deren auch viel vnnd offt ihren hofläger alhie gehalten haben / eine bequeme behaussung vnd pleiplatz ist.“ (Braun, Hogenberg und Novellanus 1574, S. 39)
Wohl wegen wirtschaftlicher Interessen und einem Zerwürfnis mit dem Kölner Rat kandidierte Arnold von Siegen ab 1564 nicht mehr für das Bürgermeisteramt und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Er starb 1579. Viele der Nachkommen des streng am Katholizismus festhaltenden Arnold wandten sich dem Protestantismus zu, so auch sein Sohn Hieronymus. Nachdem dieser eine Versammlung aus Mitgläubigen im Siegen'schen Stammhaus abgehalten hatte, schloss der Magistrat das Haus schließlich. Einige Jahrzehnte später, im Jahr 1673, kaufte der Ratsherr Hermann von Birken, genannt Strunden, das Anwesen. Sein Sohn veräußerte es 1697 wiederum an den Rat, der daraufhin eine Umnutzung des Hofes einleitete.
Von Rittern zu Bettlern - Das neue Armenhaus am Holzmarkt Im ehemaligen Bürgermeisterhaus schliefen ab 1697 keine Kaiser und Könige mehr, sondern bedürftige Menschen. Auf dem Großteil des Geländes richtete der Rat das erste städtische Armenhaus ein. Zur Trennung von Frauen und Männern wurde ein Jahr später ein Nebenhaus erworben, bis 1725 entstanden zudem weitere sechzehn zugehörige Zinshäuser in der Kleinen Witschgasse. Das Hauptgebäude verfügte über einen geräumigen Lichthof, eine Kapelle sowie einen Nutz- und einen Weingarten.
Anders als in den bisherigen geschlossenen Armeneinrichtungen, in denen teilweise nur zwölf Bedürftige Platz gefunden hatten, war die neue Stätte darauf ausgelegt, für einen größeren Personenkreis Sorge zu tragen. Im Jahr 1795 befanden sich 71 Männer und 85 Frauen in der Armenpflege am Holzmarkt, die im Vergleich zu anderen Einrichtungen qualitativ überdurchschnittlich ernährt wurden (Finzsch 1990, S. 126). Aufgrund der hohen Anzahl Bedürftiger, experimentierten die Ratsherren mit der Fürsorge. So entwickelte sich das Armenhaus sukzessive zu einer Mischinstitution aus Hospital, Korrektions- und Waisenhaus sowie Gefängnis. Auch wurden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durchgeführt, wie die Bearbeitung von Rohgestein, aus dem später Mörtel hergestellt wurde. Zudem durften auf Bitten des Armenhauses bereits ab 1700 auch nicht in Köln geborene kranke und schwache Bettler in die städtische Einrichtung aufgenommen werden. Diese wurden vormals als bettelndes „herrenloses, müssiges Gesindel“ stigmatisiert, bestraft und ausgewiesen (Wagner 2006, S. 29f).
Insbesondere im Vergleich mit anderen rheinischen Städten, wie etwa Bonn, wo die Bedürftigen recht kärglich in Hütten an der Stadtmauer untergebracht wurden, erwies sich die Unterbringung im ehemaligen Siegenhof als erfolgreicher Sonderweg im Rheinland. Köln überstand das 18. Jahrhundert ohne größere Anzahlen von Hungertote und Revolten der Armen, was nicht zuletzt auf den Pragmatismus von Stadtrat und Großarmenhaus zurückzuführen ist (Schwerhoff 2017, S. 340; Dreßen 2024, S. 189-192). Das Armenhaus wurde im Jahr 1797 nach der Einnahme Kölns durch Frankreich geschlossen. Die städtische Fürsorge wurde von da an zentral im Minoritenkloster weitergeführt.
Das Anwesen nach der reichsstädtischen Zeit Am 19. März 1836 erwarb der spätere preußische Ministerpräsident Ludolf Camphausen (1803-1890) zusammen mit seinem Bruder August das frühere Armenhaus und Bürgermeisteranwesen für 14.250 Taler. Sie verhandelten den Bau einer Verbindungsstraße zwischen dem Holzmarkt und der Follerstraße, weswegen auch der alte Siegensche Hof nach knapp 300 Jahren Pracht und Caritas abgerissen wurde. An der neu entstandenen Rheinaustraße führten die Gebrüder Camphausen ihren Fruchthandel und machten auch aus dem Verkauf der Grundstücke Profit.
Heute befindet sich am ehemaligen Standort des Bürgermeisterhauses eine Total-Tankstelle. Überreste des Arnoldshofes finden sich nur noch ideell in nachträglichen Ehrungen Arnolds von Siegen, wie in der Arnold-von-Siegen-Straße oder im Arnold-von-Siegen-Brunnen. Diese befinden sich nahe der Kirche Sankt Johann Baptist, deren größter Stifter der ehemalige Bürgermeister im 16. Jahrhundert war. Die vielseitige Geschichte des Gebäudes, das vormals wegen seiner Pracht überregional bekannt sowie für Kaiser und Könige, aber später vor allem auch für Arme bedeutend war, ist heute in der städtischen Öffentlichkeit jedoch weitgehend unbekannt.
(Samuel Dreßen, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)
Quelle Georg Braun, Frans Hogenberg, Simon Novellanus: Beschreibung vnd Contrafactur der vornembster Stät der Welt, Band 1, Köln 1574, online unter digi.ub.uni-heidelberg.de (abgerufen 22.09.2025).
Arntz, Ludwig; Neu, Heinrich; Vogts, Hans / Clemen, Paul (Hrsg.) (1937)
Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 7.3, Ergänzungsband.) Düsseldorf.
Dreßen, Samuel (2024)
"Gute Policey" zwischen Fürsorge und Repression. Bettel- und Armenordnungen im Rheinland des 18. Jahrhunderts. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 227, S. 167-194. o. O.
Finzsch, Norbert (1990)
Obrigkeit und Unterschichten. Zur Geschichte der rheinischen Unterschichten gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Stuttgart.
Fuchs, Peter (Hrsg.) (1991)
Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, Von 1400 bis zur Gegenwart. S. 127, Köln.
Irsigler, Franz; Lassotta, Arnold (2010)
Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker. Außenseiter in einer mittelalterlichen Stadt, Köln 1300-1600. (dtv 30075.) München.
Jansen, Markus (2024)
Die Stadt der Ritter. Kriegerische Habitusformen der Elite der spätmittelalterlichen Stadt Köln. (Stadt und Gesellschaft 11.) Köln.
Looz-Corswarem, Clemens von (1984)
Die Reichsstadt Köln im 18. Jahrhundert. Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. In: Geschichte in Köln 15, S. 37–63. Köln.
Schwerhoff, Gerd (2017)
Köln im Ancien Régime. 1686–1794. (Geschichte der Stadt Köln 7.) Köln.
Wagner, Alexander / Schmidt, Sebastian; Aspelmeier, Jens (Hrsg.) (2006)
Armenfürsorge in (Rechts-)Theorie und Rechtsordnungen der frühen Neuzeit. In: Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit, (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 189.) S. 21-59. Stuttgart.
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Empfohlene Zitierweise
Samuel Dreßen: „Bürgermeisterhaus des Arnold von Siegen in Köln”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356584 (Abgerufen: 4. Dezember 2025)
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