Radrennbahn Krummerück in Aachen

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Aachen
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 45′ 16,13″ N: 6° 08′ 42,51″ O 50,75448°N: 6,14514°O
Koordinate UTM 32.298.636,95 m: 5.626.409,22 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.510.286,36 m: 5.624.343,51 m
  • Ausschnitt eines Lageplans vom Gelände der Aachener Radrennbahn Krummerück von 1928. Die von dem Architekten Lambert Oligschläger im Maßstab 1:2.500 gezeichnete Karte ist nicht genordet und zeigt daher den südwestlichen Teil der Sportanlage oben im Bild.

    Ausschnitt eines Lageplans vom Gelände der Aachener Radrennbahn Krummerück von 1928. Die von dem Architekten Lambert Oligschläger im Maßstab 1:2.500 gezeichnete Karte ist nicht genordet und zeigt daher den südwestlichen Teil der Sportanlage oben im Bild.

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    Oligschläger, Lambert / Stadtarchiv Aachen
    Fotograf/Urheber:
    Lambert Oligschläger
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  • Die Straße "Auf Krummerück" in Aachen-Forst, zwischen 1924 und 1954 Standort der Sportanlage "Krummerück" mit einem Fußballplatz und einer Radrennbahn (2021).

    Die Straße "Auf Krummerück" in Aachen-Forst, zwischen 1924 und 1954 Standort der Sportanlage "Krummerück" mit einem Fußballplatz und einer Radrennbahn (2021).

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    Knöchel, Franz-Josef / Landschaftsverband Rheinland / CC BY 4.0
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    Franz-Josef Knöchel
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  • Die Straße "Auf Krummerück" in Aachen-Forst, zwischen 1924 und 1954 Standort der Sportanlage "Krummerück" mit einem Fußballplatz und einer Radrennbahn (2021).

    Die Straße "Auf Krummerück" in Aachen-Forst, zwischen 1924 und 1954 Standort der Sportanlage "Krummerück" mit einem Fußballplatz und einer Radrennbahn (2021).

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    Knöchel, Franz-Josef / Landschaftsverband Rheinland / CC BY 4.0
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    Franz-Josef Knöchel
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Zwischen 1924 und 1954 befand sich im heutigen Aachener Stadtteil Forst im Stadtbezirk Mitte eine Sportanlage „Krummerück“ mit einem Fußballplatz und einer Radrennbahn, die auch für Motorradrennen genutzt wurde.

Lage und Objektgeometrie
Die historischen Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) zeigen auf dem später mit der Sportanlage bebauten Areal mit „Zgl.“ einzig eine Ziegelei zwischen den Kleinsiedlungen „Krummenrück“ (hier mit „n“) im Norden und „Driescherhof“ im Süden.
Die Lage der ovalen Rennbahn und des angrenzenden Fußball-Spielfelds lässt sich dann auf den topographischen Karten TK 1936-1945 recht gut erkennen (vgl. Kartenansicht).
Der etwas ältere Lageplan von 1928 aus dem Stadtarchiv Aachen zeigt das Gelände mit der damaligen Bebauung in der „Gemarkung Forst, Flur 15“ innerhalb einer gelben Umrandung deutlich präziser (vgl. Abb. und www.aachen.de). Auf dieser nicht genordeten Karte im Maßstab 1:2.500 scheint der Haarbach, der die Sportanlage ansonsten nach Südosten hin begrenzt, mitten über die Fußballspielfläche zu verlaufen. Der kleine Zufluss der Wurm wurde während der Jahre des Betriebs der Sportanlage vermutlich über eine Strecke von rund 80 Metern durch kanalisierende Rohre unterhalb des Rasens geführt.

Zur Geschichte der Rennbahn Krummerück
Die südöstlich von Aachen an der Trierer Straße erbaute Sportanlage Krummerück wurde am 24. August 1924 eröffnet. Sie umfasste auf einer Fläche von ca. 70.000 Quadratmeter neben der Radrennbahn auch ein Fußballspielfeld und einen weiträumigen „Auto-Standplatz“ am Stettiner Weg. Die von einer 1924 gegründeten „Aachener Stadion Aktiengesellschaft“ betriebene Anlage wurde zumindest zeitweise auch als „Olympia Jugend Stadion“ bezeichnet.
Die Radrennbahn wurde von der in Stolberg und Forst ansässigen Firma des Bauunternehmers Robert Grünzig (1880-1954) gebaut, einem Vorgängerunternehmen der heutigen Nesseler Grünzig Gruppe in Aachen. Die ovale Bahn aus Eisenbeton hatte eine Länge von 400 Meter und war etwa 9 Meter breit - „auf den Geraden hatte sie eine Höhe von 1,20 m, in den Kurven von 4,65 m.“
Die Karte von 1928 lässt einen Tribünenanbau an der westlichen Seite der Rennbahn erkennen.
„Auf den aufgeschütteten Sitz- und Stehplätzen rund um die Bahn hatten 10.000 Zuschauer*innen Platz. ... angesichts der getrübten wirtschaftlichen Gesamtlage war der Betrieb der Sportstätte, auf der sowohl Radrennen als auch Motorradrennen und Leichtathletikveranstaltungen stattfanden, aber von Beginn an finanziell schwierig.“ (Zitate hier und folgend nach www.aachen.de)

Zu dem von einem Architekten Lambert Oligschläger aus Krummenrück 1928 gezeichneten Lageplan des Geländes der Radrennbahn Krummerück berichtet das Aachener Stadtarchiv ferner, dass das Areal in diesem Jahr für 250.000 Reichsmark von dem damaligen Besitzer des Geländes der Stadt zum Kauf angeboten wurde:
„Dr. Jean-Paul Goossens ... wollte Kapital ansammeln, um den Aachener Betrieb der Firma Mannesmann-Mulag vollständig übernehmen zu können. ... Die Firma fertigte in Aachen ‚Benzinwagen' und Ersatzteile“ und war seinerzeit u.a. mit einem Produktionswerk in Köln-Westhofen ansässig.
„Zusätzlich wollte Goossens eine englische Firma gewinnen, die den Standort in die Lage versetzen sollte, elektrisch betriebene Omnibusse zu bauen. ... Die Anlage war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits in einem sehr schlechten Zustand, so dass die Stadt den Wert der Anlage auf nur 150.000 Reichsmark taxierte. ... Der städtische Finanzausschuss lehnte den Erwerb des Grundstücks in seiner Sitzung vom 23. November 1928 ab.“

In den 1920er-Jahren fanden auf der Bahn verschiedene größere Radrennen statt. Wie auch bei anderen Sportstätten üblich, so wurde auch die Krummerücker Sportanlage für politische Veranstaltungen genutzt; u.a. hielt Adolf Hitler hier in den 1930er-Jahren einmal eine Rede (Hinweis Herr Barth).
Ein Motorradrennen fand im August 1947 vor immerhin 15.000 Zuschauern statt. Ein weiteres für Juni 1948 geplantes Motorradrennen wurde hingegen abgesagt - wahrscheinlich als Folge eines tödlichen Unfalls während Trainingsfahrten früher in diesem Monat (Semmeling 2009, S. 125).
Am 19. Juli 1951 verunglückte der für den Aachener Radsportklub RC Zugvogel 09 startende Bahnradfahrer Jakob Kropp (~1918-1951) bei einem Unfall während des Trainings auf der Bahn in Krummerrück tödlich. Der erst wenige Wochen zuvor ins Profilager gewechselte Bahnradfahrer aus Kohlscheid (heute Stadtteil von Herzogenrath) war vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg populär und erfolgreich. Bereits als 18-jähriger gewann er 1936 die Aachener Straßenmeisterschaft und wurde im Folgejahr Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft. Alleine im Jahr 1938 gewann er zwölf große deutsche Rennen und konnte 1940 das Amateurrennen des heute ältesten deutschen Eintagesrennens „Rund um Köln“ für sich entscheiden.

Ab 1954 verlieren sich die Spuren der Sportanlage Krummerrück, die in diesen Jahren offenbar untergegangen ist. Heute befindet sich vor Ort neben moderner Wohn- und Gewerbebebauung u.a. eine Familiengrundschule „Driescher Hof“ und eine Kindertagesstätte „D-Hof“.

Weitere Radrennbahnen in Aachen
Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine Radrennbahn innerhalb des damaligen Lochnerparks (dem heutigen Westpark) durch den Aachener Radsportclub Zugvogel 09 genutzt, die aber bereits 1908 geschlossen wurde (Semmeling 2009, S. 125 und de.wikipedia.org, Westpark).
Neben dieser Radrennbahn Zoologischer Garten (1892-1907) führt das Internationale Radsportarchiv noch weitere Radrennbahnen in Aachen an (www.radsportarchiv.de): Reutershag (1908) und Vaalser Chaussee (1909) westlich der Stadt, südlich der Stadt im Waldstadion (1928) sowie eine Radrennbahn Alt Tivoli (1900-2011), die sich in den vorab genannten historischen Karten etwa 250 Meter nordwestlich des 2011/12 abgerissenen Fußballstadions als Oval erkennen lässt.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2021/24)

Quellen
  • Freundliche Hinweise von Herrn Alexander Barth, General-Anzeiger Bonn, 2021.
  • Freundliche Hinweise von Frau Renate Franz, Köln, 2021 und 2024.

Internet
www.aachen.de: Das Archivale des Monats Juli 2021 … Lageplan des Geländes der Radrennbahn Krummerück von 1928 (abgerufen 26.07.2021)
www.radsportarchiv.de: Internationales Radsportarchiv, dort: Suche nach Bahnen, Aachen (abgerufen 26.07.2021)
de.wikipedia.org: Haarbach (Wurm) (abgerufen 26.07.2021)
de.wikipedia.org: Westpark Aachen (abgerufen 27.07.2021)
geschichtsfreunde-kohlscheid.de: Radrenngeschichten (abgerufen 07.04.2024)
zugvogel-aachen.de: Vereinschronik des Radsportklubs RC Zugvogel 09 Aachen e.V., erschienen zum 100-jährigen Jubiläum (Text Ralf Schröder, Volltext-PDF mit zahlreichen historischen Aufnahmen der Rennbahn Krummerück, 3,1 MB, abgerufen 07.04.2024)

Literatur

Brammertz, Alfons; Förster, Leo (2007)
Brand und die Radrennbahn Krummerück. Streiflichter von einer der ehemals populärsten Sportstätten der Aachener Region. In: Brand - heimatkundliche Blätter 18/2007, S. 89-118. o. O.
Semmeling, Rob (2009)
Rennen! Races! Vitesse! Racing Circuits Netherlands, Belgium, Germany, Austria, Luxembourg, Switzerland. S. 130, o. O. Online verfügbar: www.wegcircuits.nl, abgerufen am 18.06.2020

Radrennbahn Krummerück in Aachen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Stettiner Straße / Auf Krummerück
Ort
52078 Aachen - Mitte / Forst
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1924, Ende 1954

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„Radrennbahn Krummerück in Aachen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-340939 (Abgerufen: 3. Oktober 2024)
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