Drachenfelser Kutschenweg und Verschönerungsweg im Siebengebirge

Lindenallee des VVS, Drachenfelser Straße

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 40′ 17,98″ N: 7° 13′ 23,73″ O 50,67166°N: 7,22326°O
Koordinate UTM 32.374.452,83 m: 5.614.819,38 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.586.516,85 m: 5.615.835,14 m
Ohne die Aktivitäten des bereits 1869 gegründeten Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) wäre das Siebengebirge wahrscheinlich nicht das, was es heute ist: Eines der ersten Naturschutzgebiete Deutschlands. Ziel des Vereins ist zunächst die Förderung des Tourismus. Dazu gehört nach Satzung auch die Herstellung und Unterhaltung von Wegen zur besseren Erschließung des Siebengebirges. Bislang dienen die Wege im Siebengebirge in erster Linie dem Abtransport von Steinen und Holz und befinden sich meist in einem dementsprechend schlechten Zustand: oft tief schlammig und zerfahren.

Kutschenweg, Drachenfelser Straße / Weg
Geplant werden nun breite Fahrstraßen, die auch mit Kutschen genutzt werden können. Als erstes entsteht 1872 der sogenannte Kutschenweg, auch Drachenfelser Straße genannt. Er zweigt auf Höhe des Wintermühlenhofs von der Talstraße ab und verläuft an den Flanken von Hirschberg und Wolkenburg bis zum „Alten Garten“ knapp unterhalb des Gipfels des Drachenfels. Erst später wird der Weg bis zum Gipfel verlängert. Die Kosten für den Ankauf der Parzellen betragen knapp 3.000 Mark.

Lindenallee, Verschönerungsstraße /-weg
1878 baut man auf dem Sattel zwischen Hirschberg und Wolkenburg einen Abzweig vom Drachenfelser Weg, der als sogenannte „Verschönerungsstraße“ über den Gertrudenhof (Milchhäuschen) bis zum Margarethenhof geführt wird. Für den Unterhalt der neuen Wege wird an der Abzweigung 1883 ein Wegewärterhaus errichtet, das spätere „Hirschberghaus“. Den neuen ebenfalls mit Kutschen befahrbaren Weg legt man als beidseitig bepflanzte Lindenallee an.
Die Wegtrasse verläuft auf der Höhe großenteils parallel zur alten, historischen Ittenbacher Straße, was in der lokalen Zeitung durchaus zu kritischen Diskussionen führt. Jedoch befindet sich die alte Straße aufgrund der Nutzung durch Steinfuhrwerke in einem sehr schlechten Zustand. Teilstücke der alten Ittenbacher Straße werden beim Bau des neuen VVS-Wegs gekappt. Die nun funktionslosen alten Trassenstücke sind heute noch oft als schmale Hohlwege im Gelände sichtbar. Hinter dem Gertrudenhof (Milchhäuschen) zeugt ein tief in den Tuff eingeschnittenes Hohlwegbündel von der historischen Bedeutung dieser Wegverbindung in das Hinterland.

Weitere Entwicklung bis heute
1878 erhält der VVS aufgrund seiner guten Verbindungen zur preußischen Regionalregierung das Recht, für den Vereinswegebau Grundstücke zu enteignen. Eine Polizeiverordnung aus dem Jahr 1897 verbietet schließlich den Steinbruchbesitzern genauso wie etwaigen Bauherren von Villen, die Vereinsstraßen für Transporte zu nutzen. Als „Bergsperre“ (Echo des Siebengebirges 1897) gerät dieses Verbot schnell in die Kritik, sorgt allerdings wirkungsvoll dafür, unerwünschten Verkehr aus dem Siebengebirge herauszuhalten. Letztendlich können nur noch die alten kommunalen Wege von jedermann genutzt werden. Das Wegekonzept des Vereins sieht schon damals eine Nutzung in erster Linie durch Wanderer und Spaziergänger vor, die Versorgung der Ausflugslokale wurde toleriert. Automobilverkehr, der nach 1910 eine immer größere Rolle spielte, sollte jedoch tunlichst verhindert werden: Eine Politik, die bis heute Bestand hat.
Die damals durch den VVS angelegte Lindenallee ist bis heute Teil einer der populärsten Wegverbindungen durch das Siebengebirge und wird vor allem an den Wochenenden durch zahllose Spaziergänger genutzt. Die landschaftsprägenden Alleebäume sind weitestgehend noch vorhanden, aufgrund von Überalterung jedoch oft in einem schlechten Zustand. Einige Bäume fehlen bereits. Heute sind die ehemals frei durch die Landschaft verlaufenden Wege des VVS zum Teil von dichten Waldflächen umgeben, die der Allee den landschaftsprägenden Charakter nehmen und den Alleebäumen das Licht rauben.

Datierung
1872 - ca. 1878

Zugang
frei, öffentlicher Weg

Hinweis
Das Objekt „Drachenfelser Kutschenweg und Verschönerungsweg im Siebengebirge“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).

(Jörn Kling, 2024)

Internet
de.wikipedia.org: Wikipedia: Hirschberg (abgerufen 8.08.2025)

Quellen
Amtsblatt Cöln, 10.4.1878
Echo des Siebengebirges: 25.5.1878
Polizeiverordnung vom 25.2.1897, 20.3.1897, 26.5.1897

Literatur

Biesing, Winfried (1980)
Drachenfelser Chronik. Geschichte eines Berges. S. 212 f, Bonn.
Bouillon, Barbara; Kling, Joern; Lamberty, Christiane (2020)
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Teil 2: Der Ofenkaulberg. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland, Band 4.) S. 92-94, Köln.
Heinen, Elmar (2009)
Angesehen und angefochten. 140 Jahre VVS. In: Verschönerungsverein für das Siebengebirge, S. 9-50.. S. 9-50, o. O.

Drachenfelser Kutschenweg und Verschönerungsweg im Siebengebirge

Schlagwörter
Ort
53639 Königswinter / Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1872 bis 1878

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Jörn Kling: „Drachenfelser Kutschenweg und Verschönerungsweg im Siebengebirge”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356216 (Abgerufen: 22. August 2025)
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