Das 1942 von dem Kölner Architekten Wilhelm Riphahn errichtete Bauwerk an der Nordecke des Breslauer Platzes hinter dem Kölner Hauptbahnhof ist heute längst nicht mehr als Hochbunker des Zweiten Weltkriegs zu erkennen. Aktuell dient das Haus als Unternehmenssitz der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main. Bis 2028 soll hier ein neuer Bürokomplex entstehen.
Erbauung als Luftschutzbunker Das Gebäude enstand während des Zweiten Weltkriegs als größter öffentlicher Luftschutzbunker der Domstadt. Er bot - je nach Zählweise - zwischen 4.350 und 4.800 Schutzplätze für Bewohner; der Zugang erfolgte über insgesamt 17 geschützte Personenschleusen. Die weitsichtigen Planungen des vornehmlich in Köln tätigen Architekten Wilhelm Riphahn (1889-1963, auch Riphan) sahen für spätere Friedenszeiten eine Umnutzung des Baus als Parkhaus vor, wofür er Verbindungen der einzelnen Etagen konstruierte, die über nur geringe Umbauten als Fahrzeug-Zufahrten nutzbar werden sollten. Dies wurde später jedoch nur teilweise realisiert. Die Baubeschreibung lässt nicht darauf schließen, dass der nahe des Doms gelegene Bunker durch zierende Formelemente (Türme, Simse o.ä.) eine zivile Nutzung vortäuschte, wie es teils bei anderen Kölner Bunkern der Fall war (Wilhelm 2008).
„Der Hochbunker wurde im Zweiten Weltkrieg äußerlich schlicht als Kubus mit Flachdach auf einer Grundfläche von 38,40 m x 28,60 m und mit einer Gebäudehöhe von 16,85 m errichtet. Die für eine spätere Nutzung als Parkgarage konstruierten Schrägrampen verbanden das Erdgeschoß mit anderthalb Kellergeschossen sowie vier Obergeschossen. Zum Schutz gegen Bomben, Splittereinwirkungen und Druckwellen wurde die Decke des Luftschutzbauwerkes aus 1,40 m starkem stahlarmierten Beton hergestellt. Die Außenwände waren 1,10 m stark bzw. unter erdgleiche aufgrund möglicher zusätzlicher Drucklasten durch Erdverschiebungen sogar 1,80 m stark.“ (hochbunker.koeln, dort ausführlicher)
Nicht vollständig geklärt ist der Zweck eines unteririschen Verbindungsgangs, der vom Keller des Hochbunkers zum Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs führt.
Nachkriegsnutzungen Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sollte der zunächst noch namenlose und erst 1959 so benannte Breslauer Platz neben dem Hauptzugang an der Südseite als zweiter Vorplatz des Hauptbahnhofs dienen (Signon 2006). Wie die meisten anderen Kölner Hochbunker wurde auch der dortige Bunkerbau an der Domstraße auf Anordnung der Alliierten Militärregierung vom 21. Juli 1948 um 1948/50 entfestigt. Für diese Schleifung sollten mindestens 15 % der Außenwandfläche geöffnet werden, was durch das Einsprengen von zwölf jeweils 12 Meter hohen Längsfenstern geschah. Der ehemalige Hochbunker wurde ab 1951 nach den bereits bei seinem Bau konzipierten Umbauten bis zur dritten Etage als „Dom-Garage“ für das Einstellen von privaten Fahrzeugen genutzt. Am Gebäude selbst wurde das Parkhaus auch als „Hochgarage am Dom“ bezeichnet (vgl. Abb. HD.03, HAStK Bst. 713B, A85 bei hochbunker.koeln). In diesen Jahren lagerte die von 1948 bis 1969 amtierende Stadtkonservatorin Dr. Hanna Adenauer (1904-1978) in der vierten Etage ihre schützenswerten Funde. Das Kellergeschoss wurde bis in die 1970er-Jahre von der Stadt als Lager für Ausrüstungsgegenstände und Geräte des 1957 begründeten Luftschutzhilfsdienstes des Bundes (LSHD) und als Lager für den Erweiterten Katastrophenschutz genutzt.
Seit 1953 nutzte die Raiffeisen-Waren-Zentrale (RWZ) den inzwischen von außen nicht mehr als Hochbunker erkennbaren Bau. Die RWZ versuchte bereits seit 1960 das Gebäude zu erwerben, das man als Firmengarage und als Bürogebäude nutzen wollte. Hierfür plante die RWZ bereits eine Aufstockung um weitere Etagen. Während der Hochphase des Kalten Krieges interessierte sich die Bundesrepublik als Eigentümerin des Bunkers jedoch verstärkt an einer erneuten Verwendung des Baus als Luftschutzbunker für die Bevölkerung: „Ein Rechtsbeschluss sicherte den privaten Weiterbetrieb der Dom-Garage jedoch noch bis Ende des Jahres 1965, danach übernahm der Bund die Nutzung des Bauwerkes.“ (hochbunker.koeln)
Während der Folgejahre galt das eher unansehnliche Luftschutzbauwerk an einem der prominentesten Orte der Stadt Köln in den Augen vieler Betrachter und nicht zuletzt auch der Presse als „Schandfleck“, der „schäbige Betonklotz“ sei eine „Verunstaltung des Stadtbildes“. Im Jahr 1970 erlaubte die Stadt Köln dem Künstler Wido Buller (*1941) und freiwilligen Helfern die unentgeltliche Umgestaltung durch einen freundlich-bunten Anstrich und stellte dazu das Baugerüst und die Farbe. Der Bund verabschiedete sich 1985 durch die Entlassung des Bunkers aus der sogenannten „Zivilschutzbindung“ endgültig von seinen Plänen einer Instandsetzung zu einem modernen Schutzbau, so dass nach einem Vierteljahrhundert der Weg für das Kaufgesuch der RWZ frei wurde.
Nach dem Erwerb durch die RWZ erhielt der frühere „Schandfleck“ seine heutige großflächig verspiegelte Glasfassade. Später wurden drei weitere Etagen für Büroräume aufgestockt. Die Erhöhung des Gebäudes von ursprünglich acht auf elf Etagen und damit einer Höhe von nunmehr 38,35 Metern widersprach dem im Mai 2007 beschlossenen Kölner Höhenkonzept für den Dombereich - den deswegen anhängigen Prozess vor dem Oberverwaltungsgericht Münster verlor die Stadt jedoch im Juli 2007, da die Baugenehmigung für die Aufstockung bereits vorher erteilt worden war.
Ausblick Nach dem 2022 erfolgten Verkauf an die Kölner Pandion AG sehen aktuelle Planungen des Immobilienunternehmens den Neubau einer Gewerbeimmobilie mit rund 11.000 m2 Bruttogrundfläche vor. Der Bürokomplex „Officehome Spark“ soll bis 2028 fertiggestellt werden (pandion.de).
Internet hochbunker.koeln: Hochbunker Domstraße (Text Christoph Lubbe, September 2020, abgerufen 29.04.2024) de.wikipedia.org: Breslauer Platz Köln (abgerufen 29.04.2024) www.report-k.de: Look von Büroneubau am Breslauer Platz gegenüber Kölner Hauptbahnhof präsentiert (Internetzeitung Köln vom 03.11.2023, abgerufen 29.04.2024) pandion.de: Portfolio, Officehome Spark (abgerufen 29.04.2024) www.rundschau-online.de: Bau von Riphahn. Hochbunker am Kölner Hauptbahnhof wird abgerissen (Text Tobias Wolff, Kölnische Rundschau vom 04.11.2023, abgerufen 10.11.2023)
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