Wohnhaus Hauptstraße 352 in Porz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 52′ 49,27″ N: 7° 03′ 19,63″ O 50,88035°N: 7,05545°O
Koordinate UTM 32.363.206,55 m: 5.638.320,91 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.574.323,32 m: 5.638.867,16 m
  • Wohnhaus Hauptstraße 352 in Porz (2020)

    Wohnhaus Hauptstraße 352 in Porz (2020)

    Copyright-Hinweis:
    Hess, Alexander / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
    Fotograf/Urheber:
    Alexander Hess
    Medientyp:
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Am historischen Ortsrand von Porz, wo bis ins ausgehende 19. Jahrhundert die Porzer Windmühle stand, ist das Wohnhaus Hauptstraße 352, Ecke Postraße heute für den aus Norden kommenden Reisenden ein weithin sichtbarer Blickfang. Es erhebt sich direkt in der Achse der Porzer Hauptstraße, die hier nach Westen schwenkt.
Mit der Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte sich das ehemalige Dorf Porz zwischen 1900 und dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) zu einem industrialisierten Landstädtchen, dessen Einwohnerzahl sich auf über 3.000 verdreifachte. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in der Siedlungs- und Baustruktur wieder.

Baubeschreibung
Das Objekt ist ein zweigeschossiges, stuckverziertes Gebäude auf quadratischem Grundriss, welches traufständig (mit 5 Achsen) zur Hauptstraße liegt. Am rechten Teil der sehr breiten Giebelseite (4 Achsen) wurde ein zweigeschossiger Vorbau mit Stuckfassade, Flachdach, hoher Brüstung und abgeschrägter Ecke angefügt. Dieser ist mit seiner abgeschrägten Seite und dem Balkon nordwärts auf die Achse der Hauptstraße ausgerichtet und stellt eine südliche Begrenzung der platzartigen Erweiterung der Straßenkreuzung Hauptstraße, Poststraße und Mühlenstraße dar.

Der Kernbau des Hauses stammt höchstwahrscheinlich aus der Mitte der 19. Jahrhunderts und spätestens aus den frühen 1880er Jahren. Darauf verweisen sowohl die Proportionen, wie die große Tiefe des Gebäudes, die flache Dachneigung, als auch die streng symmetrisch gegliederte Fassade. Auch der Stuck könnte aus dieser Zeit (Spätklassizistisch) stammen und wurde beim Anbau mit moderneren Elementen (Neobarock/Jugendstil) bereichert. Das Haus wurde im Inneren ursprünglich durch einen Mittelflur mit Treppenhaus und Korridoren zur Querschließung erschlossen.
An der Fassade zur Poststraße stand bis in die 1960er Jahre das Prozessions- und Wegekreuz aus dem 18. Jahrhundert des Prozessionsweges von Urbach nach Porz. Nach längerer Zwischenlagerung erfolgte 1979 die Sanierung und Aufstellung des Prozessionskreuzes an seinem heutigen Standort am nahegelegenen Friedrich-Ebert-Ufer, abseits der Hauptstraße.
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Der spätere Anbau
Nach der Jahrhundertwende 1900 fügte man den Vorbau hinzu, dessen Fußbodenniveau leicht unterschiedlich zu dem älteren Gebäudeteil an der Hauptstraße ist. Diese Erweiterung könnte im Zuge der beginnenden Verstädterung und dem damit einhergehenden Bevölkerungswachstum erfolgt sein. Mit seiner Grundrissform und der nach ländlichem Vorbild breiten Traufseite mit mittigem Eingangsbereich, in Verbindung mit dem vorstädtisch anmutenden Stuck und dem Vorbau, nimmt das auffällige Objekt in exponierter Lage eine besondere Stellung ein. Es stellt den Übergang zwischen den ländlich-traufständigen Backsteinbauten und den städtisch orientierten Mietstockwerkhäusern mit Stuckfassade dar.

Beschreibung der Stuckfassade
Die Stuckfassade zur Hauptstraße verfügt über plastischen Stuck des Historismus, wie die Fensterüberdachungen des ersten Obergeschosses in Form von muschelgefüllten Dreiecksgiebeln, das durchgängige konsolgetragene Sohlbankgesims und das konsolgetragene leicht vorspringende Traufgesims.
Der Stuck des Eckbaus sowie der Giebelseite zur Poststraße ist weniger vollplastisch und mit seinen flächigen und floralen Elementen eher dem Jugendstil zuzuordnen. Die profilgerahmten Fenster an der Poststraße sind mit kielbogenartigen Verdachungen mit Blumenfüllung im ersten Obergeschoss und mit horizontalem Gesims mit Blumen im Erdgeschoss gestaltet.
Am aufwendigsten wurde die vom Jugendstil beeinflusste Stuckfassade des Vorbaus ausgeführt. Zu nennen sind der mit Blumenornamenten und Wappenschildern gestaltete Balkon, die als Dächlein gestalteten Überdachungen der Fenster im ersten Obergeschoss und die Sonne im zentralen Brüstungsfeld.
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Neuere Entwicklungen
Obwohl das Gebäude seit vielen Jahren leer steht, ist es auch im verwahrlosten Zustand eine auffällige städtebauliche Dominante. Zusammen mit den verbliebenen drei Villen der Jahrhundertwende von 1900 an der Porzer Hauptstraße und der dem Jugendstil verpflichteten evangelischen Lukaskirche bildet das Wohnhaus ein für Porz bedeutendes historisches Siedlungsensemble und Zeugnis der Siedlungsentwicklung.
Umso gravierender ist deshalb auch sein jahrelanger Leerstand und der damit verbundene Verfall in Folge unterbliebener Pflege- und Instandsetzungsarbeiten. Viele Jahre befand sich das Areal im Besitz der Stadt Köln.
Im Jahr 2016 wies der Arbeitskreis „Denkmal des Monats“ im Kölner Regionalverband des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutzs auf die Missstände hin und erklärte das Objekt zum „Denkmal des Monats“ im April 2016, um die städtischen Entscheidungsträger sowie die Bevölkerung auf die baukünstlerische Qualität aufmerksam machen. Der AK sprach sich für eine behutsame Sanierung aus.

Im Oktober 2019 informierte die GAG Immobilien AG Köln, dass sie das Baudenkmal sowie das nach Süden angrenzende Areal erworben habe und hier öffentlich geförderten Wohnraum errichten möchte. Aufgrund des Leerstandes befindet sich das Baudenkmal in einem schlechten Zustand. Daher sollen in Abstimmung mit dem Stadtkonservator die straßenwärtigen Fassaden erhalten, saniert und fehlende Teile wiederhergestellt werden. Der Gebäudekörper inklusive des Dachstuhls soll durch einen Neubau ersetzt werden (www.ksta.de).

Denkmalschutz
Das Objekt „Wohn- und Geschäftshaus, Hauptstraße 352“ in Köln-Porz ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmallistennummer 543, eingetragen am 01.07.1980).

(Alexander Hess, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2020)

Internet
www.stadt-koeln.de: Denkmalliste der Stadt Köln, Suche: Hauptstraße 352 (abgerufen 30.07.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
www.ksta.de: „Albäät“ wird wieder schön gemacht (Kölner Stadt-Anzeiger vom 07.02.2020, abgerufen 31.07.2020)
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Wohnhaus Hauptstraße 352 in Porz

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 352
Ort
51143 Köln - Porz
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1840 bis 1889

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Wohnhaus Hauptstraße 352 in Porz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-318937 (Abgerufen: 20. April 2024)
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