Im Zentrum der Ortsgemeinde Briedel, gegenüber dem Brunnenplatz, liegt das Fachwerkhaus Hauptstraße 91. Im Fachwerk der Fassade haben sich über Jahrhunderte hinweg verschiedene Besitzer des Hauses verewigt. Hinter dem Haus erhebt sich die Kirche Sankt Martin.
Fassadengestaltung und Symbolik Das Fachwerkhaus Hauptstraße 91 ist ein stattliches Eckhaus. Es wurde auf rechteckigem Grundriss errichtet und verfügt über drei Vollgeschosse und zwei ausgebaute Dachgeschosse. Die Fassade ist im Erdgeschoss gemauert und weiß verputzt. Der obere Teil der Fassade wird von kleinteiligem, quadratischem Fachwerk bestimmt. Die Ausfachungen sind in Weiß gehalten. Auffälliges Merkmal der Fassade ist das Prunkfenster im ersten Obergeschoss. Die zwei hochrechteckigen Fenster sind von Konsolen eingefasst, die leicht aus der Fassade heraustreten. Diese Konsolen sind mit geschnitzten Flechtbändern und gestaffelten Schuppungen geschmückt. Der mittlere Steg trennt die beiden Fenster voneinander und ist ebenfalls mit geschnitzten Schuppen versehen. Unter den beiden Fenstern sind im Gefache zwei Rosetten zu sehen. Vier kleinere Blumen umrahmen die Fenster, je eine an jeder Ecke. Alle Schnitzereien sind in den Farben Gold, Silber, Grün und Rot gefärbt und heben diesen Fassadenteil hervor. Die Rosetten haben eine symbolische Bedeutung. Der Kreis steht für Einheit und Vollkommenheit und stellt wie das Rad ein Sonnensymbol dar. Die in sich verschlungenen Flechtbänder symbolisieren die Ewigkeit. Die großen, herausstechenden Blumen unter dem Prunkfenster sind durch einen Kreis umschlossen. Früher wurden derartige Kreise als Symbole für Wehrhaftigkeit gegen Feuer oder Blitzeinschlag gedeutet.
Weitere Schnitzereien befinden sich an den Eckstäben der Gebäudekanten. Links in einem Schrägbalken des ersten Obergeschosses sind die Werkzeuge Beil und Messer abgebildet. Diese Werkzeuge gelten als Insignien der Metzgerzunft (siehe auch: Bildstock in Alsterweiler und Maikammer). Rechts sind auf einem Querbalken im zweiten Obergeschoss die Jahreszahl 1989 sowie die Initialen „G-B“ und „E-H“ zu sehen. Sie stehen für Gerd Bayer (geboren 1939) sowie für die Vorbesitzerin Frau Elisabeth Hillesheim (1902-1979). Auf dem Schrägbalken im Geschoss darüber sind die Initialen „K.H.“ (Karl Hochscheid, Metzgermeister) zu erkennen sowie die Jahreszahl 1920. Eine Restaurierung im Jahr 1920 ist im Gegensatz zur Restaurierung der Jahre 1912 und 1913 nicht dokumentiert. Im Giebelfeld ist die Jahreszahl 1621 auf den Balken gemalt. Ebenfalls auffällig ist die horizontal geteilte Tür. Sie ist mit Rocailleschnitzereien versehen und ähnelt der Türe des Hauses Hauptstraße 89. Über der Türe sind die Buchstaben „NR“ für Nikolaus Reis (1738-1800) neben der Hausmarke der Familie Reis angebracht. Flankiert von den Zahlen 17 und 70. Diese markieren das Jahr 1770 und kennzeichnen vermutlich das Jahr eines Erwerbs oder einer Renovierung des Anwesens. An der linken Seite des Hauses befindet sich in Höhe des Obergeschosses ein Brüstungsfeld aus Brettern mit einem Doppeladler, ausgebildet als Flachrelief und ergänzt durch die Jahreszahl 1621.
Rechts neben der Haustüre sind fünf Grenzsteine in die Pflasterung eingelassen. Von links nach rechts sind folgende Zeichen zu erkennen: Ein Kreuzsymbol und die Jahreszahl 1687 für das Kurfürstentum Trier, ein stilisiertes B für die Gemeinde Briedel, die Initialen GB für Gemeinde Briedel und ein Wolfsangelsymbol, die Relieffragmente eines Adlers für das Kloster Springiersbach, die Buchstaben C und H und in deren Mitte die Symbole zweier Ringe für das Klosters Himmerod.
Geschichte Erstmals erwähnt wurde das Fachwerkhaus Hauptstraße 91 im Jahre 1621. Nach einem Brandschaden erfolgte in den Jahren 1912 bis 1913 eine Restaurierung mit der Freilegung des Fachwerks. Zu dieser Zeit wurde das Anwesen als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Das Fachwerkhaus wurde im Jahr 1989 mit öffentlichen Mitteln unter Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege, Mainz restauriert.
Das Fachwerkhaus Hauptstraße 91 in Briedel wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Cochem-Zell geführt. Der Eintrag lautet: „Hauptstraße 91 dreigeschossiges Fachwerkhaus, tlw. massiv, bez. 1621 und 1770“ (GDKE 2020, S. 12).
(Sarah Mihalovic, Luisa Junker, Anna-Maria Zois, Universität Koblenz-Landau, 2020)
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