Hohlwegbündel im Rhöndorfer Tal in Königswinter

Hohlwegbündel Ittenbacher Strasse in Königswinter

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bad Honnef, Königswinter
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 40′ 22,17″ N: 7° 13′ 26,23″ O 50,67282°N: 7,22395°O
Koordinate UTM 32.374.505,06 m: 5.614.947,46 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.586.563,86 m: 5.615.965,26 m
Hohlwege
Hohlwege sind alte Wegtrassen, die sich über einen längeren Zeitraum durch Erosionsprozesse tief in die Umgebung eingeschnitten haben. Die schmalen, eisenbeschlagenen Karrenräder der damaligen Fuhrwerke dringen tief in den Oberboden ein, und vor allem bei Starkregen wird das freigelegte Erdreich schnell erodiert (weggespült). Je steiler der Wegabschnitt, umso schneller verläuft der Erosionsprozess und je länger eine Wegtrasse benutzt wird, umso tiefer können sich die Hohlwege ausbilden. Entwicklung und Morphologie hängen auch von geologischen Faktoren ab. Ein weiches Gestein wie zum Beispiel vulkanische Tuffe wird schneller erodiert als Schiefer. Beide bilden aber im Gegensatz zu jungen Sedimenten relativ stabile Böschungen aus. In harten Vulkaniten wie Basalt oder Latit werden sich hingegen kaum Hohlwege entwickeln können.
Durch Böschungsrutsche und tiefgründige Verschlammungen kann ein Hohlweg unbenutzbar werden, sodass parallel verlaufende und selbst teils kreuzende Trassen entstehen. Wichtige, stark frequentierte Wegachsen werden an steilen Wegabschnitten oft durch ganze Hohlwegbündel charakterisiert, die nach und nach über einen langen Zeitraum entstanden sind.

Lage
Viele Hohlwegtrassen im südlichen Siebengebirge sind Teil eines Hohlwegsystem, welches vom Rhein aus das Hinterland des Siebengebirges und damit die zur Grafschaft Sayn gehörende Herrschaft Löwenburg erschlossen hat. Die ab dem 13. Jahrhundert erbaute Löwenburg stellte bis in das 16. Jahrhundert den Amtssitz der Herrschaft dar und war Mittelpunkt mehrerer Wegesysteme. So führte eine Wegtrasse von Bad Honnef aus über die Höhenrücken von Augusthöhe und Dreuscheberg unter Ausbildung zahlreicher kleiner Hohlwegeabschnitte zur Löwenburg. Eine weitere Trasse verlief aus dem Hinterland von Nordosten zwischen Trenkeberg und Scherberg in Richtung Burg (Hohlwege Trenkeberg bei Rhöndorf).
Auch von Rhöndorf aus hat über lange Zeit eine Wegverbindung durch das Rhöndorfer Tal in das Hinterland bestanden. Davon zeugen noch heute im Talverlauf mehrere tief eingeschnittene Hohlwege.

Beschreibung
Ein erstes Hohlwegbündel auf Höhe des Breibergs besitzt eine Länge von 180 Metern und besteht aus drei parallelen Hauptachsen sowie kleineren Nebensträngen. Durch den mittleren Strang verläuft der heutige Wanderweg. Morphologisch am prägnantesten ausgeprägt ist der unterste Strang unweit des Bachs mit einer Tiefe von rund 7 Metern.

500 Meter weiter talaufwärts bildet die Trasse am Fuße des Ölenders abermals einen Hohlweg aus. Durch einen Hangsporn steigt der Weg hier steil an und hat sich dabei auf einer Länge von 300 Metern bis zu 6 Meter tief eingeschnitten. Die heutige, Mitte des 19. Jahrhunderts neu angelegte Wegtrasse umgeht diesen markanten Einschnitt in einem weiten Bogen weiter nördlich.

Ein letztes Hohlwegbündel liegt am Ende des Rhöndorfer Tals. Rund 800 Meter vor Erreichen der Wasserscheide am Löwenburger Hof (345 m ü. NN) zweigt ein Seitental nach Norden ab. Darin verlaufen zwei parallele Hohlwege, die nach einem 350 Meter langen Anstieg die Userothswiese auf der Höhe (290 m ü. NN) erreichen. Der größere der beiden Hohlwege ist mit einer oberen Weite von 8 Metern und einer Tiefe von etwa 4 Metern morphologisch deutlich ausgeprägt, was auf eine kontinuierliche Nutzung über einen längeren Zeitpunkt schließen lässt. Im Vergleich zum direkten steilen Anstieg zur Wasserscheide am Löwenburger Hof spart die Variante über die Userothswiese fast 55 Höhenmeter. Doch vermutlich war die Löwenburg selbst gar nicht das Ziel des Wegs, denn von der Userothswiese aus gelangt man mit moderater Steigung schnell an die Passhöhe der Margarethenhöhe (323 m ü. NN) und dann weiter nach Ittenbach.
Noch in den älteren topographischen Karten wie von Tranchot (1818/19) oder der preußischen Uraufnahme (1846) wird der Weg dargestellt, fällt in späteren Karteneditionen jedoch weg. Heute ist dieser historische Anstieg zu Userothswiese untergegangen, die Trasse ist dicht bewaldet. Noch nicht mal ein Trampelpfad ist verblieben.

Datierung
13. Jahrhundert bis heute

Zugang
Größtenteils frei. Der offizielle Rhöndorfer Talweg verläuft durch die alten Hohlwege. Der ehemalige Hohlweg zur Userothswiese liegt im Naturschutzgebiet und ist nicht zugänglich.

Hinweis
Das Objekt „Hohlwegbündel im Rhöndorfer Tal in Königswinter“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).

(Jörn Kling, 2024)

Internet
www.fuchs-rheinbreitbach.de: Alte Hohlwege in Rheinbreitbach (Text: Jürgen Fuchs, Rheinbreitbach, März 2004, abgerufen am 06.08.2025)

Quellen
Kartenaufnahme der Rheinlande, 1:25000, Tranchot und von Müffling (1818/19).
Preußische Uraufnahme (1846), 1:25000.

Literatur

Bouillon, Barbara; Kling, Joern; Lamberty, Christiane (2019)
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Historische Nutzungen und ihre Auswirkungen auf die Landschaft. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland, Band 2.) S. 157-158, Köln.
Fuchs, Jürgen (2005)
Alte Hohlwege in Rheinbreitbach. Heimat-Jahrbuch des Landkreises Neuwied. S. 61-67, Koblenz.
Keller, Christoph; Ullrich-Wick, Ursula (2004)
Altstraßen und Höhenburgen im Amt Löwenburg. In: Archäologie im Rheinland 2003, S. 189-190. S. 189-190, Stuttgart.

Hohlwegbündel im Rhöndorfer Tal in Königswinter

Schlagwörter
Ort
53639 Königswinter - Rhöndorf / Ittenbach / Deutschland
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1200

Empfohlene Zitierweise

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Jörn Kling: „Hohlwegbündel im Rhöndorfer Tal in Königswinter”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-356176 (Abgerufen: 22. August 2025)
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