Westpark in Aachen

zuvor „Lochnergarten“ bei Kirschbenden, zeitweise Zoologischer Garten bzw. „Tier- und Pflanzengarten Aachen“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Aachen
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 46′ 18,79″ N: 6° 04′ 5,63″ O 50,77189°N: 6,06823°O
Koordinate UTM 32.293.289,91 m: 5.628.556,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.504.857,25 m: 5.626.272,09 m
  • Elefanten- und Dromedargehege im "Lochnergarten" in Aachen (vor 1907). Der spätere Westpark Aachen diente zeitweise als Zoologischer Garten.

    Elefanten- und Dromedargehege im "Lochnergarten" in Aachen (vor 1907). Der spätere Westpark Aachen diente zeitweise als Zoologischer Garten.

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  • Weiher mit Springbrunnen im Westpark Aachen (2020).

    Weiher mit Springbrunnen im Westpark Aachen (2020).

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Der Westpark liegt im Westen von Aachen, außerhalb des Zentrums zwischen der Vaalser Straße und der Junkerstraße. In der Vergangenheit als zoologischer Garten genutzt, dient er heute als öffentlicher Park.

Gründung
Im Jahre 1882 kaufte ein Verschönerungskomitee das Areal namens „Kirschbenden“ in Aachen, welches „direkt hinter der ursprünglichen Stadtbefestigung vor dem einstigen … Junkerstor“ (Lochner 2013) bzw. Vaalser Tor lag und eine Fläche von 75.000 Quadratmeter umfasste. Benannt wurde der Park, der zu dieser Zeit „Lochnergarten“ hieß, nach dem Vorsitzenden den Komitees, dem Tuchfabrikanten Emil Lochner (1832-1900). Erst in den 1920er Jahren wurde er zum „Westpark“ umbenannt.
Er sollte als Ersatz für den prunkvollen englischen Garten der Lochner-Villa dienen (ebd.). Geplant wurde er von dem angesehenen Garteninspektor C. Janke Junior. Das Bild des Lochnergarten war geprägt von sorgfältig geharkten Kieswegen, gepflegten Rasenflächen und bunten Blumenrabatten (ebd.). Als Erweiterung zu einem Restaurationsbetrieb gab es einen Musikpavillon und ein großes Gartenhaus in chinesischem Stil mit pagodenartigem Dach. 1885 begann der Bau des Glaspalastes. Das Gartenhaus wurde versetzt, der Musikpavillon in den neu gebauten Glaspalast integriert und verglast. Außerdem wurde ein Weiher angelegt.
Als ein Ort, der der Bevölkerung zum Vergnügung und Entspannen dienen sollte, gab es im Glaspalast zahlreiche Aufführungen und Besuche von internationalen Gästen. So zogen zwischen 1888 und 1904 unter anderem Buffalo Bill (eigentlich William Frederick Cody, 1846-1917) und der Radfahrkünstler Paul Mündner (1872-1934) viele Zuschauer in den Glaspalast des Lochnerparks. [Obgleich es zu dem Gastspiel von Buffalo Bill zumeist „1891 im Aachener Westpark“ heißt, soll der weltbekannte Westernheld hingegen anderer Überlieferung zufolge in der „Gelben Kaserne“ in der Düppelstraße aufgerteten sein; vgl. de.wikipedia.org.]
Auch musikalische Veranstaltungen in Form von Militärkonzerten fanden dort statt.

Erster Zoo
Am 1. Mai 1886 wurde unter dem Direktor Heinrich Möller der erste zoologische Garten im Lochnerpark eröffnet. Man beherbergte dort viele zum Teil exotische Tierarten wie Löwen, Affen und Elefanten, aber auch heimische Tierarten wie Hirsche und einheimische Vögel. 1892 wurde ein Bärenhaus erbaut. Zeitweise gastierten im Zoo Tierschauen, wie zum Beispiel im Jahre 1889 als dort 50 Riesenschlangen zu sehen waren.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Gartens. Zur Besserung der finanziellen Lage des Zoos wurde unter anderem ein Sportplatz angelegt, auf dem Rad- und Motorradrennen stattfanden. „Im Jahr der Schließung der Rennbahn 1908 hielt hier auch der Aachener Radsportclub Zugvogel 09 seine ersten Trainingsstunden ab.“ (de.wikipedia.org)
Trotz aller Anstrengungen zur finanziellen Rettung des Zoos musste dieser 1905 schließen. Der Glaspalast war davon nicht betroffen. Dort fanden weiterhin Veranstaltungen statt, bis dieser 1917 abbrannte.

Zweiter Zoo
Das Gelände des ehemaligen Zoos sollte einer Erweiterung der Tuchfabrik dienen. Emil Lochners Frau Leonie (1846–1911) widersetzte sich diesem Vorhaben. So wurde 1920 der Park feierlich als eigentlicher „Westpark“ wiedereröffnet (Herrmann 2005). Es gab nun einen Spiel- und Tummelplatz und Möglichkeiten zum Kahnfahren auf dem Weiher. 1922 wurde als Ersatz, an der Stelle des ehemalig abgebrannten Glaspalastes, die Westparkhalle errichtet mit einem Saal für 1200 Personen, Bühne, Schulkino und Restaurant (ebd.).
Ab 1935 gab es nun zum zweiten Mal einen Tierpark, welcher von 1935 bis 1944 unter dem NS-Regime „Tier- und Pflanzengarten Aachen“ genannt werden musste, da fremdartige Bezeichnungen wie „zoologischer Garten“ nicht benutzt werden sollten. Der Tierpark wurde bei einem Luftangriff 1944 so schwer beschädigt, dass man die überlebenden Tiere nach Ulm verkaufte (ebd.).

Nachkriegszeit und Wiederaufbau
Nach dem Krieg war der Park verwüstet und die Wasserqualität schlecht. In den 1950er Jahren sollte der Park langsam wiederhergerichtet werden und ein „Antrag auf Restaurierung des Parks [wurde] an die Stadt gestellt und eine halbe Million zur Verfügung erhalten“ (Herrmann 2005).
Dieser Zuschuss ermöglichte eine Neugestaltung des Wegesystems mit neuer Beleuchtung. Auch die Wasserprobleme wurden durch die Umorganisation der Wasserversorgung des Marktbrunnens behoben. Außerdem war durch die Umsiedlung einer Kleingartenanlage eine Erweiterung möglich.
Heute ist „der Park zum wichtigen Durchgangsweg in die Innenstadt“ geworden (ebd.). Es gibt diverse Aktivitäten und Großveranstaltungen im Westpark, er ist zum Treffpunkt für Jung und Alt geworden. Besonders die Studierenden der RWTH Aachen nutzen den Park im Sommer sehr intensiv.

Ein neuer Aachener Tierpark wurde 1966 im „Drimborner Wäldchen“ zwischen den Stadtteilen Forst und Beverau angelegt. Der 8,9 Hektar große Zoo wurde am 22. Oktober 1966 eröffnet (heute „Aachener Tierpark Euregiozoo“).

(Fachhochschule Aachen 2017)

Internet
www.aachen.de: Aachen zu Fuß - Vom Westpark zum Müschpark (PDF, 1,3 MB, abgerufen 27.07.2021)
www.aachen.de: Fahrradsommer 2002 - zwischen altem und neuem Tierpark (PDF, 8,7 MB, abgerufen 27.07.2021)
de.wikipedia.org: Westpark Aachen (abgerufen 27.07.2021)

Literatur

Herrmann, Rosemarie (2005)
Aachener Parklandschaften in Anekdoten und Fakten. Aachen.
Lochner, Thomas (2013)
Die Geschichte des Aachener Tuchfabrikanten Johann Friedrich Lochner und seiner Familie. S. 64-73, Warendorf.
Loose, Peter Herrmann (1982)
Aus dem alten Aachen: historische Skizzen oder Aachener Geschichte in Geschichten. S. 153f., Aachen.

Westpark in Aachen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Vaalser Straße 112
Ort
52074 Aachen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1882

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Westpark in Aachen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-264359 (Abgerufen: 27. April 2024)
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