Werkzeugmaschinenfabrik Alfred H. Schütte in Poll

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 54′ 53,29″ N: 6° 58′ 55,22″ O 50,9148°N: 6,98201°O
Koordinate UTM 32.358.145,06 m: 5.642.290,21 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.569.103,58 m: 5.642.628,32 m
  • Alfred H. Schütte Werkzeugmaschinen (2020)

    Alfred H. Schütte Werkzeugmaschinen (2020)

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  • Alfred H. Schütte Werkzeugmaschinen

    Alfred H. Schütte Werkzeugmaschinen

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Anfänge des Unternehmens
Der 1854 im Bergischen Land geborene Heinrich Schütte (später Alfred H. Schütte sen.) spezialisierte sich nach einer kaufmännischen Lehre in der bergischen Eisenindustrie auf den Handel mit Maschinen. 1880 gründete er mit Bernhard Schuchardt (1855-1913) in Berlin die Firma Schuchardt & Schütte, die später ihren Hauptsitz nach Köln verlegte. Das eindrucksvolle Geschäftshaus befand sich an der Stelle der späteren Kreissparkasse an der Nordwestecke des Neumarkts; es wurde später auch als Görreshaus bekannt. Durch enge Kontakte mit den damals führenden britischen, dann auch amerikanischen Werkzeugmaschinenbauern konnte die Firma weite Teile der europäischen Industrie mit modernen Maschinen versorgen, wozu Niederlassungen in verschiedenen europäischen Ländern gegründet wurden.

Neuer Standort am rechten Rheinufer
1905 trennten sich Schütte und Schuchardt einvernehmlich. Schütte hatte bereits 1902 in kleinerem Umfang mit der Herstellung von Spezialmaschinen und Teilen, überwiegend in Lizenz amerikanischer Unternehmen, begonnen. Nach der Trennung entschloss sich Schütte, Handel und Produktion in einer seit 1910 neu angelegten Fabrik südlich von Deutz am rechten Rheinufer zusammenzulegen, die 1912 in Betrieb gehen konnte. Dort war nach Aufhebung der Befestigung von Deutz 1907/08 mit dem Bau der Südbrücke, des Deutzer Hafens und des Poller Rheindamms eine völlig neue Umgebung und Infrastruktur geschaffen worden. Bürohaus und anschließende Werksanlage nahmen unmittelbar südlich der neuen Eisenbahnbrücke einen prominenten Platz ein, der zugleich von der Kölner Innenstadt aus noch gut erreichbar war. Das neue Unternehmen benannte Schütte (er starb 1936) nach seinem Sohn Alfred Hugo „Alfred H. Schütte“, wobei er selber ebenfalls fortan als „Alfred H.“ auftrat. Schütte gründete nicht nur diese Unternehmen unter seinem Namen, sondern war auch entscheidend beteiligt am Bau der Deutschen Norton-Werke in Wesseling, die zur Herstellung von Schleifscheiben nach US-Patenten für den europäischen Markt gedacht waren. Die dortige Fabrik wurde von der amerikanischen Norton-Zentrale als Prototyp für Auslandsniederlassungen durch amerikanische Architekten geplant.

Gestaltung des neuen Baus
Mit dem Bau der Kölner Gebäude beauftragte Schütte den Kölner Architekten und Bauunternehmer Carl Alsdorff (1866-1924), der das neue Handels- und Verwaltungsgebäude als zweigeschossigen, quergelagerten Stahlbetonbau mit hohem Schieferdach an die rheinseitige Front des Baugeländes setzte. Sein mittlerer Teil ist durch einen Giebelaufsatz und die zusätzliche Abstufung des hohen Daches mit Dachreiter hervorgehoben. An die stadtabgewandte Seite, und durch einen zurückgenommenen Gang verbunden, platzierten Schütte und Alsdorff die Giebelfront der großen Montagehalle, die eine rundbogig geschlossene Giebelwand mit seitlichen Wandfeldern erhielt, welche den dahinter liegenden, basilikalen Aufbau der stählernen Halle mit Oberlicht und Seitenräumen verbirgt. Im hinteren Bereich, deutlich vom Handelshaus abgesetzt, wurden ausgedehnte, erdgeschossige Hallen sowie eine die Seitenfront nach Süden bildende Baugruppe für den Versand angelegt, der direkten Anschluss an die Hafenbahn besaß.

Das Werk im Zweiten Weltkrieg
Die innenstadtnahe Lage erwies sich im Zweiten Weltkrieg in mehrerer Hinsicht als Nachteil. Zum einen befand sich das Werk für mehr als einen Monat, nämlich vom 6. März bis Mitte April 1945, unmittelbar an der Frontlinie. Zwischen der Einnahme des Kölner Stadtzentrums und der Überschreitung des Rheines vergingen mehr als vier Wochen; die vorstoßenden Amerikaner konzentrierten sich auf das Ruhrgebiet und Südwestdeutschlands, während sie die rechtsrheinischen Mittelgebirge weitgehend umgingen, in denen sie zu Recht erheblichen Widerstand vermuteten. Nach dem berühmten Übergang bei Remagen stießen sie stattdessen von Süden entlang des rechten Rheinufers vor und erreichten Porz am 11. April 1945.

Die Nähe zur Südbrücke und zum Deutzer Hafen hatte zudem im Rahmen strategischer Bombardierungen auch erhebliche Auswirkungen auf Poll und das Schütte-Werk. Schließlich richteten die Amerikaner als ersten Rheinübergang im Kölner Raum am 14. April direkt oberhalb der zerstörten Südbrücke eine Pontonbrücke mit Anschluss an den Bayenthalgürtel ein. Die zerbombten, offenstehenden Schütte-Werke am rechtsrheinischen Ende der Brücke wurden von Menschen überflutet, die die Brücke überquerten und unterwegs nach Brauchbarem Ausschau hielten. Trotzdem waren 1947, als der Wiederaufbau des Werks begonnen wurde, noch erhebliche Restbestände an Rohmaterial und reparaturfähigen Maschinen vorhanden. Ein Stamm überlebender Fachkräfte und langjähriger Betriebsangehöriger begann mit dem Wiederaufbau. Auch die Wohnsituation im benachbarten Poll besserte sich erst langsam.

Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg
Das 50. Jubiläum der Selbständigkeit Schüttes im Jahre 1955 markierte den vorläufigen Abschluss des Wiederaufbaus. Der Verwaltungsbau wurde mit zwei Vollgeschossen und Flachdach wieder aufgebaut, die aufwendigen Details vereinfacht, die Fassaden neu verputzt. Erkennbar ist noch die aus doppelten Vorlagen gebildete, beide Geschosse umfassende Gliederung. In den erweiterten und aufgestockten Zwischenbau zur Montagehalle zogen Ausstellungsräume für den weiterhin in kleinerem Maße betriebenen Handel mit Maschinen anderer Marken ein. Die Montagehalle selbst konnte in weitgehend unveränderter Form wieder errichtet werden, so dass das Nebeneinander von Handelshaus und Werkshalle bis heute die Front des Schütte-Werks an der Allee auf dem Poller Rheindeich prägt.

In dem heute von einem Urenkel Heinrich Schüttes geführten Familienunternehmen werden am Standort Poll bis heute die Mehrspindel-Drehautomaten der Firma produziert. Daneben verfügt man über ein weltweites Netz an Tochter- und Partnerunternehmen, die im Bereich Werkzeugmaschinen aktiv sind.

(Alexander Kierdorf, Institut. Industrie – Kultur – Geschichte – Landschaft, 2020)

Internet
www.schuette.de: Schütte-Gruppe. Tradition – Erfahrung – Fortschritt (abgerufen 28.06.2021)

Literatur

Alfred H. Schütte GmbH & Co KG; Welcker, Claus (o.J.)
Schütte 1880-2005. o. O.
Klein-Meynen, Dieter; Meynen, Henriette; Kierdorf, Alexander (1996)
Kölner Wirtschafts-Architektur von der Gründerzeit bis zum Wiederaufbau. Köln.
Schütte, Alfred H. (1955)
75 Jahre Schütte 1880-1955. Bilder vom Schütte-Werk und bemerkenswerte Daten zur Firmengeschichte aus Anlaß des 75jähr. Bestehens des Unternehmens Alfred H. Schütte, Köln-Deutz, Werkzeugmaschinen- und Werkzeugfabrik. Köln.

Werkzeugmaschinenfabrik Alfred H. Schütte in Poll

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Alfred-Schütte-Allee 76
Ort
51105 Köln - Poll
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1910 bis 1912

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Alexander Kierdor, 2020: „Werkzeugmaschinenfabrik Alfred H. Schütte in Poll”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327288 (Abgerufen: 26. April 2024)
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