Aus dem stark zerklüfteten Gelände des Friedenspulvermagazins Raderthal der Festung Köln schuf der Kölner Gartendirektor Fritz Encke (1861-1931) von 1923 bis 1926 den „Volkspark Raderthal“. Dieser war Teil der Grüngürtelplanung von Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876-1967) und des Städtebauers Fritz Schumacher (1869-1947), wonach zahlreiche radiale Grünzüge des Äußeren Grüngürtels jenseits der Militärringstraße in den Siedlungskörper führen und ihn verlängern sollten.
Als klassischer Volkspark sollte er allen Teilen der Bevölkerung unterschiedliche Möglichkeiten zur Betätigung, für Erholung, Spiel und Sport bieten. Der Aufbau des Parks war stark architektonisch gegliedert. Die einst sechs Hektar große zentrale Volkswiese wurde von vier Ringwällen (in denen ursprünglich das Schießpulver lagerte) gefasst, um die sich die unterschiedlichen Bereiche (Reigenplatz, Naturtheater, Planschbecken und Leseraum) gruppierten. Eine breite, teilweise waldartige Promenade umfasste die Anlage. Im Norden zur geplanten Bebauung, am Rande des ehemaligen Pulvermagazins, erstreckten sich in West-Ost-Richtung die Schmuck- und Sondergärten mit diversen Blumenanlagen, Sitznischen und Pergolen und einem markanten Brunnentempel. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1950/51 mit dem Bau der englischen Volksparksiedlung zur Verkleinerung und teilweisen Überformung des Parks. 2001 erlebte die in Vergessenheit geratene Anlage durch die Wiederherstellung der Ziergärten als einer gemeinsamen Initiative des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz mit einer Bürgerinitiative und durch zahlreiche Sponsoren ihre Wiedererweckung. Im Jahr 2002 erhielt der Park offiziell den Namen seines Schöpfers Fritz-Encke-Volkspark.
Der Brunnentempel Am östlichen Ende der breiten, von den einzelnen Sondergärten gefassten Wiesenachse im nördlichen Teil des Parks erhebt sich sichtbar der kreisrunde Brunnentempel. Nur wenige im Stil des Expressionismus gehaltene Elemente gliedern den strengen Bau. Bekrönt wird er durch ein Kuppeldach mit einem breiten Dachüberstand. Jeder der vier Eingänge wird jeweils von zwei Pfeilern flankiert, auf denen eine Figur eines Kindes steht. Die insgesamt acht Kinder stellen die vier Jahreszeiten dar. Sie sind das Werk des in Koblenz geborenen Bildhauers Carl Christian von Mering (1874-1944). Als Schüler von Wilhelm Albermann (1835-1913) und Georg Grasegger (1873-1927) an der Kölner Handwerker und Gewerbeschule schuf er unter anderem zahlreiche Grabmonumente im Raum Köln und die bekannte Figur des Poller Milchmädchens auf dem Efeuplatz. Die Wände zwischen den Eingängen des Tempels sind sowohl außen als auch innen mit einem als Bank gestalteten Sockel versehen. Ein profiliertes Rundbogenfenster mit stilisierter Pflanze lockert die Wandfläche auf. Nach außen spitz zulaufende Dreiecke gliedern als stilisierte Sonnenstrahlen die Decke des Dachüberstandes. Im Zentrum des Innenraumes steht der Brunnen. Nachdem der historische Trinkbrunnen in der Nachkriegszeit verlustig ging, weihte man am Tag des offenen Denkmals im September 2006 den neuen Brunnen mit Edelstahlsockel und bronzener Brunnenschale des 1943 in Bukarest geborenen Künstlers Serban Rusu ein.
Im Sommer 2019 bot der 2006 renovierte Brunnentempel ein etwas verwahrlostes Bild. Neben einigen Graffiti trat abbröckelnder Putz am oberen Bereich der Wände (auch im Innenbereich) und vor allem am Dachüberstand ins Auge und ließ ein undichtes Dach oder defekte Regenabflussrohre vermuten. Dadurch waren auch die Figuren gefährdet. Ebenfalls wurden zahlreiche Risse und Schäden am Mauerwerk der Staudenbeete und Pergolen festgestellt. Mit seiner Präsentation als „Denkmal des Monats“ im September 2019 wollte der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz das Denkmal ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen und eine baldige Sanierung anregen. Die von der städtischen Verwaltung vorgenommene Prüfung der Schäden des Brunnentempels ergab, dass die Regenabflussrinnen nicht einwandfrei funktionieren und deshalb für die Schäden verantwortlich sind. Die Sanierung soll noch 2020 beginnen (www.ksta.de).
Hinweis Das Objekt „Fritz-Encke-Volkspark mit Brunnentempel in Raderthal“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Volkspark Raderthal und Siedlung Volkspark (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 365).
Denkmalschutz Der Fritz-Enke-Volkspark ist als „Volkspark, Grünanlage mit Pavillon“ in Köln-Raderthal ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmallistennummer 240, eingetragen am 01.07.1980).
(Alexander Hess, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2020)
Internet www.stadt-koeln.de: Denkmalliste der Stadt Köln, Suche: Volkspark (abgerufen 30.07.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024) www.ksta.de: Brunnentempel soll saniert werden (Kölner Stadt-Anzeiger vom 11.02.2020, abgerufen 30.07.2020) www.stadt-koeln.de: Fritz-Encke-Volkspark (abgerufen 30.07.2020) deu.archinform.net: Fritz (Wilhelm) Schumacher (abgerufen 30.07.2020)
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